Vor fast acht Monaten mussten die Filmtheater wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal schließen. Bei Roland Julius, Pächter des Gernsbacher Kinos, ist die Vorfreude dementsprechend groß, dass es ab Donnerstag wieder losgeht.
„Ich bin startklar“, sagt er. In der langen Pause sei das Foyer des Kinos frisch gestrichen worden. Doch Julius zieht eine ernüchternde Bilanz: „Ohne meinen Teilzeitjob hätte ich das Kino schließen müssen.“ Er ergänzt: „Ich bin aber mit einem blauen Auge davongekommen.“
Das Kinocenter Gernsbach startet am Donnerstag mit der Fantasy-Komödie „Catweazle“ mit Otto Waalkes, der Komödie „Peter Hase 2: Ein Hase macht sich vom Acker“ und dem Action-Streifen „Godzilla vs. Kong“. Julius rechnet anfangs nicht mit einem „Boom bei den Zuschauerzahlen“.
Schließlich sei sein Kino seit Beginn der Corona-Pandemie kein einziges Mal ausverkauft gewesen. Hoffnungen auf ein volles Haus macht er sich vor allem beim neuen James-Bond-Film. Der soll Ende September nach mehrmalig verschobenem Kinostart anlaufen.
Nach Julius’ Schilderung gelten ab Donnerstag die gleichen Corona-Regeln in seinem Kino wie im vergangenen Jahr, als die Filmtheater nach dem ersten Lockdown öffnen durften. Konkret: Zwischen Kinogästen sollen zwei Sitzplätze frei bleiben. Paare dürfen aber beispielsweise nebeneinander sitzen.
Außerdem ist jede zweite Reihe gesperrt. Die Maskenpflicht gilt laut Julius im ganzen Kino. Am Platz dürften die Kinobesucher ihre Masken beim Verzehr von Popcorn und Getränken abnehmen.
Merkur Film-Center in Gaggenau-Ottenau bleibt geschlossen
Jens Merkel hat bei den Vorgaben dagegen Bauschmerzen. Er führt das Programmkino in Ottenau gemeinsam mit seiner Schwester Ines. Es gebe in der Corona-Verordnung des Landes keine klare Regelung, wie der Kinobetrieb auszusehen habe, sagt Jens Merkel.
Auch für den Flickenteppich an Verordnungen zum bundesweiten Kinostart am Donnerstag hat er wenig Verständnis. Jedes Bundesland hat andere Regeln zu Abständen, Auflagen in Bezug auf Maskenpflicht, Verkauf von Süßwaren und Zuschauerbegrenzungen.
„Wenn wir die gleichen Regeln anwenden wie nach dem ersten Lockdown, wären wir bei 20 bis 30 Prozent Auslastung“, sagt Jens Merkel. In dieser Form lohnt sich der Kinobetrieb seiner Aussage nach nicht. Ines Merkel betont, dass durch die Corona-Richtlinien die Qualität des Kinobesuchs leide. „Wir wollen die Menschen wieder in gewohnter, gemütlicher Atmosphäre begrüßen“, sagt sie.
Der Hauptverband Deutscher Filmtheater habe in einem Rundschreiben erklärt, dass die Öffnung jedem Kino selbst überlassen sei. Deshalb wollen die Geschwister mit der Öffnung warten, bis es klare Regeln für einen Kinobesuch mit weniger Einschränkungen gibt. Das könne bis Mitte Juli dauern oder sogar noch länger, erklärt Ines Merkel.
Es gibt einen regelrechten Film-Stau.Ines Merkel, Inhaberin des Ottenauer Kinos
Ines und Jens Merkel sind nach eigener Aussage nicht allein von den Einnahmen im Kino abhängig, weil sie noch einen anderen Job haben.
Ines Merkel weist auch darauf hin, dass es genug neue Filme gebe. 2020 waren Neuproduktionen wegen der Pandemie zunächst Mangelware. „Jetzt gibt es einen regelrechten Film-Stau“, betont die Inhaberin. Viele Produktionen vom vergangenen Jahr lägen auf Halde. Die Verleiher stünden nun in den Startlöchern, sagt Ines Merkel.