Die vom Himmel fallenden Sternschnuppen verwandelten sich in blinkende Sterntaler und segneten ein armes Waisenmädchen mit unendlichem Reichtum. Wer eine Sternschnuppe am Nachthimmel gesehen hat, der darf sich was wünschen, heißt es im Volksmund. Ob Märchenmotiv der Gebrüder Grimm oder Volksglauben, die leuchtenden Glücksbringer faszinieren.
Der astronomischen Wissenschaft der Meteore erlegen ist Thomas Felgner, der seit 1987 ehrenamtlich die Meteoriten-Ortungskamera auf dem Dach des Albert-Schweitzer-Gymnasiums betreut.
„Als Meteor wird das Aufleuchten von Sternschnuppen bezeichnet, die in der Hochatmosphäre verglühen“, erklärt Felgner und führt aus: „Bei einer größeren Helligkeit mit einer Magnitude von Minus 6 spricht man von einem Boliden oder einer Feuerkugel“.
„Die Vorstellung, Teil eines internationalen wissenschaftlichen Projekts zu sein hat mich begeistert“, erzählt der ehemalige Fluggerätemechaniker aus Lautenbach. „Die 4,5 Milliarden Jahre alten kostbaren Botschafter aus dem All sind älter als die Erde selbst und liefern Aufschluss über die stoffliche Zusammensetzung außerirdischer Materie und die Entstehung des Sonnensystems“.
Täglich spannt der 67-Jährige die analoge Leica Kleinbildkamera, die auf einem stählernen Gerüst auf dem Dach des Albert-Schweitzer-Gymnasiums steht, putzt den gewölbten Spiegel, auf den die Kamera gerichtet ist, schaut auf seinen Einsatzplan und programmiert die Zeitschaltuhr.
Am Ende des Monats schickt er den Film von der Kamera an den Astrophysiker Dieter Heinlein vom Institut für Planetenforschung in Augsburg, der die Aufnahmen von zehn Kamerastationen entwickelt und auswertet. Im Mittel sichtet das Europäische Feuerkugelnetz mehr als 50 Meteore.
Es gibt noch Probleme mit der Dauerbelichtung.Thomas Felgner, Hobbyastronom
Zu den Highlights seines ehrenamtlichen Engagements gehört, dass die Aufnahmen der Meteoriten Ortungskamera in Gernsbach mit dazu beitragen konnte, dass im Juni 2018 im Bereich Renchen Meteoritenteile aus dem Asteroidengürtel gefunden werden konnten. Ebenso half die Aufnahme aus Gernsbach, die drei Teile des im April 2002 gefallenen „Neuschwanstein Meteroriten“ mit einer Gesamtmasse von rund sechs Kilogramm, bestehend aus der seltenen Gesteinsgruppe Enstatit-Chondrit, in den bayrischen Alpen aufzuspüren.
Mit einem 1:1 Modell des Meteoriten, wurde er seinerzeit belohnt, während das kostbare Original des Meteoriten Neuschwanstein II im Rieskrater Museum in Nördlingen ausgestellt ist, erzählt der Hobby-Astronom, der auch langjähriges Mitglied der Sternfreunde Durmersheim ist.
Derzeit wird mit der Umstellung auf ein digitales Kamerasystem zur automatischen Beobachtung von Feuerkugeln experimentiert. Doch gebe es hierbei noch Probleme mit der Dauerbelichtung und den empfindlich auf Temperaturunterschiede reagierenden Kamerachips, so Thomas Felgner.