Die Gaggenauer Familie Förderer freute sich über Anlaufstellen wie das Igelbachbad: „Wir haben ja gerade kein Freibad und wollten auch nicht Vereinsmitglieder im Kuppelsteinbad oder in Weisenbach werden.“ Auch in den Ortsteilbädern kam viel positives Feedback an. „Viele sagten uns, dass sie einfach froh seien, die Badesaison noch genießen zu können“, berichtet etwa Matthias Mörmann, Sprecher der Schwimmbadinitiative Lautenbach. Wie die Fördervereine in Reichental und Obertsrot hat die Initiative viel Dank und Lob für ihren Einsatz bekommen.
Der Personaleinsatz war immens.Michael Wörner, Förderverein Schwimmbad Obertsrot
Das tat den Ehrenämtlern gut: Die Saison war für sie kein Zuckerschlecken. Schon allein das Aufsichtspersonal für jeden Öffnungstag war eine organisatorische Herausforderung. „Der Personaleinsatz war immens“, sagt Michael Wörner, Schriftführer des Fördervereins in Obertsrot. Für jeden Nachmittag musste der Verein drei Personen abstellen. Die Dienstplanung wollte auch gestemmt sein. „Das war ein zusätzlicher Aufwand, der nicht unterschätzt werden darf.“
Die Schwimmbadinitiative Lautenbach stellte für ihre 57 Öffnungstage je zwei Aufseher. Matthias Mörmann ist froh über die Einsatzbereitschaft der Helfer: „Das war wirklich sehr schön und motivierend und spiegelt den guten Zusammenhalt wider.“ In Reichental kamen zusätzlich Schüler an der Kasse zum Einsatz. Unterm Strich zahlte der örtliche Förderverein ihnen 4.000 Euro als Aufwandsentschädigung, berichtet der Vorsitzende Robert Klumpp.
Angesichts des großen Aufwands waren die einzelnen Fälle umso ärgerlicher, in denen die Helfer nicht in ihr Bad gehen konnten. In Obertsrot sei die Besuchergrenze an 13 Tagen ausgereizt gewesen, berichtet Michael Wörner. „An vier Tagen mussten Gäste am Eingang warten, bis jemand das Bad verließ. Leider mussten manchmal auch Vereinsmitglieder vertröstet werden, die regelmäßig Arbeitseinsätze ableisten.“
Wir haben wirklich das Beste aus dieser Situation gemacht.Matthias Mörmann, Schwimmbadinitiative Lautenbach
Doch alle drei Vereine sind sich einig: Zumindest der Badespaß war ungetrübt. „Durch die begrenzte Anzahl der Besucher war es für die meisten noch viel angenehmer als sonst“, sagt Stefan Merkel vom Reichentaler Förderverein. Die Corona-Regeln machten in den Bädern wenig Probleme. Die Gäste zeigten sich geduldig, hielten den Abstand ein und passten Gewohnheiten wie das Frühschwimmen an die Öffnungszeiten an.
Gut kam an, dass in den drei Ortsteilbädern eine durchgängige Öffnungszeit galt, keine Vorbuchung nötig war, die Kontaktdaten nur vor Ort erfasst wurden und Gäste an vollen Tagen nachrücken konnten. „Wir haben wirklich das Beste aus dieser Situation gemacht und hoffen, dass nächstes Jahr wieder alles normal läuft“, resümiert Matthias Mörmann.
Im größten Freibad der Stadt, dem Igelbachbad, lief der Betrieb schleppender als üblich. „Es war eine besondere Saison, das muss man definitiv sagen“, sagt Matthias Heinrich. Er ist Leiter des Bäderwesens in Gernsbach und Bademeister im Igelbachbad. Bei schönem Wetter kamen einige Besucher, aber voll ausgelastet war sein Freibad so gut wie nie. Die Stadtverwaltung vermutet, dass die Ortsteilbäder wegen dem normalen Kassenbetrieb und den durchgängigen Blöcken eher lockten. „In der Corona-Zeit lässt sich auch feststellen, dass die Menschen sich gerne in ihrem etwas näher gelegenen Umfeld aufhalten“, sagt Rathaussprecherin Nicoletta Arand.
Weniger Stammgäste im Igelbachbad
Neue Gäste hat Heinrich trotzdem bemerkt, außerdem deutlich mehr Aquajogger als sonst. „An guten Tag waren schnell mal 20 bis 25 da.“ Das Becken unterhalb des gesperrten Sprungbretts ist extra für sie reserviert geworden. Heinrich erinnert sich auch an Gäste, denen das corona-konforme Kreis-Schwimmen richtig Spaß gemacht hat.
Doch es kamen weniger Stammkunden als sonst. Am Ende der Saison fiel das besonders auf: Normalerweise kommen ein paar treue Kunden dann noch zum Sonnenbaden oder auf einen Kaffee ins Bad. Dieses Jahr nicht. Ebenso auffällig: „Es waren leider weniger Jugendliche. Ist aber klar, durch unsere Corona-Einschränkungen waren ja unsere Attraktionen nicht geöffnet“, sagt er.
Auch die fehlenden Jahreskarten seien ein Problem gewesen, gibt Matthias Heinrich zu. Bei denjenigen, die gerne und oft ins Igelbachbad gehen, läppern sich die Einzeleintritte. Das klingt beispielsweise auch bei Familie Bandel an: „Das Schwimmbad ist für Familien mit Kindern uninteressant.“ Ein kaputtes Kinderbecken und kein Rutschenspaß, dazu die teure Familienkarte für zehn Euro und keine Zehnerkarten – da wichen die Gernsbacher lieber nach Kuppenheim aus. Auch die Gernsbacherin Petra Fortenbacher vermisste die Jahreskarte, sie empfand die Saison im Igelbachbad wegen der kaputten Solaranlage und der Online-Anmeldung zudem als „eingeschränkt“ und wenig „prickelnd“.
Welches Fazit zieht die Stadt, hat sich der Aufwand gelohnt? Finanziell sicherlich nicht, sagt Sean Allen Brent, der Leiter der Stadtwerke Gernsbach. „Aber es war uns wichtig, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ein kleines Stück Normalität bereitstellen zu können. Gerade auch für diejenigen, die dieses Jahr nicht wie sonst verreisen konnten.“