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Nach Gesetzesänderung

Gernsbacher Naturschützer befürchtet fehlende Schottergarten-Kontrollen

Nach dem Verbot von Schottergärten müssten zahlreiche Hausbesitzer ihre Grundstücke umgestalten. Doch die Frage bleibt: Wer kontrolliert das?

Mann kniet im Garten
Hier wurde mineralischer Mulch in den Boden eingebracht. Es ist ein karger Boden, der ideal für Stauden und auch für Kräuter ist. Darüber kommt Substrat. Das Ergebnis ist ein einfach zu bewirtschaftender Garten der biodivers ist. Foto: Beatrix Ottmüller

Von unserer Mitarbeiterin Beatrix Ottmüller

Bis vor Kurzem waren Schottergärten total angesagt. Sie sehen modern und durchgestylt aus zudem sollen sie sehr pflegeleicht sein. Sie werden als ideal für Menschen angepriesen, die wenig Zeit damit verbringen möchten oder können, ihren Garten in Schuss zu halten. Doch sie haben einen großen Nachteil, denn objektiv betrachtet, sind sie versiegelte Flächen, die keine Biodiversität aufweisen und wenig oder überhaupt nicht zum Erhalt der Artenvielfallt beitragen.

„Schottergärten sind eine tote Fläche“, sagt der Gernsbacher Naturschutzexperte Stefan Eisenbarth. „Sie haben keinen Nutzen für Bienen oder andere Insekten“, betonte er. Das sieht auch die Landesregierung so. In einer Gesetzesnovelle hat das Land Baden-Württemberg nun noch einmal verdeutlicht, dass Schottergärten auf privaten bebauten Grundstücken verboten sind. Das allerdings sei nichts Neues, betont ein Sprecher des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Stuttgart.

Verboten seien private Schottergärten bereits seit dem Jahr 1995. Laut Landesbauordnung müssen Flächen auf Privatgrundstücken, die nicht bebaut sind, begrünt werden. In einigen Städten und Landkreisen wurden dahingehend auch Bebauungspläne verschärft. Die Städte Gaggenau und Gernsbach verbieten Schottergärten seit dem Sommer 2019 in neuen Bebauungsplänen.

Den Anstoß zum erneuten Aufgreifen des Problems der naturfernen Steingärten gab das Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Die Landesregierung hat die Forderungen der Initiative in weiten Teilen übernommen und zusätzliche Maßnahmen für verschiedene Felder des gesellschaftlichen Lebens eingefügt. Dazu gehört das erneute Verbot von Schottergärten auf Privatgrundstücken. „Wir wollen mit der Gesetzesnovelle das Bewusstsein der Menschen stärken, dass Schottergärten nicht dazu beitragen die Artenvielfallt zu stärken“, so der Sprecher des baden-württembergischen Umweltministeriums.

Seit 1995 verboten

„Wir setzen auf Einsicht und die Kooperation der Bürger. Viele wissen gar nicht dass Schottergärten seit 1995 verboten sind“. Das Ministerium wolle erreichen, dass die Menschen freiwillig ihre Schottergärten aufgeben und ihre Grundstücke so gestalten, dass Biodiversität gegeben ist. Nur so könne die Artenvielfall gestärkt werden. Eine Kontrolle sei jedoch nicht geplant. Gegebenenfalls wäre es Sache des örtlichen Bauamts oder der Baubehörde einzuschreiten und einen Rückbau von seit 1995 neu angelegten Schottergärten zu fordern.

Schottergarten
Typischer Schottergarten, kein Nutzen für Insekten Foto: Beatrix Ottmüller

Für Stefan Eisenbarth ist das Thema Schottergärten ein Ärgernis. Noch immer würde seitens der Städte wenig unternommen, um der Entstehung von diesen ökologisch wertlosen Gärten Einhalt zu gebieten. „Wenn es keine Kontrollen gibt, wie soll man den Rückbau dann durchsetzen“, fragt sich der Experte. Er glaube nicht, dass die Menschen freiwillig ihren Schottergarten in einen biodiversen, grünen, blühenden Garten, in dem sich heimische Insekten wohlfühlen und sich vermehren können, umgestalten.

Das Argument pflegeleicht zu sein, weist er zurück. „Nach drei bis fünf Jahren setzt sich Laub zwischen die Steine, das wird zu Humus, das Unkraut beginnt zu wachsen. Zwischen den spitzen Steinen fällt das Herauszupfen dann sehr schwer“, erklärt er. Das zeige sich auch bei älteren Schottergärten deutlich. Die meisten lösten das Problem dann mit Pestiziden.

Schottergärten bringen keine Kühlung

Ein weiterer Nachteil von Schottergärten sei, dass sie im Sommer keinerlei Kühlung bringen. Im Gegenteil, die aufgeheizten Steine geben nachts ihre Wärme an die Umgebung ab. Rasen dagegen produziere Dunst, der dann Kühlung bringe. „Die Verdunstungskälte ist besonders im Schatten eines Baumes deutlich. Dort ist es zwei bis drei Grad kühler“, erklärt Stefan Eisenbarth. „Um diesen Effekt zu erzielen, reichen ein oder zwei Pflanzen zwischen Schottersteinen bei Weitem nicht aus.“

Dabei gibt es Alternativen zu den Steinwüsten. Einfache Bewirtschaftung und trotzdem Biodiversität lasse sich mit einem mineralischen Mulch erreichen, der Granit-, Bims- und Tonsplitter enthält, erklärt der Naturschutzexperte. Der mineralische Mulch, unter den keine Folie eingebracht wird, hält Feuchtigkeit im Boden, ist ideal für heimische Stauden, die die ganze Saison über blühen und ideal für Insekten und vor allem Bienen sind. Darüber kommt ein Substrat. Wachsen die Stauden, ist das Substrat nicht mehr zu sehen und Unkraut hat es schwer. Das Ergebnis: Ein ökologisch wertvoller, leicht zu bewirtschaftenden Steingarten, in dem sich auch Insekten tummeln können.

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