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Badisches Pilgerkreuz für Stuttgart

Haus der Geschichte nimmt Kreuz der Gaggenauer Jakobspilger in Dauerausstellung auf

Die Gaggenauer Pilger um Pfarrer Tobias Merz und Ernst Kraft erfahren eine seltene Ehrung: Eins ihrer Pilgerkreuze wird in die Ausstellung des Hauses der Geschichte in Stuttgart aufgenommen.

Ernst Kraft (links) und Pfarrer Tobias Merz halten ein Pilgerkreuz
Weil die typischen Pilgerkreuze zu groß gewesen wären, hat Ernst Kraft (links) ein kleineres Exemplar für das Haus der Geschichte gefertigt. Pfarrer Tobias Merz hat es geweiht. Foto: Swantje Huse

Als engagierte Pilger haben sie schon einiges erlebt. Aber mit dieser Anfrage haben Pfarrer Tobias Merz und Ernst Kraft dann doch nicht gerechnet: Das Haus der Geschichte hat die beiden Gaggenauer gefragt, ob sie einen Gegenstand für den Bereich „Religion und Glaube“ der Dauerausstellung in Stuttgart beisteuern könnten.

Ehrung für Gaggenauer Pilger

„Da habe ich mich sehr gefreut, dass der badische Jakobsweg überhaupt wahrgenommen wird“, erzählt Pfarrer Merz von dem Moment, als er Anfang März 2022 die unverhoffte Mail entdeckt. Und auch Ernst Kraft ist die Freude noch immer anzumerken: „Das war schon eine Besonderheit. Da haben wir sofort gesagt, das unterstützen wir.“

Sowohl Merz als auch Kraft, der bei den Jakobspilgern und den Jakobsfreunden aktiv ist, haben sich intensiv für den badischen Jakobsweg eingesetzt, seine Wegführung erarbeitet und ihn beschildert. Die Anfrage aus Stuttgart bedeutet für Merz auch, „dass man den Weg mit uns verbindet. Man hinterlässt Spuren und irgendwann entdeckt jemand die Spuren.“

Man hinterlässt Spuren und irgendwann entdeckt jemand die Spuren.
Tobias Merz, Pfarrer

„Ich habe schon etwas länger recherchiert, als ich auf Pfarrer Merz gestoßen bin“, erzählt Christopher Dowe gegenüber dieser Redaktion. Er ist der Kurator der landesgeschichtlichen Ausstellung und war auf der Suche nach einem Ausstellungsstück zur Frage „Wie gehen die Menschen heute mit dem Glauben um?“.

Wichtig für Dowe: Das Exponat darf nicht zu groß sein, weil Teile der Ausstellung bereits fertig sind. Und das „religiöse Erleben“ soll deutlich werden. „Der ausgelatschte Wanderschuh könnte eben auch für Wandern im schönen Schwarzwald stehen“, so Dowe.

Am Ende fällt die Wahl auf ein Pilgerkreuz. Doch die klassischen Kreuze, die die badischen Jakobspilger mit sich tragen, sind zu groß. Also zimmert Ernst Kraft kurzerhand zwei neue Pilgerkreuze. Neben klassischen Symbolen wie der Stechpalme und der Jakobsmuschel schmücken sie auch typische Pilgerelemente: So ist der Querarm des Kreuzes mit einem Schnürsenkel eines Wanderschuhs umwickelt. Und am oberen Ende ist ein QR-Code angebracht, der direkt zur Internetpräsenz der Jakobusgesellschaft führt.

Dauerausstellung Haus der Geschichte Stuttgart
Ganz in der Nähe des Stuhls, auf dem Papst Benedikt beim Kirchentag in Freiburg saß, soll das Gaggenauer Pilgerkreuz aufgestellt werden. Foto: Haus der Geschichte/Franziska Kraufmann

Eigentlich ist geplant, dass die Firmanden noch im Spätjahr 2022 mit den beiden Kreuzen auf Pilgertour gehen – doch der Termin kommt nicht zustande. Am Ende macht sich eine Pilgergruppe mit elf Personen auf den Weg und pilgert von Waldprechtsweier aus elf Kilometer auf dem badischen Jakobsweg – das Kreuz trägt abwechselnd jeder von ihnen einmal voran. „Das ist schon was anderes, mit dem Blick aufs Kreuz“, erzählt Ernst Kraft. Der eine oder andere Wanderer habe auch interessiert zur Gruppe geschaut, „aber niemand hat sich getraut, zu fragen“.

Der ausgelatschte Wanderschuh könnte eben auch für Wandern im Schwarzwald stehen.
Christopher Dowe, Kurator

Dabei sieht man seit der Pandemie vermehrt Pilger auf dem badischen Teil des Jakobswegs, hat Ernst Kraft festgestellt. Anders als in Frankreich oder Spanien, wo es Pilgerherbergen gibt, in denen man nicht nur übernachten, sondern auch einen Pilgerstempel erhalten kann, ist das hier nicht so. „Wir haben zwar zwei Stempelstellen, aber niemanden, der die Pilger zählt.“ Die eine ist in Sankt Michael, die andere in Sankt Josef, der Kirche von Pfarrer Merz.

Pilgerstempel
So sieht er aus, der Stempel, mit dem Jakobspilger den badischen Teil des Jakobswegs in ihrem Pilgerbuch dokumentieren können. Foto: Swantje Huse

Dem gefällt der Gedanke, dass bald „in Stuttgart in einem Museum ein Gegenstand aus Gaggenau steht“. Nicht nur wegen der christlichen Symbolik, sondern auch für die Stadt. Sie seien jedenfalls gespannt, wo und wie das Kreuz nach der Übergabe präsentiert werde, so Merz und Kraft.

Noch habe er das Exponat gar nicht gesehen, verrät Kurator Christopher Dowe. Sobald das Kreuz in Stuttgart angekommen sei, werde die Vitrine umgearbeitet, damit es im rechten Licht präsentiert werden könne.

Hinzu komme eine kleine Legende, die erklärt „wer hat es wozu gefertigt und wann war es im Einsatz“.

Papststuhl in unmittelbarer Nähe

Fest steht schon jetzt, dass das Gaggenauer Pilgerkreuz an einem prominenten Standort ausgestellt werden wird. „Wenn ich vor dem Kreuz stehe und mich herumdrehe, blicke ich auf den Stuhl, auf dem Papst Benedikt beim Kirchentag 2011 in Freiburg saß“, verrät Dowe. Der Stuttgarter Kurator geht davon aus, dass das Kreuz im Frühsommer zu sehen sein wird.

Dann wollen auch Ernst Kraft und Pfarrer Merz und ihre Mitstreiter nach Stuttgart pilgern – allerdings mit der Bahn. „Wir wollen schon sehen, wo genau es dann steht.“ Bei aller Werbung für Gaggenau und den hiesigen Pilgerweg träumen die beiden Männer aber nicht von einem badischen Santiago de Compostela: „Die haben in Württemberg ein sehr dichtes Pilgerwegenetz. Vermutlich verirren sich nicht viele hierher.“

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