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Der Winter kehrt zurück

Obst- und Gartenbauvereine im vorderen Murgtal sind trotz Kälteeinbruchs noch zuversichtlich

Nach dem Frühlingsstart meldet sich noch einmal der Winter zurück. Was bedeutet das für die Obstkulturen in der Region?

Eine Biene sitzt auf einer Blüte eines Kirschenbaums nahe des Neckars. +++ dpa-Bildfunk +++
Es darf nicht zu kalt sein: Erst ab Temperaturen von zehn bis zwölf Grad fliegen Bienen zu einem intensiven Bestäubungsflug aus. Foto: Tom Weller picture alliance/dpa

April, April, der macht was er will. Der Winter meldet sich nach einem sommerlichen Frühlingsstart nach den Osterfeiertagen mit kalten Temperaturen und Schneefall bis in die tiefen Lagen nochmal zurück.

Zu den Auswirkungen dieses Kälteeinbruchs auf die Obstkulturen im vorderen Murgtal und ob Ernteausfälle zu befürchten sind, fragten die BNN bei den Obst- und Gartenbauvereinen Gernsbach und Gaggenau nach.

„Es gibt viele Faktoren, die für einen guten Obstertrag verantwortlich sind“, erläutert Udo Janetzki, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins. Der Schneefall im Höhenort Reichental, der auf 400 Metern liegt, sei an sich erst einmal gut als Wasserlieferant für die ausgetrockneten Böden.

Kritisch seien die frostigen Temperaturen für die sogenannten Frühblüher unter den Steinobstbäumen, wie den Zwetschgen-, Mirabellen- und Pfirsichbäumen. Doch es seien nicht allein die eisigen Minusgrade, die der Blüte zusetzen können, betont Janetzki, sondern der Umstand, dass erst ab einer Temperatur von zehn bis zwölf Grad die Bienen zu einem intensiven Bestäubungsflug ausfliegen.

Es gibt viele Faktoren, die für einen guten Obstertrag verantwortlich sind.
Udo Janetzki, OGV-Vorsitzender

Nach durchschnittlich zwei Wochen verlieren die Bäume ihre Blühkraft wieder und innerhalb dieser Zeit müssen sie bestäubt werden, so dass sich der Fruchtansatz entwickeln kann. Inwieweit die Bestäubung erfolgt sei, lasse sich erst etwa 14 Tagen später feststellen, wenn zu erkennen ist, dass sich die Fruchtansätze entwickeln. Da die Apfelblüte nicht nur im Höhenort, bis auf die frühen Sorten, erst später beginnt, sei diese von den bisherigen Wetterkapriolen unbeeinflusst.

Südländische Baumarten kalt erwischt

Lediglich eine richtige Frostnacht mit Minusgraden verzeichnet Jürgen Maier-Born, Vorsitzender des OGV Bad Rotenfels. Dieser Bodenfrost schade in der Regel den hochstämmigen Frühblühern mit einer Wuchshöhe von zwei Metern aufwärts nicht. Allerdings hätten die „südländischen Baumarten“, wie Aprikosen, Mirabellen und Pfirsiche die Minusgrade buchstäblich kalt erwischt. Auch die frühblühenden Birnen-, Zwetschgen- und Kirschbäume könnten Minusgrade weniger gut wegstecken.

Bisher hätte er jedoch nur wenige braune, sprich erfrorene Blüten an den Bäumen feststellen können, erklärt Maier-Born und zeigte sich bei der zu erwartenden Ernte „noch zuversichtlich“ - anders als eine Kollegen rund um Ettlingen.

„Vor vier Jahren gab es drei Frostnächte in Folge mit bis zu minus sieben Grad, da gab es einen kompletten Ernteausfall auf den Streuobstwiesen“, erinnert sich Maier-Born.

Der Totalausfall aus dem Jahr 2017 ist auch Martin Groß noch in Erinnerung. Trotz des trockenen Sommers 2018, in dem viele Früchte viel zu früh abgefallen seien, konnte noch eine gute Ernte erzielt werden, erklärt der Vorsitzende des OGV Gernsbach. Im Folgejahr schmälerten langanhaltende Hitzerekorde und Regenmangel wiederum den Ertrag. Eine äußerst gute Apfelernte verzeichneten die Vorstände unisono im vergangenen Jahr trotz Spätfrost und Trockenheit.

Wassernebel soll Blüten schützen

Im professionellen Obstanbau beugt eine sogenannte Frostschutzberegnung dem Erfrieren der empfindlichen Blüten vor. Der versprühte Wassernebel legt sich dabei als schützende Hülle um die Blüten und sorgt dafür – ähnlich wie bei einem Iglu –, dass die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt absinken kann, erklären die Vorstände, die für Hausgärten mangels Equipments ungeeigneten Schutzmethode.

Hinsichtlich des Phänomens der sogenannten „Alternanz“ rechnen Groß ebenso wie Jürgen Neuendorf vom OGV Gaggenau mit weniger Ertrag als im Vorjahr. Denn hat ein Obstbaum viele oder sehr viele Blüten angesetzt, investiert der Baum im Folgejahr weniger Energie, um neue Äste und Blütenknospen anzulegen – er legt sozusagen ein Ruhejahr ein.

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