Das Bauprojekt im Gernsbacher Wörthgarten hat beim bundesweiten Brownfield24 Award 2023 den zweiten Platz erreicht. In der Kategorie „Bestes Brownfield: Besonders nachhaltig“ landete das Vorhaben hinter dem Duisburger Rheinpark, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
Beide Projekte haben gemeinsam, dass sie zunächst sogenannte Brownfields waren. Das sind Brachflächen, die aufgrund von Bodenverunreinigungen nicht oder nur eingeschränkt nutzbar sind.
Auf dem ehemaligen Pfleiderer-Areal – wie der Wörthgarten auch genannt wird – stammten die Schadstoffe im Boden von einem ehemaligen Imprägnierwerk. In diesem wurden von 1858 bis 1952 unter anderem Bahnschwellen mit hochgiftigem Quecksilber-Chlorid behandelt.
Erdreich des Wörthgartens war stark verunreinigt
Undichte Tauchbecken und Unachtsamkeit führten dazu, dass das Erdreich mit unterschiedlichen arsenhaltigen Salzen, Quecksilberchlorid oder Steinkohlenteeröl verseucht worden ist. Im Zuge der Entwicklung des Wörthgartens wurden rund 80 Prozent der Altlasten saniert. Kostenpunkt: etwa 7,5 Millionen Euro.
In Gernsbach wurde besonders nachhaltig agiert.Raphael Thießen, Geschäftsführer bei Brownfield24
„In Gernsbach wurde besonders nachhaltig agiert“, sagt Raphael Thießen auf Nachfrage dieser Redaktion. Er ist der Geschäftsführer des Unternehmens Brownfield24. Hinter dem gleichnamigen Award steht demnach keine Stiftung oder kein Verband, sondern eine Netzwerk- und Dienstleistungsplattform für Altlastenareale und Revitalisierungsprojekte.
Damit bewege sich Brownfield24 in einer Nische, die zunehmend an Bedeutung gewinne, so Thießen. Ziel des Preises sei es, entsprechende Projekte zu honorieren. Hinter dem Award steht eine achtköpfige Jury mit Geschäftsführern, Verbandsvorsitzenden und Journalisten, die vorwiegend im Bau- und Flächenrecycling-Bereich tätig sind.
Brownfield24 Award gibt es seit fünf Jahren
Thießen betont, dass sie unabhängig seien und sich nur einmal im Jahr im Zuge der Preisverleihung treffen. Mittlerweile gebe es den Brownfield24 Award seit fünf Jahren. Dass das Projekt Wörthgarten in Gernsbach 2023 auf Rang zwei gelandet ist, begründet Thießen wie folgt: „Die Fläche lag sehr lange brach. Eine Entwicklung galt lange als kaum umsetzbar. Nun haben die Projektbeteiligten gezeigt, dass es doch möglich ist.“
Die Jury habe zudem die aufwendige Sanierung der Altlasten positiv hervorgehoben. So sei der Wörthgarten letztlich in der Kategorie „Besonders nachhaltig“ auf den zweiten Platz gewählt worden.
Gernsbachs Bürgermeister Christ ist stolz auf Rang zwei
„Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung für alle, die die Entwicklung des Wörthgartens ermöglicht haben. Ich bin stolz auf diese Auszeichnung und danke insbesondere der Krause-Gruppe für die konsequente Entwicklung dieser früheren Brachfläche sowie den Büros Arcadis Germany GmbH und Kompakt GmbH für die Begleitung der Sanierung“, wird Gernsbachs Bürgermeister Julian Christ (SPD) in einer Mitteilung der Stadt zitiert.
Die Murgterrassen sind auf der Zielgeraden.Nicoletta Arand, Pressesprecherin Stadt Gernsbach
Die Bauarbeiten im Wörthgarten laufen derweil auf Hochtouren. Auf der 30.000 Quadratmeter großen Fläche entsteht ein Mix aus Wohnen, Gewerbe und Nahversorgung. Zum aktuellen Stand des Vorhabens sagt Nicoletta Arand, Pressesprecherin der Stadt Gernsbach: „Die Murgterrassen sind auf der Zielgeraden.“
Danach folgen weitere Arbeitsschritte – etwa weitere Bauarbeiten für den Kreisel vor dem Wörthgarten. Doch wie sieht der genaue Zeitplan aus? Anfang des Monats hatte Christ mit Blick auf den Edeka-Rohbau gesagt, „dass wir möglicherweise noch dieses Jahr hier einkaufen können“. Einen Fertigstellungstermin für das „Jahrhundertprojekt“ will die Stadt auf Nachfrage dieser Redaktion aktuell aber noch nicht nennen. Arand: „Das kann man noch nicht sagen.“