„Wir wollen bei aller Pandemie, Dynamik und den großen Herausforderungen weiterhin eine lebenswerte Zukunft.“ Dies sagte die erste Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft Metall (IGM), Verwaltungsstelle Gaggenau, Claudia Peter bei der 1.-Mai-Kundgebung am Samstag auf dem Gaggenauer Rathausplatz.
Neben aktuellen und anstehenden Themen, wie beispielsweise die Digitalisierung sowie die Dekarbonisierung vom Verbrenner zum Elektroantrieb waren Corona und die Folgen der Pandemie der zentrale Punkt der Veranstaltung. Diese stand unter dem Motto: „Zukunft – jetzt erst recht!“
Zur Kundgebung waren 72 Personen gekommen, zumeist IG-Metall-Mitglieder. Mehr Gäste waren aufgrund des selbst auferlegten Hygienekonzepts nicht erlaubt, obwohl sich weitaus mehr bei der IG Metall angemeldet hätten, wie Peter betonte. „Menschen bangen nach wie vor um ihre Existenzgrundlage und leben immer noch von Kurzarbeitergeld und haben Einkommenseinbußen“, sagte Peter.
Der zweite Bevollmächtigte Bodo Seiler sagte, dass gerade zu Beginn der Pandemie der Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft und das Band der Solidarität stärker geworden seien: „Und das war und das ist wichtig.“
Claudia Peter betonte, dass die aktuelle Lage durch Corona hinsichtlich der Rollenverteilung in den Familien zu einer Verschlechterung der Situation von Frauen geführt habe. Alte, überholte Rollenklischees seien wiederbelebt worden.
Wir müssen falschen Versprechungen entgegentreten.Bodo Seiler, IG Metall
Peter machte ferner darauf aufmerksam, dass Frauen im Durchschnitt immer noch ein Fünftel weniger Entgelt als Männer erhielten. Vor einem Jahr, so Claudia Peter weiter, hätten viele vom Balkon und den politischen Bühnen den Pflegekräften für ihre Leistungen geklatscht – „aber Klatschen reicht nicht“.
Seiler sagte, dass die Corona-Regeln nicht der Feind seien: „Corona ist der Gegner! Wo immer möglich, müssen wir falschen Versprechungen und Falschbehauptungen entgegentreten.“ Wer das Virus und seine Gefahren schlicht leugne und darauf poche, sich an keine Abstands- und Hygieneregeln halten zu wollen, kritisiere nicht die staatliche Autorität, sondern sei rücksichtslos, egoistisch und unsolidarisch.
Gewerkschaft zufrieden mit Tarifabschluss
Seiler gab auch unmissverständlich zu verstehen, dass man mit Rechtspopulisten und Rechtsradikalen nicht demonstriere. Die Corona-Pandemie habe das wahre Gesicht der Rechtspopulisten gezeigt: „Dieser Gefahr werden und müssen wir uns entgegenstellen!“
Peter freute sich darüber, dass die Gewerkschaft unter denkbar schwierigen Bedingungen, nicht nur wegen Corona, „echt gute Ergebnisse“ bei den Tarifverhandlungen habe erreichen können. Sie machte keinen Hehl daraus, dass es auch kritische Stimmen gegeben habe. Im kommenden Jahr müsse die IG Metall daher das Augenmerk auf eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte legen.
Strategien für Ausstieg aus der Verbrennertechnik gefordert
Peter ging auch auf den Verbrennungsmotor ein, der in nächsten Jahren rasch von anderen Antrieben abgelöst werde. „Wir brauchen daher jetzt den Start von Produkten in den Betrieben, die nicht in zwei oder fünf Jahren wegfallen sowie betriebliche Strategien, wie Beschäftigte an neue Herausforderungen herangeführt werden.“
Abschließend forderten die Veranstalter die Anwesenden auf, Botschaften aufzuschreiben, die für sie wichtig sind. Die Teilnehmer nannten unter anderem eine ordentliche Rente, aber auch eine Klimapolitik für die nachfolgenden Generationen. Mit dem Format der Kundgebung zeigten sich die Anwesenden sehr zufrieden. Die Veranstaltung diente dazu, dass man nicht in Vergessenheit gerät, sagte der frühere Chef der Verwaltungsstelle Gaggenau, Paul Rodenfels.
Rüdiger Haas sagte: „Corona kann uns nicht unterkriegen, zudem war die Veranstaltung toll organisiert.“ Heinz Goll, früherer Leiter der IGM-Verwaltungsstelle Gaggenau sagte: „Wir haben keinen Grund auf den 1. Mai zu verzichten, Gewerkschaften haben immer etwas zu sagen.“ Die Verantwortlichen hätten die Kundgebung gut geplant und durchgeführt. Auch Roland Walter begrüßte es, dass die Kundgebung stattfand. Dies setze auch ein Signal, dass man unter Beachtung von Hygienemaßnahmen Veranstaltungen im freien durchführen kann.