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„Es ist unsere Zukunft!“

Schülerinnen der Handelslehranstalt in Gernsbach engagieren sich für Nachhaltigkeit

Die Handelslehranstalt in Gernsbach ist seit Jahren für nachhaltige Projekte bekannt. Das ist fraglos gut für den Ruf der Schule – doch besonders wertvoll ist es für die Schüler. Wie sie von den Aktionen profitieren und welche Themen ihnen besonders wichtig sind, berichten vier Schülerinnen im Gespräch mit den BNN.

Großes Engagement: Vertreter der Handelslehranstalt in Gernsbach wie Martin Strauß, Sarah Fritz, Angelika Dikop, Anna-Lena Huck, Jana Wiegert und Jan-Olaf Kaiser (von links) setzen sich mit Projekten für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein.
Großes Engagement: Vertreter der Handelslehranstalt in Gernsbach wie Martin Strauß, Sarah Fritz, Angelika Dikop, Anna-Lena Huck, Jana Wiegert und Jan-Olaf Kaiser (von links) setzen sich mit Projekten für Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein. Foto: Christiane Widmann

Ein Windrad für den Weidenhof, ein Stand auf dem Wochenmarkt, ein Leih-Lastenrad mit Elektro-Antrieb, Upcycling-Fachsimpelei mit Schülern aus Ruanda, Umweltpräsentationen vor UN-Vertretern: Seit Jahren macht die Handelslehranstalt Gernsbach mit kleinen und großen Projekten für nachhaltiges Handeln von sich reden.

Erst vor einem Jahr gehörte eine Schülergruppe zu den Siegern der „Lass ma machen“-Klimaschutz-Challenge, die vom Bundesumweltamt unterstützt wurde. In der Folge hat die Schule sich entschlossen, jedes Jahr mindestens eine Klima-Schulaktion zu starten. Eine passende Online-Plattform ist noch im Aufbau. Nagelneu ist das Projekt „Klimaschutz-Werkstatt“: Die HLA bietet sie seit September als Ganztags-Modul an.

Es betrifft ja uns, es ist unsere Zukunft!
Angelika Dikop, Schülerin der HLA Gernsbach

Dass solche Projekte gut für den Ruf der Schule sind, ist klar. Doch vor allem profitieren die Schüler davon. „Da lernt man fürs Leben“, sagt Angelika Dikop (21), eine der Gewinnerinnen der Challenge. Das Thema Nachhaltigkeit ist ihr wichtig: „Es betrifft ja uns, es ist unsere Zukunft! Wenn jeder die Einstellung hat, die anderen machen das schon, ändert sich gar nichts.“

Ihr Credo ist deshalb: „Man tut das, was man kann“ – auch in der Schule. Sei es der Kleidertauschtag im vergangenen Schuljahr, seien es doppelseitig bedruckte Arbeitsblätter, sei es die aktuelle Idee, Mehrweg-Masken mit dem Schullogo auszugeben.

Besonders gut findet ihre Mitstreiterin Sarah Fritz (19) die Offenheit der Lehrkräfte: „Wenn man Ideen hat, werden sie ernst genommen und schnell umgesetzt.“ Dazu kommt, dass die Schule „ganz andere Chancen“ biete als die blanke Überzeugungsarbeit im Bekanntenkreis. Sie verschafft den Schülern Zugang zu Workshops und Seminaren, gibt Gelegenheiten zum Netzwerken.

„Das ist einfach eine wahnsinnige Unterstützung“, sagt Fritz. Ihr persönlich sind die Herkunft von Waren und das Thema Fleischkonsum wichtig.„Wir starten keine Revolution“, aber ihrem Eindruck nach wecken die Aktionen doch Interesse.

Anna-Lena Huck (16) zum Beispiel hat sich anstecken lassen. „Bevor ich in die Schule kam, hab ich mich nicht wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt“, sagt sie. Nun achtet sie darauf, weniger Verpackungsmaterial zu benutzen und Lebensmittel bewusster einzukaufen. In der Schule würde sie gerne bewirken, dass im Pausenverkauf Plastik durch Papier ersetzt wird.

Das ist gegenseitige Inspiration.
Jana Wiegert, Schülerin der HLA Gernsbach

Jana Wiegert (21) teilt diesen Wunsch. Ihr sind außerdem Ernährungsfragen und ein verantwortungsvoller Umgang mit Kleidung wichtig. Sie achte darauf, wenige Teile neu zu kaufen und selten online zu bestellen, sagt sie. Ihr Freundeskreis sei ebenfalls interessiert an solchen Fragen. „Das ist gegenseitige Inspiration.“

Inspiration soll auch die Klimaschutz-Werkstatt bieten. Ziel ist, Schüler zu ermutigen, „selbst etwas für den Klimaschutz zu machen“, erklärt der Lehrer Jan-Olaf Kaiser. Sie sollen noch vor Jahresende eigene Ideen entwickeln. Der Unterricht und ein Waldausflug mit einem Naturpark-Pädagogen sollen ihnen die nötigen Grundlagen vermitteln und helfen, die Kernfragen zu beantworten: „Was will ich machen? Und wie kann ich es erreichen?“

Die Projekte können zum Beispiel auf das individuelle Verhalten abzielen, technisch oder kaufmännisch ausgelegt sein. „Wir würden uns freuen, wenn die Schüler etwas machen, das die HLA weiterbringt“, sagt der Verbindungslehrer Martin Strauß. Doch auch wenn sie ein kleines Projekt für ihren eigenen Alltag umsetzen, ist genug gewonnen.

Die Klimaschutz-Werkstatt soll als Vorbild für andere Schulen dienen

Die Idee zur Werkstatt hatte der Verein Regenerative Energien Mittelbaden. Jan-Olaf Kaiser sieht sie als Pilotprojekt für andere Schulen. Deshalb sind fürs zweite Halbjahr Besuche in anderen Einrichtungen angedacht – vorausgesetzt, die Pandemie-Lage erlaubt es. Doch noch wichtiger ist die Idee, sieben bis acht Schüler als Mentoren zu gewinnen, die ihre Einsichten an andere Schüler weitergeben.

Sollte das Projekt gut ankommen, könnte es im kommenden Schuljahr weitergeführt werden. Vorausgesetzt, es gibt die HLA in Gernsbach dann trotz der sinkenden Schülerzahlen noch. Eine Entscheidung hat der Landkreis Rastatt dazu nach wie vor nicht gefällt.

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