Skip to main content

Zwischen Rastatt und Gernsbach

Millionen für ein zweites Gleis: Machbarkeitsstudien für den Ausbau der Murgtalbahn präsentiert

Der Landkreis Rastatt setzt auf die Schiene. Für den zweigleisigen Ausbau der Murgtalbahn will er einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Murgtalbahn
Zu oft eingleisig: An entscheidenden Stellen fehlt der Murgtalbahn noch das zweite Gleis. So wir hier am Hördener Kreisel mit Blick Richtung Gernsbach (rechts die Firma Glatfelter). Foto: Thomas Senger

20 Jahre nach der Elektrifizierung der Murgtalbahn soll die Strecke zwischen Rastatt und Gernsbach für einen zweistelligen Millionenbetrag erneut fit für die Zukunft gemacht werden.

„Kreistag und Landkreis haben das Ziel, das Erfolgsmodell Murgtalbahn weiterzuführen“, erklärte Landrat Christian Dusch in einem digitalen Pressegespräch, bei dem die Ergebnisse der bei der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie vorgestellt wurden.

Hauptziele sind demnach, die derzeitigen Kapazitätsengpässe zu beseitigen und so mehr Personen- und auch Güterverkehr auf die Strecke zu bringen.

Ausbau der Murgtalbahn: Drei Engstellen müssen beseitigt werden

Um dies zu erreichen, ist es notwendig, die Abschnitte zwischen Rastatt-Beinle und Kuppenheim, im Bereich des Bahnhofs Bischweier und nördlich des Bahnhofs Gernsbach zweigleisig auszubauen, wie Reinhard Bickelhaupt von der AVG erläuterte. „Durch den relativ dichten Fahrplantakt gibt es hier wenige Zeitfenster für eine Optimierung. Wir müssen also an die Infrastruktur.“

Mit dem geplanten Ausbau erhielte Kuppenheim dann auch den schon lange geforderten Eilzughalt. Profitieren werde gerade im Bereich des Güterverkehrs das untere Murgtal, so die Einschätzung von Bickelhaupt. „Die Nachfrage wird in den nächsten Jahren aber sicher weiter steigen. Und dann spüren wir das bis Gernsbach und auch darüber hinaus.“

Die Trasse ist von Schwarzwaldstraße und B462 eingeklemmt.
Fabio Bohner, Albtal-Verkehrsgesellschaft

Auch wenn der Gernsbacher Umbauabschnitt vergleichsweise klein ist, bringt er besondere Herausforderungen mit sich, so Fabio Bohner von der AVG. „Hier geht es sehr eng zu, die Trasse ist von Schwarzwaldstraße und B462 eingeklemmt.“

Bohner rechnet daher mit zusätzlichen Untersuchungen vor Ort, da Anpassungen des Straßenlaufs notwendig werden, um Platz für ein zweites Gleis zu schaffen. Dies betrifft insbesondere den Bereich auf der Höhe der Werkseinfahrt von Glatfelter, wo eine Verschiebung der bestehenden Straßenführung im Raum steht.

Herausforderungen beim Ausbau der Murgtalbahn

Vor allem naturschutzrechtliche Dimension haben dagegen die Herausforderungen für den Kuppenheimer Streckenabschnitt. Hier reicht der Platz in der Regel, um das zweite Gleis talaufwärts bis zur Bahnunterführung linksseitig, danach rechtsseitig zu führen.

Knackpunkt wird vornehmlich der geschützte und wasserführende Brüchelgraben sein, da sein Lauf für das zweite Gleis benötigt wird. „Er muss früher ausgeleitet werden“, so Bohner. Vergleichsweise unproblematisch zeigt sich der Ausbau bei Bischweier oberhalb des Gewerbegebiets. Hier geht es maßgeblich darum, durch das zweite Gleis einen Knotenpunkt mit Begegnungsverkehr zu schaffen.

Wie viel soll der Ausbau kosten?

Wird der Ausbau so kommen, wie in der Machbarkeitsstudie vorgesehen, kostet er nach derzeitigen Schätzungen 36 Millionen Euro. Planungs- und Baunebenkosten sind hier noch nicht inbegriffen. Die größten Posten machen dabei die Modernisierung der Leit- und Sicherheitstechnik mit 10,2 Millionen Euro, der Bau des neuen Gleises mit rund 9,4 Millionen Euro und die Oberleitungsanlage mit rund 5,5 Millionen Euro aus.

Wir sind erst den ersten Schritt gegangen.
Mario Mohr, Landratsamt Rastatt

Bis das Projekt Wirklichkeit wird, werden voraussichtlich siebeneinhalb bis neun Jahre vergehen. „Das ist ein ganz, ganz langer Weg, der noch vor uns liegt“, so Mario Mohr vom Landkreis. „Wir sind erst den ersten Schritt gegangen.“ Aber man investiere auch in die nächsten „20, 40 und noch mehr Jahre“.

Gernsbachs Bürgermeister hat die Fahrgäste im Blick

Eine Einschätzung, die Gernsbachs Bürgermeister Julian Christ (SPD) teilt. „Die Murgtalbahn ist eine wichtige Lebensader, die gestärkt werden muss.“ Die baulichen Veränderungen seien daher „tragbar im Sinne der Nachhaltigkeit“. „Die Freude überwiegt, der Landkreis hat unsere volle Unterstützung“, so Christ im Gespräch mit dieser Redaktion.

Wir wissen ja jetzt schon von Missständen.
Julian Christ, Bürgermeister von Gernsbach

Vor allem die bessere Taktung für die Fahrgäste sei ein Pluspunkt. Mit Blick auf den Zeithorizont plädiert er aber auch dafür, einzelne Maßnahmen vorzuziehen und schnell zu handeln. „Wir wissen ja jetzt schon von Missständen“, verweist der Bürgermeister auf das analoge Stellwerk, das zu immer wieder diskutierten langen Schließzeiten führt.

Spätestens nach dem Ausbau der Murgtalbahn werden sich die Schließzeiten verbessern – auch bei einer höheren Taktung, betonte Landkreisdezernent Mario Mohr. Dies liege daran, dass sich gesamte Signal- und Sicherheitstechnik ebenfalls erneuert wird. Da es sich bei der Murgtalbahn aber um eine Eisenbahnstrecke und nicht um eine Straßenbahntrasse handelt, seien die Sicherheitsvorschriften andere und weniger flexibel als im Straßenbahnbetrieb, so AVG-Mann Bickelhaupt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang