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Hochmoor Kaltenbronn

Kostet die Rettung des Gernsbacher Moores zu viel?

Das Moor in Kaltenbronn im Nordschwarzwald soll geschützt werden. Doch das Großprojekt kostet eine Menge. Die EU sieht die Kosten kritisch.

Besonders schützenswert: Der Kaltenbronn mit seinen Mooren und Wäldern.
Besonders schützenswert: Der Kaltenbronn mit seinen Mooren und Wäldern. Foto: Marian Kratz

Das Engagement zum aktiven Moorschutz am Kaltenbronn im Nordschwarzwald wird von der Europäischen Union grundsätzlich positiv bewertet.

Der Antrag zur Finanzierung im Rahmen des EU-Förderprogramms LIFE Natur wurde wegen zu hoher Kosten aber noch nicht genehmigt und zunächst auf eine Nachrückliste genommen. Eine abschließende Entscheidung der EU sei im Frühherbst zu erwarten.

Die Bewertung des gestellten Antrags mache laut Mitteilung des Regierungspräsidiums Karlsruhe deutlich, dass die Projektpartner Naturschutzbehörde am Regierungspräsidium, Forst BW, Forstliche Versuchsanstalt und Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord auf dem richtigen Weg sind: Das Vorhaben sei nicht nur als relevant für den Moorschutz, sondern auch als dringlich eingestuft worden.

EU-Kommission hat Projektkosten als zu hoch eingestuft

Die Prüfenden haben die Vorgehensweise, den Bau von Sperren zur Wasserrückhaltung, als wirkungsvoll eingestuft. Kritisch sehe die EU-Kommission allerdings die Höhe der kalkulierten Projektkosten: Die Antragssumme von fast 20 Millionen Euro für die weitere planerische Vorbereitung, die Renaturierungsmaßnahmen, eine eingehende Wirkungskontrolle sowie eine umfangreiche begleitende Öffentlichkeitsarbeit zur Information und Besucherlenkung wurde als zu hoch eingestuft.

Für diese Summe gebe es jedoch Gründe, erläutert das Regierungspräsidium: „Beispielsweise ist das zur Wasserrückhaltung notwendige Versperren der in historischer Zeit in den Mooren am Kaltenbronn angelegten, äußerst ausgedehnten Entwässerungssysteme im hängigen Gelände des Mittelgebirges mit einem hohen materiellen und technischen Aufwand verbunden. So ist hierbei mit weit höheren Kosten zu rechnen als etwa bei der Renaturierung in ebenen Niederungslagen.“

Kein Lebensraum speichert mehr Kohlenstoff als intakte, nasse Moore.
Sprecher, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Wie wichtig der Moorschutz ist, betont auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Er bezeichnet ihn sogar als „unerlässlich: Kein Lebensraum speichert mehr Kohlenstoff als intakte, nasse Moore. Obwohl weltweit nur drei Prozent der Landfläche mit Mooren bedeckt sind, speichern diese etwa doppelt soviel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen.“

Das bestätigt Kristina Schreier. Die Leiterin des Infozentrums Kaltenbronn gab bei der jüngsten Versammlung des Zweckverbands ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der Kaltenbronn ins LIFE-Programm der EU aufgenommen und die Renaturierung umgesetzt wird. Selbiges gilt für Gernsbachs Bürgermeister Julian Christ und Hauptamtsleiter Thomas Lachnicht.

Letzterer trat jüngst auf Anfrage dieser Zeitung Sorgen entgegen, das Projekt würde aufgrund seiner Dimension mit den bestehenden Naturschutzregeln auf dem Kaltenbronn nicht zu vereinbaren seien. Natürlich handele es um eine Baustelle, wenn die Versperrungen zur Wasserretention im Bereich des Wildseemoors und des Hohlohseemoors auf einer Fläche von 1,63 Quadratkilometern errichtet werden.

Diese sollen aber mit vorhandenem Material abgedeckt und überwachsen sowie möglichst bodenschonend eingebracht werden. Erfahrungen aus ähnlichen Projekten hätten gezeigt, dass die Rückhaltung (Retention) von Wasser ihr Ziel erreichten, bestätigte Schreier.

Zur Not wird die Moorrenaturierung ohne Unterstützung der EU vorangebracht

Schon mit den Vorbereitungen und dem gemeinsamen Verfassen des LIFE-Natur-Antrags sei „ein Meilenstein für den Moorschutz in Baden-Württemberg gelungen“, meint das Regierungspräsidium. Die Zusammenarbeit der Beteiligten soll fortgesetzt werden, um die Moore am Kaltenbronn dauerhaft zu erhalten und deren Zustand zu verbessern.

Hierzu werden die Projektpartner in den nächsten Wochen besprechen, wie die Moorrenaturierung im europäischen Schutzgebiet am Kaltenbronn vorangebracht werden kann – gegebenenfalls auch ohne die erwartete Unterstützung der EU.

Hochmoore am Kaltenbronn kämpfen mit starkem Wassermangel

Unbestritten bleibe, dass dieser Inbegriff einer urtümlichen und natürlichen Moor-Landschaft für Moorkundler Anzeichen eines geschädigten Ökosystems darstellen, das der Gefahr der sukzessiven Zerstörung ausgesetzt ist. „Aufgrund ausgedehnter systematisch angelegter Entwässerungsstrukturen haben die Hochmoore am Kaltenbronn seit Jahrzehnten mit Wassermangel zu kämpfen. Dieser wird nun auch noch durch das häufiger werdende Ausbleiben sommerlicher Regenfälle verschärft“, erklärt das Regierungspräsidium die Problematik.

Die einst ausgedehnten, offenen Moorflächen schrumpften seit langem und seien aufgrund der hydrologischen Situation in einem zunehmend ökologisch ungünstigen Zustand, weshalb dringender Handlungsbedarf bestehe.

Auch aus Klimaschutzgründen sei die Wasserrückhaltung notwendig, da austrocknende Torfe Treibhausgase freisetzen und so zum Klimawandel beitragen. Im Juli bietet das Regierungspräsidium gemeinsam mit dem Infozentrum Kaltenbronn eine Exkursion für die interessierte Öffentlichkeit an.

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