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Arbeitsgruppe sucht Perspektiven

Das Gernsbacher Altstadtfest soll wieder vor allem ein Fest der Gernsbacher werden

Das Gernsbacher Altstadtfest hat sich verändert. Eine Arbeitsgruppe will die Veranstaltung weiterentwicklen, damit sie eine Zukunft hat.

Auch bei anderen Formaten sehr beliebt: Unser Bild zeigt den Gewölbekeller der Kulturwerkstatt von Annegret Kalvelage bei der langen Denkmalnacht im Jahr 2019.
Auch bei anderen Formaten sehr beliebt: Unser Bild zeigt den Gewölbekeller der Kulturwerkstatt von Annegret Kalvelage bei der langen Denkmalnacht im Jahr 2019. Foto: Veronika Gareus-Kugel

Die Arbeitsgruppe „Zukunft Altstadtfest“ ist seit Oktober 2020 dabei, Ideen für ein neues Konzept zu erarbeiten. Oder besser gesagt dafür, das dritte September-Wochenende wieder zu dem zu machen, wie es die Gernsbacher und die Besucher einst lieben gelernt haben.

Das Motto: „Back to the Roots“ also. Denn „der Trend geht nach unten“, verdeutlichte Michael Chemelli beim Blick auf die Teilnahme der städtischen eingetragenen Vereine. 2018, bei der bis dato letzten Auflage (2019 gab es wegen der 800-Jahr-Feier kein Altstadtfest), haben gerade mal noch 13 davon am Festbetrieb mitgewirkt.

Einziger Musikverein war die Stadtkapelle, nur zwei der vielen Fastnachtsvereine waren dabei. Nicht ein Gewerbetreibender aus dem historischen Stadtkern nutzte vor vier Jahren die Gelegenheit, seinen Betrieb beim Fest zu präsentieren, nur vier von circa 30 Gernsbacher Gastronomen taten dies.

Die Statistik der Arbeitsgruppe, die Chemelli in der Stadthalle präsentierte, weist auch sonst keine guten Zahlen aus: 1982 waren 101 Teilnehmer am Festbetrieb registriert, 2018 nur noch 58. Die Anzahl der Keller ist in dieser Zeit von 14 auf einen einzigen geschrumpft. Nur die Liste der externen Teilnehmer hat sich vergrößert: Gab es davon vor 40 Jahren nicht einen, waren 2018 25 der 58 verbliebenen Mitwirkenden von auswärts.

Das Fest muss weiter entwickelt werden.
Michael Chemelli, Arbeitsgruppe Altstadtfest

Diesen Trend „wollen wir stoppen“, erklärte Chemelli den Antrieb der zwölfköpfigen Arbeitsgruppe: „Wenn das so weiter geht, müssen wir uns die Frage stellen: Braucht es das Altstadtfest dann noch?“ Man befinde sich in einer schwierigen Situation, die verdeutliche: „Das Fest muss weiter entwickelt werden.“

Beim Altstadtfest in Gernsbach werden die Keller vermisst

Aber wie? Darüber diskutierten am Dienstag knapp 50 Bürger, größtenteils Vereinsvertreter, aber auch Gewerbetreibende und Anwohner. Sie alle waren im Vorfeld gebeten worden, einen Fragebogen auszufüllen. Die Ergebnisse stellten Jonas Sämann und Regina Meier vor. Der Wunsch, der am lautesten zu vernehmen war, hieß: „Keller, Keller, Keller.“ Nahezu jeder, der einen Verbesserungsvorschlag unterbreitete, hofft, dass wieder mehr Gewölbekeller das Fest bereichern.

Die Stadt gibt aber bisher wenig Anlass zur Hoffnung, dass dies auch eintritt. Bürgermeister Julian Christ (SPD) verwies auf die Love-Parade-Katastrophe am 24. Juli 2010 in Duisburg, bei der 21 Menschen ums Leben kamen und mindestens 652 weitere zum Teil schwer verletzt wurden. Danach haben sich einige Vorschriften verschärft, etwa was die Rettungswege betrifft. Das Stadtoberhaupt versprach aber, dass sich die Verwaltung mit jeder Idee, mit jedem Vorschlag auseinandersetzen werde, die das Altstadtfest in Zukunft bereichern könnte.

Für die 44. Auflage, die vom 16. bis 18. September, stattfindet, gilt das noch nicht, dafür laufen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren, so Christ. Der Bürgermeister machte klar: „Jeder, der sich um das Altstadtfest sorgt, muss sich einbringen, jeder Stand ist eine Bereicherung.“

Aus Sicht der Anwohner sei es eine Bereicherung, wenn man beim Altstadtfest die Randalierer und Wildpinkler in den Griff bekommen würde. Auch Müll und Verkehr über die drei Tage seien ein Problem, ebenso die Parkplatzsituation für die Menschen in der Altstadt. Die Gewerbetreibenden monieren bei der Fragebogenaktion des Arbeitskreises, dass die Aktionen und Angebote im Vorfeld des Fests besser abzustimmen, Vereine und Firmen frühzeitiger mit einzubinden seien, außerdem vermissen sie Bänke zum Sitzen.

Vereinen fehlt das Personal

Die Vereine machen oft nicht mit, weil ihnen das Personal fehlt. Zudem klagen sie über zu hohe Auflagen und Gebühren, einige sehen eine Teilnahme auch zu weit entfernt von ihrem Vereinszweck. Als Verbesserungsvorschläge unterbreiteten sie unter anderem den Erlass von Gebühren (Stichwort Förderung des Vereinslebens und der Nachwuchsarbeit) oder einen Shuttlebus in die Stadtteile.

Die Arbeitsgruppe Zukunft Altstadtfest wird die Gesamtergebnisse ihrer Arbeit Ende November an Bürgermeister Christ übergeben. Der Dialog mit den Interessierten vom Dienstag werde darin eingepflegt, versprach Michael Chemelli, der sich bei seinen Mitstreitern im Arbeitskreis für ihr Engagement bedankte.

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