Die Schulsozialarbeit arbeitet gut mit dem Jugendhaus Gernsbach zusammen. Das betont Simone Gernsbeck-Scherer. Man habe die Einrichtung früher schon gerne genutzt, die Kooperation werde jetzt unter dem neuen Träger Internationaler Bund (IB) weiter ausgebaut, kündigt die Schulsozialarbeiterin an.
Ein halbes Jahr nach dem Neustart des Jugendhauses ziehen auch Stadt und IB eine positive Bilanz. Jugendhausleiterin Stephanie Daferner hat jüngst den Gemeinderat über die Aktionen der ersten Monate seit der Eröffnung im Juni informiert: „Die bestehenden Angebote werden mit dem neuen Namen Gleis 3 sehr gut angenommen.“
Dabei habe sich das Jugendcafé zum beliebten Treffpunkt etabliert. Es findet an vier Nachmittagen ab 16 Uhr statt und richtet sich an junge Menschen von 13 bis 26 Jahren. Auch das noch relativ neue Schülercafé mit der Zielgruppe zwischen zehn und 16 Jahren verzeichne nach und nach guten Zulauf.
Jugendhaus Gernsbach hat sich bei Ferienprogramm beteiligt
2022 habe sich das Jugendhaus mit Aktionen wie dem Zirkus Papperlapapp, Dance-Workshops und Kreativangeboten am städtischen Ferienprogramm sowie beim Kinderfest, beim Altstadtfest und am Weihnachtsmarkt beteiligt. Hinzu kamen eine Schools-Out-Party auf der Murginsel, Sport-, Freizeit- und Ausflugsangebote. Eine generationsübergreifende Aktion ist das Spielecafé: Spielbegeisterte jeden Alters treffen sich jeweils an einem Samstag im Monat zum Spielen, berichtet Daferner.
Eine wichtige Säule im Gesamtkonzept seien die Beratungsangebote. Die Leiterin, die früher Schulsozialarbeiterin in der Handelslehranstalt Gernsbach war, weist darauf hin, dass die Gespräche im Jugendhaus-Büro unter vier Augen jederzeit möglich seien. Daneben gebe es allgemein gehaltene Beratung und Aufklärung zu Themen wie Drogen und Aufklärung sowie eine Mitmachaktion zum Welt-Aids-Tag.
In Kooperation mit den Schulen führt das Jugendhaus Pädagogik- und Präventionsveranstaltungen zu Themen wie Team- und Vertrauensbildung, Mobbing, Pornografie und Geschlechtervielfalt durch. Weitere Kooperationen bestehen mit der Psychologischen Beratungsstelle Gaggenau und der Suchtberatung Gernsbach.
Zudem wurden Netzwerke mit der Schulsozialarbeit an Gernsbacher Schulen und mit hiesigen Vereinen und Institutionen gebildet und Kontakte geknüpft für eine Kooperation mit dem „queerKAstle“ (Karlsruher Zentrum für queere Vielfalt) und dem Jugendhaus „la vie“ (queeres Jugendzentrum Karlsruhe).
Bereits im Juli fand die Wahl eines Jugendhausrats statt. 39 Beteiligte wählten drei Vorsitzende. Der Rat tagt mindestens vier Mal im Jahr und beschäftigt sich mit Themen wie Zusammenleben im Jugendhaus, Konfliktbewältigung und Gestaltung. Über den Jugendhausrat können Themen in die Sitzungen des Jugendhausteams und in den Gemeinderat einfließen. „Eine sehr sinnvolle Einrichtung“, lobt SPD-Stadträtin Emely Knöpfle, die sich ein solches Gremium auch für die Gesamtstadt wünschen würde.
Das Jugendhausteam besteht neben Stephanie Daferner aus Friedemann Roth und Charlene Stellmach. Seit September 2022 wird das Team von Lucy Seifried unterstützt, die sich im Bundesfreiwilligendienst engagiert.
Gemeinderat Gernsbach stellt Jugendhaus positive Bilanz aus
„Schon ein halbes Jahr nach dem Neustart hat sich das Jugendhaus mit dem IB als Träger hervorragend bewährt“, unterstreicht Bürgermeister Julian Christ (SPD) das gute Ergebnis und zeigt sich erfreut über die positive Entwicklung: „Das zeigt uns: Es war der richtige Weg.“ Damit meint er vor allem zwei wegweisende kommunalpolitische Entscheidungen, die man in Gernsbach getroffen hat: Zum einen den Kauf des Jugendhauses, zum anderen die Trägerschaft der Stadt aufzugeben und sie in professionellere Hände zu übergeben.
Bestätigung kommt aus den Reihen des Gemeinderats. Thalib Ahmad (CDU) und Birgit Gerhard-Hentschel heben die guten Nutzungszahlen hervor. Beide betonen jedoch auch, dass man als Gemeinderat die Jugendlichen ernst nehmen müsse: „Sie sind ein Teil der Stadt.“
Den Eindruck, dass dies nicht überall der Fall sei, bestätigt Daferner: „Wir müssen an der Sichtweise arbeiten auf die Jugendlichen.“ Die hätten in Gernsbach teilweise das Gefühl, „dass sie hier nicht wirklich erwünscht sind“. Viele hätten zum Beispiel gar nicht geglaubt, dass das Jugendhaus überhaupt wieder eröffnet, blickt Daferner auf die Skepsis der Jugend gegenüber den Entscheidungsträgern der Stadt.
Diese sei durch einen Vorfall bei einem Jugendfest auf der Murginsel bekräftigt worden, als um 17 Uhr plötzlich die Polizei auf der Matte gestanden habe – ohne, dass etwas vorgefallen wäre, versichert Daferner. Auch Ahmad kennt die Geschichte und betont: „Das geht gar nicht.“
Zu den Plänen für das Jahr 2023 gehören im Gleis 3 unter anderem der Aufbau einer Jugendbeteiligung, der Ausbau der mobilen Jugendarbeit und die Erweiterung der regelmäßigen Angebote durch neue Impulse von außen und innen.