
Die Container und Kisten für die im Supermarkt verbleibenden Waren stehen an diesem letzten Verkaufstag schon bereit. Nur noch wenige Stunden, dann ist nicht nur das Jahr 2022 Geschichte, sondern der Supermarkt in der Schwarzwaldstraße in Gernsbach.
Der „große Rewe“, wie ihn viele Kunden nennen, wird nach 25 Jahren geschlossen. Er weicht einem zweigeschossigen Neubau. Die Neueröffnung ist für 2024 geplant.
Für die meisten Kunden an diesem Samstagvormittag mischte sich in das allgemeine Einkaufsgeschehen ein bisschen Wehmut. Vertrautes wird bald der Vergangenheit angehören. Genauso wie die lange Öffnungszeit bis 22 Uhr. Die meisten der umliegenden Märkte schließen ihre Pforten bereits um 21 Uhr. Damit haben sich die Späteinkäufer zukünftig zu arrangieren.
Die meisten Regale bieten an diesem Samstagvormittag einen gespenstischen Anblick der Leere. Die tags zuvor noch gut sortierten Obst- und Gemüseauslagen präsentieren sich mit großen Lücken im Sortiment, was einem Kunden, der mit seinem kleinen Sohn einkauft, ein Staunen entlockt.
Auch das Warensortiment in den Kühlregalen und Gefrierschränken ist zu diesem Zeitpunkt bereits lückenhaft. Das Angebot an Käse, Wurst und Fleisch macht ebenfalls einen deutlichen dezimierten Eindruck. Kaum Auswahl bietet noch das Regal mit Tiernahrung.
Mitarbeiter kommen in anderen Filialen unter
Was bis zu diesem Zeitpunkt nicht verkauft ist, wird auf die umliegenden Märkte verteilt. Das erklärt Sabine Stachorski von der Unternehmenskommunikation Region Südwest. Den Mitarbeitern des Gernsbacher Verkaufsteams sei ihr Arbeitsplatz sicher. Bis zur Eröffnung des neu konzipierten Marktgebäudes werden sie in benachbarten Märkten zum Einsatz kommen.
Die Beschäftigten vor Ort wollten dazu am letzten Arbeitstag in der Filiale nichts sagen. Bereits vor längerer Zeit hatte eine Betroffene gegenüber unserer Redaktion die Entwicklung positiv kommentiert. Sie müsse jetzt zwar weiter fahren, freue sich aber auf ihren zukünftigen Arbeitsplatz.
Eine Kundin, die einen Rollator vor sich herschiebend, bedauert die Marktschließung dagegen zutiefst. Seit 2014 habe sie fast täglich die Einkaufsmöglichkeit direkt vor ihrer Haustür genutzt, sagt die 82-Jährige. In Zukunft bleibe ihr nichts anderes mehr übrig, als im Discounter in der Nachbarschaft einzukaufen, was sie gar nicht gerne mache.
Zum einen finde sie sich dort nicht zurecht, zudem seien manche Produkte aufgrund ihrer Platzierung in den oberen Bereichen der Verkaufsregale für sie schwer zu erreichen. „Hier konnte ich gut einkaufe, auch deshalb, weil sofort Hilfe zur Stelle war, wenn irgendwas nicht klappte“, sagt die Frau.
Vor dem Abriss steht die Räumung
Der Abriss des Marktgebäudes wird nicht unmittelbar auf die Schließung folgen. Bevor die Abrissbirne zum Einsatz kommt, muss der Markt bis auf das letzte Regal leergeräumt sein.
Ist einmal alles dem Erdboden gleichgemacht, kann der Neubau in der Schwarzwaldstraße Gestalt annehmen. Dieser soll nach seiner Fertigstellung nicht nur neuesten energetischen Standards entsprechen, sondern auch einem modernen Einkaufserlebnis gerecht werden, teilt Stachorski mit.
Der Fokus wird deutlich auf frischen Lebensmitteln liegen.Sabine Stachorski, Rewe-Sprecherin
Die angenommene Bauzeit des 2.500 Quadratmeter großen Rewe-Neubaus liegt zwischen zwölf und 15 Monaten. Im Erdgeschoss ist eine Verkaufsfläche von 1.600 Quadratmetern vorgesehen. Des Weiteren sehen die Planungen den Bau von acht betreuten Wohneinheiten im Dachbereich vor.
Auf der größeren Verkaufsfläche als bisher will das Unternehmen „modernen Ernährungstrends mehr gerecht werden und beispielsweise ein breiteres Sortiment an bio- oder veganen Produkten anbieten. Der Fokus wird deutlich auf frischen Lebensmitteln liegen“, gibt dazu Stachorski von der Pressestelle bekannt. Vorgesehen sind ebenfalls vier Ladesäulen für Elektrofahrzeuge.
Auch dieses Mal wird das Unternehmen nur Mieter der Immobilie sein, die Aldi Süd plant. Dem ersten Zeitplan von Projektentwickler Ingo Brunner (Aldi Süd) zufolge, hätte das Vorhaben unmittelbar nach der Fertigstellung des benachbarten Aldi-Marktes starten und jetzt bereits fertig sein sollen. Nicht zuletzt die überlastete Baubranche sorgte allerdings für Verzögerung.