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Insolventer Verpackungshersteller

SPD-Abgeordnete Katzmarek und Weber: „Baden Board in Gernsbach ist nicht Opfer der Energiepreise“

Die SPD-Abgeordneten Gabriele Katzmarek und Jonas Weber machen sich kurz vor dem endgültigen Aus von Baden Board in Gernsbach ein Bild der Lage. Sie kommen zu einem eindeutigen Urteil.

Jonas Weber, Gabriele Katzmarek
Jonas Weber, Gabriele Katzmarek Foto: Irene Schneid-Horn

Bevor Ende dieses Monates das vermutlich endgültige Aus für die traditionsreiche, insolvente Gernsbacher Kartonfabrik Baden Board kommt, haben sich die beiden SPD-Abgeordneten Gabriele Katzmarek (MdB) und Jonas Weber (MdL) mit den Betriebsräten des Unternehmens getroffen und die aktuelle Lage erörtert.

Die Kartonproduktion steht schon seit Weihnachten still, im Geschäftsfeld Packaging werden derzeit noch die letzten Aufträge abgearbeitet. Es sind Schachteln für die Corona-Impfspritzen aus zertifiziertem Karton, die keine andere Verpackungsfirma auf die Schnelle herstellen könnte.

Beim wohl letzten Rundgang durch die Fabrikhallen konnten sich die Abgeordneten vom arbeitsfähigen Zustand der Anlagen überzeugen. „Man hätte die Produktion weiterführen können, es gab Interessenten. Doch das war nicht gewollt. Man wollte nur möglichst viel Kapital herausschlagen“, stellte Katzmarek fest. Und sie ergänzte: „Was aus den Menschen wird, interessiert einen Robert Ferstl nicht. Das ist Kapitalismus von seiner übelsten Seite.“

SPD-Politiker: Investoren haben Geld aus Unternehmen gezogen

Das Grundproblem bei Baden Board sind nach Meinung der beiden SPD-Abgeordneten nicht die aktuell in die Höhe schnellenden Energiepreise, wie es kürzlich in Medien dargestellt wurde.

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Das Grundproblem liegt Jahre zurück, als Smurfit Kappa Betriebsgelände und Produktion trennte und separate Gesellschaften gründeten. Das haben dann Finanzinvestoren ausgenutzt, um Gelder aus der Firma zu ziehen, statt zu investieren.

„Baden Board ist nicht Opfer der Energiepreise, sondern von Räuberkapitalisten“, so Gabriele Katzmarek. Sie ruft dazu auf, „Heuschrecken“ wie die Livia Gruppe und die Maperger Group von Robert Ferstl an den Pranger zu stellen.

Ob sich nun noch jemand findet, der zumindest Teile der Produktion fortsetzt, ist fraglich. Die Betriebsräte mit ihrem Berater Rainer Neumeister klammern sich an diesen Strohhalm – zumindest für den Bereich Packaging. Für Jonas Weber ist klar, dass das Aus für Baden Board nicht am Produktportfolio liegt. „Karton wird gebraucht und liegt im Trend. Es ist ein sehr ökologisches Produkt, das immer recycelt werden kann.“

Wie geht es mit den Baden-Board-Mitarbeitern weiter?

Wichtiges Thema des Austausches war auch, wie es mit den etwa 220 bereits freigestellten und den 85 noch beschäftigten Mitarbeitern weitergeht. Ob es Finanzmittel für eine Transfergesellschaft geben wird, ist ungewiss, da der Insolvenzverwalter nicht auf die separat an die Mayr Melnhof GmbH veräußerten Vermögenswerte zugreifen kann.

„Wir brauchen endlich eine Durchgriffshaftung im Insolvenzrecht“, sagte Gabriele Katzmarek und versprach, dieses Thema auf Bundesebene anzugehen.

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