
Lebensrettende Organe sind Mangelware. Zu wenige Menschen sind in Deutschland bereit zu spenden. „Zeit, Zeichen zu setzen“, lautet daher das Motto am Tag der Organspende, der in diesem Jahr am 3. Juni, in ganz Deutschland begangen wird.
Zeichen setzen, aufrütteln und auf ein lebenswichtiges Thema aufmerksam machen – das möchte auch Gino Pellegrino. Deshalb wird der Sänger und Entertainer aus Gernsbach-Hilpertsau just am Tag der Organspende seinen Videoclip „Un angelo per noi“ (Deutsch: Ein Engel für uns) mit Sängerin Chiara Regenold veröffentlichen.
„Drei Jahre lag er in der Schublade, wir haben immer wieder daran gearbeitet. Doch jetzt ist er fertig und bereit, in den sozialen Medien und auf Youtube gezeigt zu werden. Einen Sponsor für diese Aktion gibt es nicht“, erzählt der 52-jährige Gernsbacher mit neapolitanischen Vorfahren.
Auch er ist Organempfänger. Der dreifache Familienvater, der hauptberuflich bei einer Baden-Badener Firma arbeitet, hat sein neues Leben einer Nierenspende im Jahr 2014 zu verdanken. „Trotz aller Einschränkungen führe ich seither ein fast normales Leben“, sagt er. „Die Spende war für mich ein großes Geschenk und ich weiß, dass ich sorgsam damit umgehen und auf mich achten muss.“
Schwer an Covid-19 erkrankt
Im Frühjahr 2020 war Pellegrino als Risikopatient schwer an Covid-19 erkrankt. Inzwischen geht es dem gelernten Bauschlosser wieder gut. Seine nebenberufliche Karriere als Alleinunterhalter hat Fahrt aufgenommen. Noch stärker als bisher will er sich dafür einsetzen, dass sich mehr Menschen in Deutschland für eine Organspende entscheiden.
Im Musikvideoclip erzählt er sein eigenes Schicksal. „Ich hoffe auf eine breite Unterstützung, damit meine Geschichte bundesweit bekannt wird.“ Pellegrino zeigt in dem Clip, wie schnell ein jeder urplötzlich auf eine Spende angewiesen sein kann. „Es kann jeden treffen, zu jeder Zeit.“ Als Transportmittel für seine Botschaft nutzt er die italienische Popmusik.
Kamerateam aus Neapel drehte Video
Das gefühlvolle Duett mit der 23-jährigen Bühler Sängerin Chiara Regenold, die heute in Haueneberstein lebt, hat Ohrwurm-Qualität. Den auf Italienisch mit deutschen Untertiteln produzierten Videoclip „Un angelo per noi“ drehte ein professionelles Kamerateam aus Neapel an Schauplätzen in Gernsbach und im Städtischen Klinikum Karlsruhe.
Der sechseinhalbminütige Streifen enthält auch einen Spendenaufruf. „Denn die Spendenbereitschaft der Deutschen ist weiter rückläufig“, bedauert Pellegrino, der auf ein Umdenken in der Gesellschaft hofft. Leider, so sagt er, habe sich im deutschen wie auch im europäischen Gesundheitssystem die Situation für Dialyse-Patienten verschlechtert. Es werde an allen Ecken und Enden gespart.
„Selbst das Essen müssen die Patienten inzwischen von zu Hause mitbringen. Das ist schon traurig.“ Mit seiner Aktion setze er sich insbesondere für Kinder in der Dialyse ein. „Denn vor allem ihnen soll es gutgehen. Die Spenden gehen an den Freiburger Verein Hilfe für nierenkranke Kinder und Jugendliche“, berichtet der Hilpertsauer, der eigenen Angaben zufolge an einer Erbkrankheit litt, „die zu Nierenversagen führen kann“.
Mehrmals die Woche zur Dialyse
Bei den sogenannten Zystennieren wachsen die Nieren übermäßig, während ihre Filterfunktion erheblich eingeschränkt wird. Als sich seine Blutwerte zunehmend verschlechterten, wurde die „Blutwäsche“ nötig. Über ein Jahr lang musste Pellegrino mehrmals die Woche über mehrere Stunden hinweg zur Dialyse. Als einziger „Ausweg aus diesem Drama“ kam für ihn schließlich nur die Nierentransplantation in Frage. „Doch die Warteliste für eine Spenderniere ist lang, manche warten heute bis zu elf Jahre.“
Nachdem sich ein Familienangehöriger als Spender zurückgezogen und sich bei seiner Ehefrau herausgestellt hatte, dass sie aus medizinischen Gründen nicht spenden darf, stellte sich eine Frau aus dem Murgtal als Spenderin zur Verfügung. „Ihr geht es gut und sie freut sich, dass es unserer Familie gut geht. Ohne sie wäre ich heute vielleicht nicht mehr da.“
Von der Erbkrankheit seien auch drei weitere Familienmitglieder betroffen, erzählt Pellegrino. „Seit Neuestem auch meine Schwester. Sie steht ebenfalls auf der Warteliste.“ Dass es in Sachen „neue Niere“ auch schneller gehen könne, zeige das Beispiel Spanien. „Das Land ist führend im Transplantationswesen in Europa“, sagt Pellegrino.
„Die Spanier sind dem Thema Organspende gegenüber sehr aufgeschlossen.“ Meist dauere es nur ein bis eineinhalb Jahre bis zur neuen Niere. „Oft müssen die Leute zuvor gar nicht in die Dialyse, von der ja bekannt ist, dass sie Gefäß- und Herz-Kreislauferkrankungen hervorrufen kann“.
Service
Spendenempfänger ist der Freiburger Verein „Hilfe für nierenkranke Kinder und Jugendliche“, Homepage: nierenkranke-kinder.de. Spende via Paypal an spende@nierenkranke-kinder.de. Spendenkonto: Sparkasse Freiburg Nördlicher Breisgau, BLZ: 680 501 01, Konto: 204 2004.