Grund war die Baugenehmigung für das neue Quartier „Im Wörthgarten“, die Bürgermeister Julian Christ (SPD) an Harry Krause überreichen konnte.
Einen dicken Karton voller Unterlagen nahm der Geschäftsführer des Investors, der Krause-Gruppe aus Bayreuth, in Empfang und geriet sogleich ins Schwärmen: „Ich denke, dass wir 2024 hier eine blühende Landschaft sehen werden.“
Bis dahin liegt aber noch viel Arbeit vor den beteiligten Firmen, die sich mit einer ausgeklügelten Logistik um die Aushubmaßnahmen des kontaminierten Erdreichs kümmern. Allen voran die Firma Kompakt GmbH, deren Diplom-Geologe Hans-Joachim Fischer die Abläufe auf der Baustelle koordiniert.
Pfleiderer-Areal: Geschäftsführer Harry Krause spricht von anspruchsvollem Projekt
Am Dienstag gewährte er bei einem ausgiebigen Rundgang über den als Weißbereich bezeichneten, versiegelten Baustellenbereich tiefe Einblicke in die Konversion des Areals, auf dem von 1858 bis 1952 Bahnschwellen imprägniert wurden. Die Aushubarbeiten sollen nach aktuellem Stand noch in diesem Frühjahr beendet sein. Dann beginnt die Auffüllung der Gruben mit natürlichem Material und zur Versiegelung für die geplanten zwei Tiefgaragen.
„Das Projekt ist und bleibt anspruchsvoll für alle Beteiligten. Die zwischenzeitlich erteilte Baugenehmigung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Realisierung dieses Projekts“, betonte Geschäftsführer Harry Krause gestern und zeigte sich sehr zufrieden mit dem bisher „störungsfreien Bauablauf und dankbar für das große Verständnis, das die Öffentlichkeit, vor allem die Anwohnerschaft dem Großprojekt entgegenbringt“.
Das war nicht immer der Fall, wie beim intensiven fachlichen Austausch zwischen Fischer und dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, Stefan Krieg, zur Sprache kam. Letzterer, als Architekt beruflich ebenfalls mit dem Thema Altlasten vertraut, war einst in der Bürgerinitiative Giftfreies Gernsbach engagiert, die lautstark eine vollständige Entgiftung des rund 30.000 Quadratmeter großen Grundstücks forderte.
Gernsbacher Grüne haben ihren Frieden mit dem Pfleider-Areal gemacht
Inzwischen haben die Grünen in Gernsbach ihren Frieden mit dem Projekt gemacht, auch wenn sie betonen, sich mehr gewünscht zu haben, was die Entsorgung der Altlasten am Ufer der Murg betrifft. „Auch dank der Bürgerinitiative haben wir erreicht, dass circa 80 Prozent des belasteten Bodens entsorgt werden“, meinte Krieg nicht unzufrieden.
Schließlich seien die Grünen grundsätzlich für die Konversion von stillgelegten Gewerbegebieten, zumal sie neue Baugebiete auf der grünen Wiese ja konsequent ablehnen. „Wir wollen an der Gestaltung der Stadt pro-aktiv mitwirken und nicht in die Fundamental-Opposition gehen“, erläuterte Krieg zum gefundenen Kompromiss auf dem Pfleiderer-Areal. Ein Wermutstropfen aber bleibe: dass die Grundwasserreinigungsanlage weiterläuft. Das bestätigte Fischer.
7,5 Millionen Euro für die Altlastensanierung
Insgesamt fließen rund 7,5 Millionen Euro für die Altlastensanierung in den Wörthgarten, bis zu 4,5 Millionen Euro verschluckt allein der Schadenskern – dort, wo sich die ehemaligen Kyan-Becken befanden, die den Boden vor allem mit unterschiedlichen arsenhaltigen Salzen, Quecksilberchlorid oder Steinkohlenteeröl verseucht haben.
„Wir sind froh, dass tatsächlich so viel saniert wird“, freute sich auch SPD-Fraktionschefin Irene Schneid-Horn beim Rundgang über die Baustelle und stellte fest: „100 Prozent wären utopisch gewesen.“ Sie zollte der Projektentwicklerin großen Respekt und sprach von „guten Nerven“, die es gebraucht habe, um so weit zu kommen.
Das bestätigte Uwe Meyer: „Mit der Krause-Gruppe kam der Turnaround, das war ein Glücksfall“, erinnerte der Fraktionsvorsitzende der Freien Bürgervereinigung an die lange Zeit vergeblichen Versuche, einen Investor für das Pfleiderer-Areal zu finden. Diesem attestierte auch Ernst-Dieter Voigt (parteiloses Gemeinderatsmitglied) „hoch professionell“ zu arbeiten.
„Dass wir heute an diesem entscheidenden Punkt angekommen sind, ist das Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen der Krause-Gruppe und den von ihr beauftragten Fachfirmen, den beteiligten Behörden des Regierungspräsidiums und des Landratsamts, dem Gemeinderat und unseren Fachämtern“, unterstrich Bürgermeister Christ „das gut geglückte Zusammenspiel aller Beteiligten“.