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Jahrhundertprojekt für 60 Millionen Euro

Grünes Licht für Gernsbacher Pfleiderer-Areal

Der Gernsbacher Gemeinderat hat der erneuten Offenlage des Bauprojekts auf dem Pfleiderer-Areal zugestimmt. Doch es gab auch Gegenwind: Die CDU-Fraktion forderte, das laufende Bebauungsverfahren im Wörthgarten zu stoppen.

Ein Bagger fährt über eine Schuttfläche.
Fortschritt: Ein Bagger ist derzeit auf dem Pfleiderer-Areal in Gernsbach zugange. Zuvor kam es etwa durch den Reptilienschutz immer wieder zu Verzögerungen. Foto: Adrian Mahler

Grünes Licht für die Bebauung auf dem Pfleiderer-Areal: Der Gernsbacher Gemeinderat hat am Montag mehrheitlich den Plänen in der erneuten Offenlage zugestimmt (22 Stimmen zu sieben Gegenstimmen).

Im Herbst soll die Sanierung der Schadstoffe im Boden des Wörthgartens (besser bekannt als Pfleiderer-Areal) beginnen. Danach sollen dort unter anderem zwei Supermärkte, Wohnungen und Naherholungsflächen mit Treppen zur Murg entstehen.

Wegen der Lage direkt am Fluss hatte die CDU-Fraktion einen Antrag gestellt, den Tagesordnungspunkt zu verschieben und die laufende Planung zum Bauprojekt zu überdenken. Das lehnten die Räte mehrheitlich ab (sieben Stimmen dafür, 20 dagegen und eine Enthaltung).

Wir halten das geplante Projekt für unverantwortlich.
Frauke Jung, CDU-Fraktionssprecherin

Vor dem Hintergrund der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hatte CDU-Fraktionssprecherin Frauke Jung betont: „Wir halten das geplante Projekt für unverantwortlich. Eine so massive Bebauung an dieser hochgradig gefährdeten Stelle würde die dort geplante Tiefgarage in Windeseile in ein Regenrückhaltebecken verwandeln.“

Wer trotzdem für die jetzige Planung stimme, mache sich für mögliche Katastrophen mitverantwortlich, appellierte die Fraktionssprecherin an die Gemeinderäte.

Jetzt könne nichts mehr so beurteilt werden wie vor zehn Tagen, betonte Jung. „Wir müssen das Thema Hochwasserschutz vollkommen neu bewerten.“

Bürgermeister Christ findet Vergleich mit Hochwasser-Katastrophe „absurd“

Es sei absurd, die Katastrophe in Westdeutschland mit der Situation in Gernsbach zu vergleichen, betonte Bürgermeister Julian Christ (SPD).

Er wies darauf hin, dass der entsprechende, mehrstufige Hochwasserschutz in Gernsbach zuletzt einstimmig vom Gemeinderat beschlossen wurde. „Bei den Maßnahmen ist bereits der Klimawandel berücksichtigt“, sagte Christ. Die Pläne seien nach dem Lastfall Klimawandel erstellt worden.

Uwe Meyer betonte, dass es nicht gut sei, die Katastrophe in Westdeutschland politisch zu instrumentalisieren. Der Fraktionssprecher der Freien Wähler sprach bei der Bebauung des Pfleiderer-Areal von einem „großen Fortschritt für Gernsbach“. Thomas Hentschel (Grüne) stimmte dem zu: „Wir sollten das Verfahren nicht stoppen.“

Das Thema Hochwasser müsse aber nochmal verstärkt in den Blick genommen werden. Alexander Hoff wies die Bedenken der CDU zurück. Nach der Aussage des Stadtrats von den Freien Wählern war das Areal auch während der industriellen Nutzung schließlich keine „lauschige Flussaue“.

„Unglaublicher Kraftakt“ für das Pfleiderer-Areal

Volker Arntz (SPD) befürwortete den Genehmigungsplan für den Wörthgarten ebenfalls: Die Gemeinderäte, der Bürgermeister, die Verwaltungsmitarbeiter und die Fachplaner hätten in einem „unglaublichen Kraftakt“ lange um das Projekt gerungen.

Er verwies auf die Gegner, die Horrorszenarien aufgebaut, Nebelkerzen gezündet und fünfmal die Kommunalaufsicht bemüht hätten, um den Prozess zu verhindern. Arntz bilanziert: „Die Industrieruine hat die Stadtentwicklung jahrzehntelang belastet.“ Mit der zweiten Offenlage bestehe nun die Chance, einen entscheidenden Schritt Richtung Ziel zu machen.

„Wir müssen dann nicht mehr auf verrottete Hütten auf vergiftetem Boden schauen“, sagte Volker Arntz.

Stefan Eisenbarth von der CDU äußerte dagegen Bedenken zum Artenschutz. Dass dort aktuell die Bagger wieder im Einsatz sind, hält er für fraglich. „Wie kann nachgewiesen werden, dass dort keine Eidechsen sind?“

In den Bereichen, wo Tiere festgestellt wurden, seien Folien zur Vergrämung ausgelegt worden, hieß es vonseiten der Umweltplanungs-Firma arguplan. Kurz vor dem Baubeginn seien diese entfernt worden.

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