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Wettlauf mit der Zeit

So soll das Auerhuhn auf dem Kaltenbronn besser überleben können

Das Auerhuhn ist vom Aussterben bedroht, weshalb sich viele Helfer auf die Schwarzwaldhöhen begeben, um den Lebensraum des Vogels zu verbessern.

Auerhuhn Habitatspflege Kaltenbronn: Auf der Hochfläche des Kaltenbronn drängen die Helfer das wuchernde Gehölz zurück.
Auf der Hochfläche des Kaltenbronn drängen die Helfer das wuchernde Gehölz zurück. Foto: Veronika Gareus-Kugel

Der Bestand des Auerhuhns hat im Schwarzwald in den vergangenen fünf Jahren bedrohlich abgenommen. Der Vogel ist in der Region stark vom Aussterben bedroht. Im gesamten Schwarzwald wurden 2018 nur noch rund 300 Auerhühner gezählt. Im Nordschwarzwald liegt die Anzahl der Auerhähne bereit unter 100 Tieren.

Das erzählt vom Verein „Auerhuhn im Schwarzwald“ Matthias Mohaupt. Der Verein lud am vergangenen Samstag gemeinsam mit den Ortsgruppen des Schwarzwaldvereins an den unterschiedlichsten Standorten zu einem Auerhuhn-Habitats-Pflegetag ein, auch auf den Kaltenbronn. Die Maßnahmen kommen vor allem den Auerhennen und ihren Küken zu Gute.

Der Weg bis hin zu der knapp vier Hektar großen Pflegefläche liegt hinter einer dichten Mauer aus Fichten, Dornenhecken sowie Gestrüpp und ist eine Herausforderung. Mit normalen Straßenschuhen ist der Platz kaum bis gar nicht zu erreichen. Abgestorbene Fichten sind zu überwinden, ebenso glatte Steine, Wurzel- und Astwerk. Aber das ist auch gewollt so.

Stress führt beim Auerhuhn zum Tod

Der Urvogel ist ein scheues Wildtier und Störungen besonders im Winter können für den größten Hühnervogel Europas den Stresstod bedeuten. Von einem beeindruckenden Vogel spricht Christiane Volz, Naturschutzbeauftragte des Ortsvereins Neubulach.

Die angestoßenen Pflegemaßnahmen sind ein Wettlauf mit der Zeit. Auerhennen lieben lichtdurchflutete Waldflächen, denn ihr Nachwuchs braucht in den ersten Lebenswochen viel Wärme. Ein nasser Frühsommer kann dafür sorgen, dass keines der jungen Hühnervögel überlebt.

Kahl Fläche auf dem Kaltenbronn

Anlaufstelle an diesem Samstag war für die rund elf freiwilligen Helfer aus Gaggenau und vom Schwarzwaldverein Neubulach eine Lotharfläche im Gebiet des Kaltenbronns, im Kommunalwald von Bad Wildbad. Bis zu 160 Jahre alte und 28 Meter hohe Enztalkiefern prägen die nach Süden ausgerichtete Fläche. Eine ganz besondere wertvolle und langsam wachsende Baumart, der selbst Sturm Lothar nichts anhaben konnte, sagt Revierleiter Michael Gues. Er begleitete an diesem Tag die Aktion.

Es ist ein schöner, warmer und sonniger Standort, der nicht nur dem Auerhuhn nutzt, sondern auch Reptilien wie der Kreuzotter, die es sich an dieser Stelle ebenfalls bequem machen kann oder Insekten, Spinnen und Larven, Eiweißträger für die Kükenschar. Im Winter verspeist der Charaktervogel des Schwarzwaldes gerne Kiefernnadeln, genauso wie im Frühsommer die Heidelbeere. Dichte dunkle Fichtenbestände verhindern jedoch das Wachstum der Beerensträucher.

Jäger sind auch für „Hegemaßnahmen“ da

Der sechsjährige Valentin mit Vater Moritz Merkel bei einer kleinen Pause während der Arbeit
Der sechsjährige Valentin mit Vater Moritz Merkel bei einer kleinen Pause während der Arbeit Foto: Veronika Gareus-Kugel

Zwischen abgesägten Fichten und Gestrüpp sind vereinzelt Personen zu erkennen. Hier und da wehen Gesprächsfetzen durch die Nadelbäume. Mit Handsägen und Astscheren dezimieren sie den Jungbestand an Fichten. Die aus dem Waldboden ragenden großen Steine werden freigelegt, um dem Hühnervogel später Rastplätze anzubieten zu können. Eine Motorsäge ist von Ferne zu hören. Wir benutzen nur, wenn es notwendig wird, eine Säge mit Elektroantrieb, so Mohaupt. Das Wetter ist gut und die Stimmung trotz der anstrengenden Arbeit heiter.

Für Schwarzwaldvereinsmitglied Manfred Glinka sind derlei Pflegemaßnahmen nichts Neues. Wir haben schon viele mit begleitet. Zudem sei er seit 30 Jahren Jäger und wisse, um was es gehe. Die Jägerprüfung muss Moritz Merkel aus Gaggenau erst noch ablegen.

Er meinte jedoch, dass eine Teilnahme an solchen Aktionen in der Natur viel mehr bringe als graue Theorie zu pauken. Hegemaßnahmen zur Verbesserung von Lebensräumen gehören nun mal zum „Berufsbild“ eines Jägers. Sein Sohn Valentin (6) hat ebenfalls Spaß am Sägen und zeigt selbstbewusst auf die aufgeschichteten Fichten, die als Unterschlupf im Gelände verbleiben und meint, dass er dabei mitgeholfen habe.

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