
Vor 50 Jahren, 1973, wurde der erste Spatenstich für die erste Wohneinheit zur Unterbringung von Auszubildenden ausgeführt. Mittlerweile bilden 17 Gebäude einen Bildungs-Campus und Gernsbach ist international als „Papierstadt“ bekannt. Heute sind rund 600 Auszubildende aus Deutschland, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich temporär in Gernsbach. Bei einem Informationsbesuch konnte der CDU-Stadtverband Gernsbach sich von den Dimensionen überzeugen, die in diesen 50 Jahren gewachsen sind. Mit rund 550 Betten und nahezu 100.000 Übernachtungen pro Jahr, mit rund 100 Beschäftigten am Standort und einem internationalen Einzugsgebiet der Papier- und Zellstoffindustrie ist das Papierzentrum in Gernsbach mit den Verbands- und Bildungseinrichtungen eine bedeutende Größe, so CDU-Vorsitzender Thalib Ahmad.
Zuvor hatte Hauptgeschäftsführer Andre Müller das Papierzentrum, seine Strukturen und Besonderheiten vorgestellt. Das Papierzentrum sei Standort des Geschäftsbereichs Tarifpolitik und Bildung des Bundesverbands Die Papierindustrie, Sitz der Landesverbände von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz der Papier- und Zellstoffindustrie, Weiterbildungszentrum und zusammen mit der vom Landkreis Rastatt getragenen Papiermacherschule Gernsbach – Schulzentrum Papiertechnik als besondere Berufs- und Fachschule sowie dem Bachelor-Studiengang Sustainable Science and Technology der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Karlsruhe mit den Studienrichtungen Papiertechnologie und Verpackungstechnologie ein Campus rund um die Welt des Papiers, sozusagen eine „Stadt in der Stadt“, so Müller. Von außen sei in der Gernsbacher Nordstadt nicht unbedingt zu erkennen, was sich alles um das Papier und seine Technologie, um die Arbeitsplätze und die Weiterbildung dreht. „Wir sind BildungsCampus, Tagungszentrum und Verbandszentrum“, so Müller zu der CDU-Besuchergruppe.
Bedeutung von Papier steigt
„Die Geschichte der Papierindustrie und ihre Veränderung sind im Murgtal abzulesen“, so Hauptgeschäftsführer Andre Müller. Die Bedeutung von Papier gerade im Verpackungsbereich steige weiterhin, wenn auch das Papier als Druckmedium zurückginge. „Papier ist technologisch spannend, deshalb sind die Papiermacherschule und die Studiengänge der DHBW in Gernsbach wichtig, um die Zukunftsfähigkeit auch der Arbeitsplätze zu sichern“. Weiterbildung sei daher ein wichtiges Standbein des Papierzentrums und die Kooperation mit dem Landkreis Rastatt als Schulträger und der Dualen Hochschule elementar wichtig. „Nachhaltigkeit ist durch Wiederverwertung von Papier in der Kreislaufwirtschaft ein herausragendes Merkmal unserer Industrie“, so der Chef des Papierzentrums in Gernsbach.
Müllers Vorgänger, Stephan Meißner, der ebenfalls an der Informationsrunde teilnahm, erläuterte die Bedeutung der Papierindustrie als Frühindikator der Konjunktur. Auch die Energieversorgung wurde von der CDU-Gruppe nachgefragt. Die meisten Papierfabriken haben Gas als Energieträger. Insgesamt, so Müller, sei die Papiererzeugung energieintensiv. Wasserstoff werde die künftige Energieversorgung tragen. Die Energiefrage und die künftige Energieversorgung werden zur Standortfrage, so die Diskussion. Mehr als 21 Millionen Tonnen Papier wurden in 2022 hergestellt, rund 46.000 Menschen sind in der Papier- und Zellstoffindustrie beschäftigt. „Papier begleitet uns durch den Tag, in vielen Produkten steckt Papier und Papier hat Zukunft,“ so Müller.
Bei einem anschließenden Rundgang wurden die einzelnen Gebäude besichtigt, auch der Veranstaltungsraum „Pavillon“, der aktuell von der Kulturgemeinde als Konzertsaal genutzt wird. „Wir wollen das, wir wollen uns öffnen und auch als Papierzentrum in Gernsbach wahrgenommen werden“, sagte Hauptgeschäftsführer Müller. Beim Rundgang wurden auch die auf dem Gelände ausgestellten Maschinen besichtigt und der Vorschlag aus dem Teilnehmerkreis wurde konkret: warum nicht ein Papiermuseum in Gernsbach oder eine Gelegenheit, die Herstellung von Papier zu erleben, ein „Papier-Erlebnispfad“. Es geht um die Geschichte der Papiererzeugung im Murgtal und die Wertschätzung für die Menschen, die aus Holz und Wasser dann Papier hergestellt haben, so eine Teilnehmerin. CDU-Vorsitzender Thalib Ahmad und die teilnehmenden Gemeinderäte wollen diese Idee aufgreifen.