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Anwohner sammeln Unterschriften

In der Gernsbacher Altstadt wächst der Unmut über die Sperrung der Hauptstraße

Bei den Bewohnern der Altstadt in Gernsbach wächst der Unmut über die testweise Sperrung der Hauptstraße. Der Protest der Bewohner weitet sich aus.

Zwei Männer stehen in einer Straße.
Die Anwohner Jürgen Gelbarth (links) und Detlef Staack klagen über das hohe Verkehrsaufkommen in der Kornhausstraße in Gernsbach. Dort fahren derzeit auch verstärkt die Anwohner der Amtsstraße durch. Foto: Adrian Mahler

In der Gernsbacher Altstadt weitet sich der Protest gegen die testweise Sperrung in der Hauptstraße aus. Neben den 36 Anwohnern der Amtsstraße haben nun auch 23 Bewohner der Kornhausstraße eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Beteiligten beschweren sich in erster Linie über das hohe Verkehrsaufkommen in ihrer Straße.

Dort fahren mehr Autos durch, weil die Hauptstraße ab dem Marktbrunnen wie schon 2020 für Durchgangsverkehr gesperrt ist „Wir fordern, dass die Sperrung ein Ende hat“, sagt Initiator Detlef Staack. Mit anderen Beteiligten übergab er am Donnerstag das Schreiben mit den Unterschriften an Angela Tomic, Ordnungsamtsleiterin in Gernsbach. Nach Staacks Aussage hat eine große Mehrheit der Anwohner in der Straße unterschrieben.

Er sagt: „Es ist absurd, dass wir hier den ganzen Verkehr abbekommen.“ Die Kornhausstraße sei im Vergleich zu der Hauptstraße ein Nadelöhr, weil die Hauswände sehr eng aneinander stehen.

Dort sind etwa die Anwohner der Amtsstraße verstärkt unterwegs, weil sie vom alten Rathaus wegen einer Einbahnstraßen-Regelung nicht mehr zu ihren Häusern und Wohnungen fahren dürfen. Gerd Kappler, der seit knapp 70 Jahren in der Amtsstraße wohnt, sagt: „In der Kornhausstraße ist die Situation fast noch schlimmer als bei uns.“

Schon 2020 gab es eine Unterschriftenaktion in der Kornhausstraße in Gernsbach

Staack schildert die Situation in seinem Schreiben an die Stadt: „Zu den Hauptverkehrszeiten schiebt sich Auto an Auto über das Kopfsteinpflaster – eine erhebliche Lärmbelästigung.“ Dadurch steige auch die Belastung durch Abgase, betont er. Und für Fußgänger werde es zunehmend gefährlicher, weil es in der Kornhausstraße keinen Gehweg gibt.

Detlef Staack wohnt dort seit mehr als zehn Jahren. Schon beim ehemaligen Bürgermeister Dieter Knittel habe er den Verkehr in der Altstadt moniert, sagt er. 2020 startete er wegen der Sperrung der Hauptstraße eine Unterschriftenaktion. Diese sei trotz eines persönlichen Gesprächs mit Bürgermeister Julian Christ (SPD) erfolglos gewesen. Damals wie heute findet Staack die Sperrung am Stadtbuckel nicht sinnvoll.

„Ich glaube nicht, dass die Gastronomie davon groß profitiert“, sagt Staack. Er schließt sich der Meinung von Kappler an, dass nahezu alle Restaurants bereits einen Außenbereich hätten und auf zusätzliche Stühle und Tische auf der Straße nicht angewiesen seien. „Uns diese gravierenden Einschränkungen unserer Lebensqualität zuzumuten erscheint uns rücksichtslos“, betont Staack.

Verwaltung in Gernsbach begründet Sperrung mit Außenflächen für die Gastronomie

Vonseiten der Verwaltung heißt es auf BNN-Nachfrage, dass der Bedarf nach mehr Außenfläche bei der Gastronomie groß sei. Die Restaurant-Betreiber hätten im vergangenen Jahr die neuen Flächen genutzt, sagt Nicoletta Arand, Pressesprecherin der Stadt Gernsbach. Sie räumt aber ein, dass der Bedarf nach mehr „Verkaufsfläche“ in diesem Sommer wegen des regnerischen Wetters geringer sei.

Eine Altstadt ohne Gäste ist keine friedliche, sondern eine nicht zukunftsfähige.
Nicoletta Arand, Wirtschaftsförderin und Pressesprecherin in Gernsbach

Zudem findet in diesem Jahr wegen fehlender Planungssicherheit kein Altstadtsommer statt. 2020 haben laut Arand viele Menschen das kulturelle Angebot wahrgenommen. Die Wirtschaftsförderin betont: „Eine Altstadt ohne Gäste ist keine friedliche Altstadt, sondern eine nicht zukunftsfähige.“

Die Sperrung am Stadtbuckel steigere auch die Wohnqualität vor Ort. Laut Arand wünschen sich viele Anwohner eine verkehrsberuhigte Altstadt. Nur weil sich die Gegner intensiver äußerten, bedeute das nicht, dass sie in der Mehrzahl seien.

Bürgermeister Julian Christ betont auf BNN-Nachfrage: „Im Sinne der Aufwertung der Altstadt muss der Durchgangsverkehr reduziert oder ganz aus der Altstadt herausgenommen werden.“ Es müssten Lösungen her, die die Anwohner berücksichtigen und zugleich eine Neugestaltung der öffentlichen Plätze ermöglichen. Detlef Staack befürwortet eine vollständige Verkehrsberuhigung – mit Ausnahme von Anwohner- und Lieferverkehr. Er will Ende Juli an der zweiten Bürgerwerkstatt zum Altstadtentwicklungsprozess teilnehmen.

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