
Es ist kalt an diesem Morgen auf dem Kaltenbronn. Die Anzeige des Thermometers bleibt bei plus vier Grad Celsius stehen. Den rund 20 Teilnehmern sind die frischen Temperaturen weitgehend egal. Ein Großteil der Gruppe war bereits im vergangenen Jahr beim Habitatpflegetag für das Auerhuhn dabei, doch es sind diesmal auch neue Interessenten hinzugekommen.
Ein erstes Mal mit dabei ist Simone Töpler aus Kieselbronn bei Pforzheim. Die Teilnahme sei ihr Beitrag zum Erhalt des Auerwilds, sagt sie. Neu ist auch eine Beteiligung des Schwäbischen Albvereins aus Tübingen. „Man muss über den Tellerrand schauen können, um etwas zu bewegen“, meint Jörg Desecker vom Landschaftspflegetrupp des Vereins.
Am Habitatpflegetag für das Auerhuhn geht es um Flächenerweiterung
Die im vergangenen Jahr von den Teilnehmern freigeschnittene Fläche betrug an die 1,8 Hektar. Im Rahmen der diesjährigen Aktion geht es um die Flächenerweiterung.
200 Jahre alte Kiefern charakterisieren das versteckt im Wald liegende Gebiet, weitab von jedem Wanderweg im Höhengebiet. Mit Astscheren, Handsägen oder purer Muskelkraft sorgt die Gruppe für eine weitere ökologische Aufwertung des Gebiets.
Man muss über den Tellerrand schauen können, um etwas zu bewegen.Jörg Desecker
Schwäbischer Albverein
Sie befreien die für das Auerhuhn überlebenswichtigen Heidelbeeren von den sie bedrängenden Jungfichten und Gestrüpp, schaffen Lichtinseln und Freiflächen. Hindernisse werden beiseite geräumt. Es sind Maßnahmen, die insbesondere den Auerhennen und ihren Küken zugutekommen.
Das Raufußhuhn gehört zu den Bodenbrütern. Die Nester sind zumeist gut getarnt. Auch wenn das scheue Schwarzwälder Wappentier ein zäher Vogel ist, reagiert es empfindlich auf Einschränkungen seines Lebensraums und auf Störungen, erläutert Matthias Mohaupt vom Verein „Auerhuhn im Schwarzwald“.
Längerfristige Pflege notwendig
Auerwild braucht offene Strukturen zum Durchfliegen, schützende Baumkronen, eine reiche Bodenflora mit Heidelbeeren und Kräutern sowie nahrhafte Insekten. Um der Art das Überleben zu sichern, müssen mindestens zehn Prozent der Waldfläche Bestandslücken und Freiflächen sein. Auf rund 20 Prozent der Fläche braucht es lichte Waldbestände, die längerfristig gepflegt werden.
Eine weitere Säule, um den eindrucksvollen Vogel vor dem Aussterben zu schützen, ist die Hilfe von Revierförstern und Jägern. Mohaupt kann deshalb an diesem Morgen auch eine Vertreterin und Vertreter der Jägerschaft begrüßen, die sich in ihren Revieren um die Fressfeinde des Huhns kümmern.
Den Jägern liege das vom Aussterben bedrohte Auerwild sehr am Herzen, erklärt Jagdpächterin Tina Maisenbach. Doch nicht nur Fuchs und Co. bereiten Probleme, sondern auch die in den Höhengebieten zunehmenden Waschbär- und Wildschwein-Populationen, wie einer der Jäger ausführt.
Bad Wildbad unterstützt die Habitatpflege
Das Ziel der Gruppe auf dem Kaltenbronn liegt im Kommunalwald der Stadt Bad Wildbad. Für Revierleiter Michael Gues ein positives Zeichen. Er betont, dass die Stadt gerne und freiwillig Flächen für Auerwildschutzmaßnahmen zur Verfügung stelle.
Weitere Mitglieder des Netzwerks Auerhuhnpflege sind die Landesforstverwaltung BW (LFV), Mitarbeitende des Naturschutzzentrums Südschwarzwald (NAZ) und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg.
Der Kaltenbronn ist wichtiges Verbreitungsgebiet für die imposante Vogelart. Auf Gemarkung Gernsbach werden acht Vogelpaare und zwei Einzelvögel gezählt. Im Bereich von Loffenau ist ein Vogelpaar, und auf Bad Wildbader Seite sind drei Paare und eine Henne den Naturschützern bekannt.
Die Schneisen, die beispielsweise Orkan „Lothar“ 1999 in den Wald geschlagen habe, wachsen langsam wieder zu, so Mohaupt weiter. Für das Auerhuhn seien sie somit verloren. Der Aktionsplan Auerhuhn für eine Integration von Waldwirtschaft, Naturschutz, Tourismus und Jagd existiert seit 2008.