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TV Gausbach vor dem Aus

Generationenwechsel ist für Vereine im Murgtal eine große Herausforderung

Nachwuchsmangel ist für viele Vereine ein Problem. Beim Katholischen Frauenbund in Gernsbach ist der Generationenwechsel gelungen. Dagegen sieht der Vorstand beim TV Gausbach keine Perspektive mehr. Eine Bestandsaufnahme.

Drei Frauen stehen vor einem Brunnen.
Neuer Abschnitt: Doris Seiberling (rechts) hörte als Vorsitzende der Katholischen Frauen in Gernsbach auf. Katja Weißhaar (Mitte) und Susanne Haller gehören zum neuen Vorstand. Foto: Adrian Mahler

Der Turnverein Gausbach steht vor dem Aus. Bei einer Mitgliederversammlung im Oktober soll über die Auflösung abgestimmt werden. „Das tut mir in der Seele weh“, sagt der Vorsitzende Rüdiger Ochs. Er bekleidet das Amt nunmehr seit 31 Jahren. „Irgendwann kommt der Punkt, an dem nichts mehr geht“, sagt Ochs.

Damit spielt der 66-Jährige auf den Generationenwechsel an, der bei dem Traditionsverein im Forbacher Ortsteil nicht geklappt hat. Das sei in vielen Vereinen ein Problem, betont Ochs.

Auch der Katholische Deutsche Frauenbund in Gernsbach stand in diesem Jahr vor der Herausforderung Generationenwechsel. Bei diesem wurde der gesamte Vorstand nach 16 Jahren ausgetauscht. Die beiden Vereine ließen sich nicht direkt miteinander vergleichen, betont Rüdiger Ochs. Der Ansicht sind auch Katja Weißhaar und Susanne Haller aus dem Vorstandsteam des Frauenbunds. Die BNN skizzieren, wie sich die Vereine entwickelt haben und wie es zum Status quo gekommen ist.

Die starken Abteilungen sind stetig weggebrochen.
Rüdiger Ochs, Vorsitzender TV Gausbach

Rüdiger Ochs erklärt, dass früher die Abteilung Handball das Hauptstandbein des TV Gausbach war. Doch seit Jahrzehnten spielen die Handballer in der HSG Murg gemeinsam mit dem TV Forbach und dem TV Gernsbach. „Wir haben immer wieder probiert, andere Sportarten anzubieten“, erzählt Rüdiger Ochs. „Die starken Abteilungen sind aber stetig weggebrochen.“

Als Beispiel nennt der Vereinsvorsitzende das Kinderturnen für Kleinkinder. Das habe sich einige Jahre lang gut etabliert. Doch irgendwann mangelte es seiner Aussage nach an Nachwuchs. In dieser Hinsicht sei Gausbach mit seinen knapp 800 Einwohnern ohnehin nicht auf Rosen gebettet, betont Ochs.

Bereits vor zehn Jahren deutete Rüdiger Ochs Rückzug an

„Uns fehlen vor allem Leute im mittleren Alter“, sagt Rüdiger Ochs. Freiwillige, die auch Verantwortung in der Vereinsführung übernehmen könnten. Bereits vor zehn Jahren deuteten Ochs sowie der Schriftführer und der Kassier des TV Gausbach ihren Rückzug an. Sie redeten mit jedem Mitglied, um Interesse für eine Funktion im Vorstand zu wecken. Doch niemand habe Interesse gezeigt – hauptsächlich wegen mangelnder Zeit.

Der Sportplatz in Gausbach mit dem Clubhaus
Der Platz des TV Gausbach liegt verlassen da. Der Verein hat mit rückläufigen Mitgliederzahlen zu kämpfen. Foto: Reinhold Bauer

„Der endgültige Genickbruch war die gescheiterte Mountainbike-Gruppe“, sagt Ochs. Vor rund fünf Jahren sollte ein Trail vom Kaltenbronn bis zum Vereinsheim des TV Gausbach gebaut werden.

Doch das Vorhaben scheiterte laut dem Vorsitzenden an den Vorgaben zum Auerhuhn. Die Jugendlichen der Mountainbike-Gruppe hätten dann wieder aufgehört. Von ehemals 340 Mitgliedern seien beim TV Gausbach nur noch 280 übrig, betont Ochs. Nur 20 Prozent sind seiner Aussage noch aktiv.

Wenn sich der Verein mit einer Zweidrittel-Mehrheit der Mitglieder auflöst, wollen die Tischtennis-Spieler künftig beim TV Forbach trainieren. Die Skifreunde des Vereins machen privat weiter und die Montagsriege – eine Gruppe etwa für Aerobic – hört aus Altersgründen ganz auf. Im dreiköpfigen Vorstand sind laut Ochs auch alle über 60. „Ich mache mir keine Vorwürfe, denn wir haben viel investiert“, sagt er.

Vorstandswechsel beim Katholischen Deutschen Frauenbund in Gernsbach erfolgreich

Doris Seiberling war sich nach 16 Jahren als Vorsitzende mit dem restlichen Vorstand einig: Beim Katholischen Deutschen Frauenbund in Gernsbach muss ein Generationenwechsel her.

Mit den anderen Frauen habe sie sich geeinigt, dass alle gemeinsam aufhören, erzählt Seiberling. Wenn nur ein oder zwei jüngere Frauen nachgerückt wären, hätten sie sich in der Vereinsleitung nicht richtig entfalten können.

Die Suche war erstaunlich erfolgreich.
Doris Seiberling, ehemalige Vorsitzende im Frauenbund

Von Januar bis zur Mitgliederversammlung Ende Juni lief die Suche nach Nachfolgern. Die ehemalige Vorsitzende bilanziert: „Die Suche war erstaunlich erfolgreich.“ Sie lernte Katja Weißhaar nach eigener Aussage bei einer Veranstaltung kennen und konnte sie überzeugen, beim Katholischen Frauenbund einen Teil des Vorstands zu bilden.

Frauenbund fand auch neue Mitglieder

„Wir haben dann zahlreiche Frauen aus unserem weiten Bekanntenkreis angesprochen“, erzählt Weißhaar. Irgendwann kam sie mit Susanne Haller in Kontakt, die sich mittlerweile ebenfalls im Vorstand engagiert. Nach Weißhaars Schätzung war jedes zweite oder dritte Gespräch mit Frauen erfolgreich und brachte entweder neue Vereins- oder gar Vorstandsmitglieder.

Nur zwei Frauen aus dem jetzigen neunköpfigen Vorstand waren laut Weißhaar schon vorher in dem Verein. Man habe auch Frauen gewinnen können, die bisher nicht zu Gott gefunden oder ihren Glauben wiederentdeckt hätten, betont Susanne Haller. Das Erfolgsrezept hinter dem Vorstandswechsel sei, dass der ehemalige Vorstand den „Neuen“ alle Freiheiten lasse und ihnen Rückhalt gebe.

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