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Händler spüren Zurückhaltung

So lief der verkaufsoffene Sonntag in Gernsbach

Nur den Laden öffnen und dann läuft es: Das reicht den Kunden an verkaufsoffenen Sonntagen nicht mehr. Gernsbach setzt daher auf eine besondere Kombination.

Blick in die Gernsbacher Altstadt mit gefüllten Cafés
Gut besucht waren beim verkaufsoffenen Sonntag vor allem die gastronomischen Angebote. Bei den Einzelhändlern wurde oft mehr geschaut als gekauft. Foto: Nicoletta Arand

Sybille Gries gefällt, was sie sieht: Gerade hat die Inhaberin von „Sybilles Flickwerk“ noch eine Dänemark-Flagge neben dem kleinen Eisenschild aufgestellt. Jetzt kann er losgehen, der zweite verkaufsoffene Sonntag in der Gernsbacher Innenstadt. Gries freut sich schon. Und mit ihr die anderen Einzelhändler an der Hofstätte.

Gernsbacher Händler setzen auf zusätzliche Angebote

„Ich habe extra noch alkoholfreien Gin in Dänemark bestellt“, sagt die Einzelhändlerin lachend. Der sei bei der letzten Aktion vor wenigen Wochen so gut angekommen, dass sie ihn ihren Kunden gleich wieder anbieten wollte. Denn einfach nur den Laden aufsperren, das reiche heutzutage nicht mehr. „Man merkt schon, dass die Kauflaune zurückgegangen ist“, so Gries. „Deshalb sind Ideen gefragt.“

eine Frau steht in einem Friseursalon und schöpft roten Sangria in Gläser
Sangria statt Schere ist das Motto von Anita Löwenthal vom gleichnamigen Friseursalon beim Verkaufsoffenen Sonntag. Foto: Swantje Huse

Der Meinung ist auch Anita Löwenthal vom gleichnamigen Friseurladen schräg gegenüber. Ähnlich wie Gries setzt sie auch auf Getränke und Aufenthaltsqualität: Auf dem Schildchen vor ihrem Laden steht statt Gin Sangria, drumrum sind kleine Sitzgelegenheiten aufgebaut. Und neben dem Laden bieten Mutter und Schwester Gebrauchtes bei einem Mini-Flohmarkt feil.

Ich hoffe, dass sich vielleicht der ein oder andere in den Laden verirrt, der bisher noch nicht bei mir war.
Anita Löwenthal
Friseurin in Gernsbach

Als Friseurin habe sie ursprünglich gar nicht mitmachen wollen, sagt Löwenthal und grinst. „Doch dann habe ich mitgekriegt, dass alle drumrum aufmachen. Also habe ich mich umentschieden.“ Haare schneiden wolle sie an diesem Sonntag aber nur im Notfall. Auf dem Programm stehen Beratung, Verkauf von Pflegeprodukten und Terminvereinbarungen. Was ihr das bringt? „Ich hoffe, dass sich vielleicht der ein oder andere in den Laden verirrt, der bisher noch nicht bei mir war.“

Kundin kommt extra aus Baiersbronn

Dass sich diese Hoffnung erfüllen kann, zeigt sich auf der anderen Seite der Murg. Im ersten Geschoss des Sporthauses Fischer steht gerade eine sportliche ältere Dame und probiert knielange Freizeithosen an. Extra aus Baiersbronn ist sie gekommen. Wegen des verkaufsoffenen Sonntags, betont sie.

„Auf dem Weg nach Baden-Baden steige ich immer in Gernsbach um und sehe das Geschäft. Aber drin war ich noch nie.“ Und genau das wollte sie heute ändern. „Unter der Woche fühlt man sich ja immer so verpflichtet, auch was zu kaufen.“ Heute wolle sie einfach nur probieren, sagt sie und dreht sich vor dem Spiegel. Am Ende steht sie dann doch mit einer Hose an der Kasse und strahlt. „Ich habe gleich etwas gefunden.“

Sehr zur Freude von Inhaber Ernst Fischer. Der freut sich nicht nur wegen des Umsatzes, sondern weil sein Konzept nach wie vor aufgeht. Er hatte sich vor zehn Jahren überlegt, dass sich der verkaufsoffene Sonntag und die Schlossberg Historic nicht im Wege stehen, sondern ganz im Gegenteil bereichern können. „Die Herren können Rennwagen schauen und die Damen gehen shoppen.“

Die Kombination aus Attraktion und offenen Geschäften macht’s

Für Petra Zink ist dieses Zusammenspiel von Veranstaltung und verkaufsoffenem Sonntag fast schon ein Muss. Zink ist die Leiterin des Kornhauses und die neue stellvertretende Vorsitzende des Gernsbacher Gewerbevereins. „Man braucht eine Attraktion, so wird dann insgesamt etwas Großes draus.“

Die Menschen müssen einen Grund haben, am Sonntag in die Innenstadt zu kommen.
Petra Zink
Gewerbeverein Gernsbach

Am Sonntag habe das insgesamt gut funktioniert. „Es war sehr schön, dass die Altstadt und auch die Neustadt belebt waren.“ Viele Einzelhändler hätten aber dieselbe Erfahrung wie Sybille Greis gemacht. „Die Leute kommen zum Schauen, weniger zum Kaufen.“ Weniger verkaufsoffene Sonntage dürfe es aber nicht geben. „Die Menschen müssen einen Grund haben, am Sonntag in die Innenstadt zu kommen.“

Auch die städtische Wirtschaftsförderin Nicoletta Arand ist am Montag zufrieden. „Das war ein voller Erfolg und toll, wie alle mitgemacht haben“, zieht sie ein „super Fazit“. „Das ist für die Geschäfte eine gute Möglichkeit, sich und ihre Angebote zu präsentieren und zu zeigen, dass sich ein Einkaufsbummel in Gernsbach immer lohnt.“

Eine Frau steht an einem metallenen Aufsteller vor einem Laden, daneben ist eine Dänemarkflagge zu sehen
Sybille Gries von „Sybilles Flickwerk“ setzt als zusätzliches Angebot für ihre Sonntagskunden auf alkoholfreie Getränke. Nur den Laden zu öffnen, reiche nicht. Foto: Swantje Huse

Für Sybille Gries und ihren Mann Frank gilt das definitiv. „Wir haben an diesen Aktionstagen oft mehr Kunden als sonst“, sagt Frank Gries. Er führt das auch darauf zurück, dass sich das Gernsbacher Angebot von den Fußgängerzonen der meisten andere Städte unterscheidet. „Wir bieten etwas anderes und die Altstadt wird immer begehrter.“

Apropos Fußgängerzone: Von der ist das Ehepaar Gries begeistert. „Wir sehen das sehr positiv und kriegen auch positive Rückmeldungen von unseren Kunden.“ Auch ihr Fazit fällt daher rundweg gut aus. „Hier entwickelt sich was.“

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