Für Vogelfreunde hieß es am Dreikönigs-Wochenende vom 6. bis zum 9. Januar auf der Hut zu sein, denn wo immer sie sich gerade aufhielten, sollten sie die fliegenden, dem deutschen Winter trotzenden Gesellen, eine Stunde lang zählen und typisieren.
Der Nabu Baden-Württemberg hatte mit seinem bayrischen Partner LBV (Landesbund für Vorgelschutz) zum zwölften Mal zu der deutschlandweiten Aktion „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen. Sie zählt seit Jahren zu Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion. Die Resonanz, vor allem im Jahr 2021, sei riesig gewesen.
Entsprechend hofft man, dass die Aktion 2022 eine ebenso große Zählerschaft interessieren konnte. Bis es allerdings eine aktuelle Auswertung des Nabu geben kann, wird noch eine Weile vergehen, da die Meldungen bis zum 17. Januar abgegeben werden können.
Wer im Winter häufig gesichtet wird
Am häufigsten anzutreffen sind im Winter so bekannte und leicht identifizierbare Exemplare wie beispielsweise die Amsel und Elster, das Rotkehlchen, der Buchfink, Kleiber, Feldsperling, Haussperling und diverse Meisenarten. Mit ganz großem Glück kann der Beobachter auch schon einmal den prächtigen Buntspecht erspähen.
Sinn und Zweck dieser Maßnahme ist es, Informationen und Aufschluss über den aktuellen Zustand der heimischen Vogelwelt zu erhalten. Stefan Eisenbarth, seit dreißig Jahren ehrenamtlich aktiv im Naturschutz tätig, beklagt den Rückgang der Artenvielfalt im Allgemeinen.
Die vor zwölf Jahren ins Leben gerufene Vogelzählung, an der sich alle Hobby-Ornithologen beteiligen können, trügen dazu bei, belastbare Zahlen zu erhalten. Außerdem hofft er, dass auch Kinder bei der Vogelbeobachtung mit einbezogen würden, das wiederum bedeute, ihre Aufmerksamkeit und ihr Verständnis für den Artenschutz schon zeitig zu sensibilisieren.
Der Gernsbacher Experte aus Leidenschaft weist auf die bereits dokumentierten Veränderungen hin, die wiederum nicht unbedingt alle negativ zu bewerten seien. So gebe es zahlreiche Arten, die mittlerweile nicht mehr ihren Vogelflug gen Süden antreten, sondern in Deutschland überwintern.
Bundesverband gewinnt wertvolle Erkenntnisse
Das sei vor allem bei den Störchen zu beobachten. Hier macht dann wieder der Begriff Klimawandel von sich reden. Der Bundesverband nebst Landesverband gewinnt aus der Fülle der eingehenden Informationen wertvolle Erkenntnisse, ein Wissen, das im späteren Verlauf durch die Veröffentlichungen das Wissen der Hobby-Vogelkundler erweitert. Wahrhaft eine Win-Win-Situation.
Stefan Eisenbarth kann jedem Vogel den typischen Lockruf, Balzruf zuordnen. Spatzen tschilpen, die Meisen rufen Ju-dith, Ju-dith. Interessant ist, wie das Käuzchen zu seinem Beinamen „Todesvogel“ kam. Sein Ruf „komm-mit, komm-mit“ brachte ihm diesen Beinamen ein, weil in früheren, nicht elektrifizierten Zeiten oftmals nur eine flackernde Kerze am Fenster stand, in deren Schein sich vor dem Fenster Insekten tummelten.
Ein hungriges Käuzchen war da meist nicht fern. Wenn dann zufällig im Haus ein Sterbender lag, und der Ruf des Nachtvogels ertönte, entstand schnell die Verbindung zum Ruf „Komm-Mit, Komm-mit“, so konnte sich der Aberglauben schnell seinen Weg bahnen. Drum hieß es im Volksmund „Wo ein Käuzchen, da ein Toter“.
Die nächste Vogel-Zählung ist bereits terminiert. Vom 13. bis 15. Mai gibt es „Die Stunde der Gartenvögel“, ein Aufruf, der den Freunden der Piepmätze noch mehr Freude bereiten dürfte. Während diese sich in der Winterzeit still verhalten, erfreuen sie im Mai, in der Zeit der Balz, mit ihren tirilierenden, jubilierenden Gesängen, ihrem munteren Gezwitscher und Gepfeife die Vogelfreunde. Ganze Vogelscharen bringen Leben in jeden Busch, Baum und Strauch und nicht zuletzt in die sorgfältig gebauten Nester.