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Über die neue Fischtreppe zurück in die Murg

Neue Anlage der Wasserkraft Hilpertsau produziert „sauberen Strom“ für rund 900 Haushalte

2,2 Millionen Euro investieren die Brüder Hans-Georg und Gerd von Wedemeyer aktuell in die von ihnen im Juni 2019 übernommene Wasserkraft Hilpertsau GmbH & Co. KG (WKH).

Baustelle für eine Wasserkraftanlage in Gernsbach. Die neue Horizontalrechenanlage mit Ableitung zu einer Fischtreppe ist bereits in ihren Grundzügen zu erkennen.
Die neue Horizontalrechenanlage mit Ableitung zu einer Fischtreppe ist bereits in ihren Grundzügen zu erkennen. Foto: Hans-Peter Hegmann

Von Hans-Peter Hegmann

Bereits seit Ende Juni laufen die Bauarbeiten an der Anlage am oberen Eingang der Firma Baden Board. Parallel zu der technischen Modernisierung der Turbinen mit dem Ziel, die erzeugte Strommenge zu verdoppeln, erfährt die Wehranlage der WKH auch eine umfangreiche ökologische Aufwertung. Der finanzielle Aufwand dafür beträgt anteilig 1,5 Millionen Euro.

„Wir haben auch eine öffentliche Verantwortung in Bezug auf die Nutzung von Wasser. Auch wenn wir die Wasserrechte besitzen, gehört das wertvolle Gut im Prinzip allen Menschen“.

So Dr. Ing. Hans-Georg von Wedemeyer, der die Baumaßnahmen vor Ort erläuterte. Dazu gehören im Rahmen der ökologischen Aufwertung folgende Maßnahmen: Am Kanal Richtung Kartonagenfabrik wird unterhalb der Brücke eine neue, schräge Horizontalrechenanlage errichtet.

Fische gelangen über Treppe vom Kanal weg

Durch ihre Strömungswirkung erzeugt sie eine Leitfunktion für Fische, die talabwärts unterwegs sind. In der abgeleiteten Strömung gelangen die Tiere mit einem Teil des Wassers vom Kanal weg zu einer ebenfalls neuen Fischtreppe. Mit deren Hilfe können die Fische wieder in den Fluss zurück. Für den aufsteigenden Fischzug wurde bereits 2016, zusammen mit dem neuen Wehr für den Kanaleinlauf, eine Fischtreppe realisiert.

Hier wird jetzt noch zusätzlich eine neue Schützanlage am Kanaleinlauf errichtet. Sie ermöglicht bei Hochwasser die Weiterleitung des „Geschiebes“ (Geröll und Sand) und unterstützt somit die Selbstreinigung der Gewässersohle. Damit wird zusätzlich der ganzjährige Mindestabfluss von 300 Litern pro Sekunde in der Murg sichergestellt.

Die gesamte Anlage regelt sich automatisch je nach Wasserstand. Zusätzlich soll in einem zweiten Schritt die Mündung des Reichbachtales gegenüber der aktuellen Baustelle umgestaltet werden. Das Wasser wird bisher durch ein Betonrohr unter den Bahngleisen und der B 462 in die Murg geleitet. Um auch hier die Durchgängigkeit für Fische und andere aquatische Lebewesen zu erreichen, werden im Rohr sogenannte Borsten-Querriegel eingebaut.

Hohe Anforderungen wegen Schutzgebiet

Zusätzlich wird noch ein Fischaufstieg hinzugefügt. Hierbei legen die Bauherren Wert darauf, dass dies eine freiwillige Leistung ist, die nicht als Ausgleichsmaßnahme oder durch sonstige Auflagen gefordert wurde.

Da sich die gesamten Baumaßnahmen in einem FFH-Gebiet in Gewässernähe befinden, bestehen hohe ökologische Anforderungen. Diese werden durchgehend durch den Diplom-Biologen Frank Pätzold begleitet. Er betont, dass „die Umbaumaßnahmen mit der Herstellung der Durchgängigkeit für auf- und absteigende Fische einen großen Beitrag für die ökologische Funktionsfähigkeit der Murg bedeuten.

Durch die Erweiterung auf den Reichenbach wird zusätzlich ein wichtiger Baustein für die ökologische Vernetzung geleistet“. Nicht unbeachtet bei der Baumaßnahme sollte auch die Tatsache bleiben, dass dadurch über viele Jahrzehnte „sauberer“ Strom aus erneuerbarer Energie für rund 900 Haushalte erzeugt werden wird.

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