
Es ist nur ein kurzer Aufenthalt in dem heimeligen Stall. Allerlei Holzaufbauten, Bäumchen und Rindenmulch als Untergrund prägen die Szenerie. Die Hauptdarsteller allerdings können nicht lange bleiben.
Die Bündner Strahlenziegen aus der Obhut von Dominik Sämann entpuppen sich als zu widerspenstig. „Ich muss sie wegbringen, sonst könnte es sein, dass sie ausbüchsen und über den Zaun klettern“, meint Sämann, wenngleich zwei Mitarbeiter des Gernsbacher Bauhofes sich redlich mühen, die hölzerne Umzäunung noch mit etwas mehr Stabilität zu versehen. Ein eher genügsameres Bergschaf aus Tirol soll stattdessen die Ziegen ersetzen, wie Sämann ankündigt.
Lebendige Krippe ist zentraler Blickfang des Gernsbacher Weihnachtsmarktes
Die lebende Krippe bildet trotz der kurzfristigen Demission der Ziegen einen zentralen Blickfang auf dem Gernsbacher Weihnachtsmarkt, der erstmals seit drei Jahren wieder in der Altstadt über die Bühne geht. „Die Krippe soll auch ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Sie ist ein Magnet für die Kinder“, erklärt Sämann, der mit 30 Schafen und ebenso vielen Ziegen eine Nebenerwerbslandwirtschaft betreibt und diesmal seine Premiere auf dem Weihnachtmarkt gibt.

Gleich neben der Krippe hat – eigentlich genau passend – Joachim Lohmann seinen Stand aufgebaut. Er bietet diverse „Produkte vom Schaf“ an, wobei die Palette von imposanten Fellen, über Einlegesohlen und Schuhen aus Schafwolle bis zur Schafmilchseife reicht, die besonders bei trockener Haut zu empfehlen sei, weil sie eine rückfettende Wirkung hat.
„Ich habe selbst 40 Jahre lang eine Koppelschafhaltung betrieben“, sagt Lohmann, der mit seinen tierischen Produkten seit Jahrzehnten Stammgast auf dem Gernsbacher Weihnachtsmarkt ist.
Beste Laune beim „Winterzauber“ in Gernsbach
Vor bester Laune sprühen derweil wenige Meter weiter Dorina Catania und ihre Mitstreiter in einem kleinen Hinterhof. Sie propagieren den „Winterzauber“, bieten Flammkuchen und Glühwein an. Nachdem sie bei der Teilnahme am Altstadtfest viel positive Resonanz erfahren hatten, sei der Entschluss gefasst worden, nun auch den Weihnachtsmarkt zu bereichern.
„Schon am Freitagabend war der Andrang riesig. Das hätten wir so gar nicht erwartet“, sagt Dorina Catania, die mit ihrer kleinen aus Verwandten und Bekannten bestehenden Truppe die gesamte Dekoration selbst gebastelt hat, wie sie stolz anmerkt.
Schon am Freitagabend war der Andrang riesig.Dorina Catania, Standbetreiberin
Insgesamt bestücken 36 Stände den Markt. „Das sind sogar einige mehr als 2019 vor Corona“ sagt Katrin Schmitt vom städtischen Kulturamt, die maßgeblich an der Organisation beteiligt ist. Fast eine ganze Woche lang hatten die Aufbauarbeiten gedauert.
Während aus den Lautsprechern „Leise rieselt der Schnee“ ertönt, wird der Liedtext in der Gernsbacher Altstadt auch in die Tat umgesetzt, denn tatsächlich verleiht das leichte Schneegestöber dem weihnachtlichen Marktgeschehen ein Flair fast wie im Bilderbuch.

Und was ist zu tun gegen die Kälte? „Einige stehen in den Hütten auf Styroporplatten oder haben sich Wärmedecken zugelegt“, weiß Schmitt, dass die Rezepte gegen die frostigen Temperaturen recht unterschiedlich sind. Inge Siegel aus Ötigheim lässt wissen, dass „wir einen kleinen Gasofen dabei haben.
Und natürlich geht bei ihr die Erwärmung auch innerlich vonstatten: „Ich trinke Kinderpunsch.“ Seit 1998 besucht sie den Markt in Gernsbach zur Adventszeit mit ihrem Sortiment aus Edelsteinen, Mineralien und Schmuck. „Hobbymäßig fertige ich die Ketten auch selbst an“, lässt sie wissen wobei außer Gernsbach noch eine ganze Reihe von anderen Weihnachtsmärkte auf ihrem Programm steht, um dort ebenfalls ihr umfangreiches Sortiment anzubieten.
Viel Livemusik, und ein Nikolausbesuch sorgen auf der Bühne am Marktplatz für Unterhaltung, während in der Bücherei auch bei einem Bücherflohmarkt gestöbert werden kann und in der Stadthalle ein Weihnachtsmärchen aufgeführt wird.
Die 80-jährige Christa, die ihren vollen Namen nicht nennen will, und ihr 89-jähriger Ehemann verfolgen unterdessen den Auftritt der Bigband des Albert-Schweitzer-Gymnasiums aus einigen Metern Entfernung. Was reizt sie denn am Besuch des Weihnachtsmarktes besonders? „Der Glühwein schmeckt hier sehr gut“, sagt sie und ergänzt: „Das ist einfach eine tolle Atmosphäre“.