Die Historie, das ist einfach ihr Thema. Dabei weist die Vita von Cornelia Renger-Zorn noch eine ganze Menge anderer eindrucksvoller Facetten auf. Denn außer Geschichte hat sie auch Jura und Klassische Philologie studiert.
Jetzt überrascht die Gernsbacherin mit einem historischen Roman, der die Leser mitnimmt ins 11. Jahrhundert und mitten hinein in die Ereignisse, die der sogenannte Investiturstreit im Murgtal und am Oberrhein nach sich zog.
„Wesentliche Personen des Romans sind historisch verbürgt“, berichtet sie von den Herren von Michelbach, die vor 1056 die erste nachgewiesene Höhenburg in Süddeutschland errichtet haben. Zeitlich stehen ihnen die Herren von Eberstein nicht um viel nach. Urkundliche Erwähnung finden sie 1085 im Zusammenhang mit einer Schenkung in Klosterreichenbach.
Wesentliche Personen des Romans sind historisch verbürgt.Cornelia Renger-Zorn, Autorin
„Auch die im Buch geschilderten Lebensumstände Kaiser Heinrich IV. entsprechen den Tatsachen.“ Bei der Entwicklung von Szenen und Charakteren hat die Autorin aus vielen zeitgenössischen Quellen geschöpft und somit ein Bild geschaffen, das die damalige Ära authentisch abbildet.
Aber was hat sich denn damals genau zugetragen? Da muss sie ein bisschen weiter ausholen, bis zum Hoftag in Worms. Dort kam es zu einem gesellschaftlichen Eklat. Der Kaiser trat vors Fürstenhaus und bat darum, von seiner Frau geschieden zu werden. Ein historisch verbriefter Schritt, von dem die Geschichtsbücher ebenso zu berichten wissen wie von dem klaren Nein, mit dem Heinrich IV. gezwungen war, an der schon in Kindertagen arrangierten Heirat festzuhalten.
Faszination für die „Ära der Heinriche“
Cornelia Renger-Zorn, die ein Fan der „Ära der Heinriche“ ist, wie sie versichert, war seit jeher von diesem Hoftag und seinen Hintergründen fasziniert. Jetzt nutzte sie die kreative Freiheit, die sie als Autorin genoss, und fügte den Fakten ein paar Besonderheiten hinzu, etwa die jüdische Ärztin Mirjam. Sie wurde an den Hof geholt, um den Kaiser von einer merkwürdigen Krankheit zu heilen, von der wohl auch immer wieder in historischen Berichten die Rede ist.
Heinrich kränkelt also. Obwohl das im Grunde gar nicht so recht sein kann, ist die Schriftstellerin davon überzeugt, dass der Kaiser sonst kaum an den vielen Schlachten hätte teilnehmen können, an denen er beteiligt war. Doch die Wahrheit darüber, was ihm fehlte und was bloße Gerüchte sind, wird sich heute kaum mehr ermitteln lassen.
Als jene Mirjam auf den Plan tritt, wird bereits munter Ränke geschmiedet. Werinhard von Michelbach und Berthold von Eberstein nutzen die Gunst der Stunde, um ihre Macht auszubauen. Sogar ein neuer Ort namens Gernsbach wird gegründet. Und es wird schändlich gehetzt. „Ein fanatischer Wanderprediger verbreitet religiöse Unruhe und schürt den Hass auf die Juden. Die Geschehnisse im Reich und im Murgtal verbinden sich immer enger und laufen auf eine Tragödie zu.“
Autorin recherchierte akribisch für ihr Werk
Schicksalsjahre folgen, als der Gang nach Canossa ansteht. Statt Frieden zu erwirken, wird Heinrich in Italien festgesetzt. Während seiner jahrelangen Abwesenheit läuft im Murgtal genau wie im übrigen Deutschland alles aus dem Ruder. Als es in Rotenfels obendrein noch zu einem grausigen Mord kommt, herrschen Angst und Schrecken.
Lange hat die Autorin an ihrem Werk gefeilt, hat sich tief hineinbegeben in die Geschichte von vor rund 1.000 Jahren, hat Texte aus alten Urkunden einfließen lassen, sich den Sprachstil und die Denkweise der damaligen Zeit zu eigen gemacht, die typischen Merkmale des 11. Jahrhunderts herausgearbeitet und die Zeit erlebbar gemacht, in der sich der Aufbruch in eine neue Ära spüren lässt. Ein gleichermaßen spannendes wie auch lehrreiches Abenteuer.