
Gaggenau hat die Wahl: Am 2. April geht es darum, wer für die nächsten acht Jahre Oberbürgermeister sein wird. Um das höchste Amt in der Großen Kreisstadt an der Murg bewerben sich vier Kandidaten: der amtierende Oberbürgermeister Christof Florus, der eine dritte Amtszeit anstrebt. Sein Erster Beigeordneter, Bürgermeister Michael Pfeiffer, der seit acht Jahren im Gaggenauer Rathaus arbeitet. Sven Kimmig, Handwerker und Jugendfußballtrainer und Friseurmeister Savas Turanci.
Kurz vor der Wahl wollen wir einen Vergleich anstellen: Statt die Positionen der einzelnen Kandidaten zu erklären, gehen wir themenbezogen vor: Wie stehen die OB-Kandidaten eigentlich zu welchem Thema?
Unsere Redaktion hat Christof Florus, Sven Kimmig, Michael Pfeiffer und Savas Turanci Fragen zur Zukunft der Deponie in Oberweier, den Flüchtlingen in Gaggenau, dem Parkhotel im Herzen der Stadt, der Zukunft der Kinderbetreuung und den Steuern gestellt. Außerdem wollen wir wissen, welche Visionen die OB-Kandidaten für das Gaggenau im Jahr 2031 haben. Die Antworten durften nicht länger als 440 Zeichen sein.
- Wie soll es mit der Deponie „Hintere Dollert“ weitergehen?
- Wie sorgen Sie dafür, dass Flüchtlinge in Gaggenau nicht außen vor bleiben?
- Was tun Sie dafür, dass das Parkhotel kein Schandfleck bleibt?
- Was wollen Sie tun, damit Gaggenau eine moderne Kinderbetreuung bekommt?
- Sind Sie für höhere Steuern, Schulden oder muss gespart werden?
- Ihre Vision: So sieht Gaggenau in acht Jahren aus.
Inhalte auf dieser Seite
Wie soll es mit der Deponie „Hintere Dollert“ weitergehen?
Christof Florus: Ich werde mich weiter für ein lebenswertes Oberweier einsetzen. Umweltschutz steht dabei an erster Stelle. Daher müssen die Untersuchungen konsequent und offen durchgeführt und auf Schadstoffe analysiert werden. Erst dann muss ein Konzept ausgearbeitet werden, das alle notwendigen Schutzmaßnahmen enthält, um die Umwelt zu schützen. Ich werde mit der Bürgerinitiative und den Gremien ein Oberweier schaffen, das sicher und lebenswert ist.
Sven Kimmig: In dieses Thema habe ich mich eingelesen, bin aber nicht involviert, was im Hintergrund läuft. Deswegen kann ich mich zu diesem Thema nicht äußern. Aber die Stilllegung muss das Ziel sein.
Michael Pfeiffer: Auch: ich sehe einen Weiterbetrieb der Deponie kritisch und fordere die Schließung. Der Landkreis als Betreiber muss gründlich untersuchen, welche Altlasten dort lauern. Sind diese Gefahren gebannt, empfiehlt sich das Deponiegelände für eine großflächige Belegung mit Photovoltaik-Paneelen zur Erzeugung regenerativer Energie, im Idealfall betrieben von einer Bürger-Energie-Genossenschaft, an der sich vorrangig Oberweier beteiligen darf.
Savas Turanci: Die Deponie hat Mängel aufgewiesen. PFC sollen nicht in der Deponie entsorgt werden. Eine Schließung sollte nicht nötig sein, wenn es durch neue, zeitgemäße Reinigung und Filteranlagen wieder nachweisbar sicher ist und die Einleitungsbestimmungen erfüllt werden. Wenn dies nicht erfüllt wird, wäre die Schließung erforderlich.
Wie sorgen Sie dafür, dass Flüchtlinge in Gaggenau nicht außen vor bleiben?
Christof Florus: Um Flüchtlinge in unsere Gesellschaft zu integrieren, werde ich eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, bei denen Ehrenamtliche, Sozialpädagogen und Verwaltungsvertreter Hand in Hand arbeiten. Schulen und Kindergärten spielen dabei eine wichtige Rolle. Darüber hinaus müssen niederschwellige Angebote geschaffen werden, um möglichst vielen Flüchtlingen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Sven Kimmig: Sehr wichtig wird sein, den Geflüchteten schnell unsere Sprache zu vermitteln, damit sie im Alltag besser integriert werden können. Dann muss man schauen, ob wir nicht mit dem einen oder anderen Verein eine Kooperation herstellen können. Auf diese Art kann man besser zueinander finden und sich eingliedern. Hier muss die Stadt die Vereine dabei unterstützen – ob finanziell oder verwaltungstechnisch.
Michael Pfeiffer: Werden wir unserer humanistischen Verantwortung gerecht! Die dezentrale Unterbringung in kleineren Einheiten bewährt sich. Ich finde es großartig, wie viele ehrenamtliche Kräfte die hauptamtliche Betreuung unterstützen. Die Betreuung und Unterrichtung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen verlangt unseren Kitas und Schulen, wo ohnehin Personal fehlt, viel ab, ist aber bitter nötig. Sprachkurse für Klein und Groß sind ganz wichtig.
Savas Turanci: Durch gegenseitiges Kennenlernen. Durch Bürger und Flüchtlinge, die einander Hilfe und Nutzen anbieten, so dass beide Parteien etwas davon haben. Sei es im beruflichen Sinne oder der häuslichen Hilfe. Die dadurch ein Zimmer zur Verfügung stellen könnten. Zusätzlich Ausschreibungen, um preisgünstige Häuser bauen, die man in der Zukunft als Sozialwohnungen umnutzen könnte.
Was tun Sie dafür, dass das Parkhotel kein Schandfleck bleibt?
Christof Florus: Mit dem richtigen Investor werde ich dafür sorgen, dass der Abriss des Gebäudes und der Neubau eines modernen, attraktiven Gebäudes erfolgt. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist es geplant, Dienstleistungsangebote oder Einzelhandel anzubieten, während die oberen Geschosse für Wohnangebote vorgesehen sind.
Sven Kimmig: Klare Sache: Der Kontakt zum Eigentümer muss hergestellt werden, um dann eine Einigung zu erzielen. Wenn nötig, dann Rückkauf des Hotels. Wenn man das Hotel wieder zu Stadteigentum machen kann, könnte ich mir vorstellen, seniorengerechtes Wohnen oder einen Umbau zu Mietwohnungen voranzutreiben. Auf jeden Fall wieder Gastronomie im Erdgeschoss mit tollem Außenbereich direkt an der Murg.

Michael Pfeiffer: Im Fall meiner Wahl zum Oberbürgermeister möchte ich einen neuen, unbelasteten Anlauf unternehmen, um den unseligen Dauerzustand, von dem niemand etwas hat, endlich zu überwinden. Vielleicht kann da ein frisches Gesicht Bewegung in festgefahrene Verhandlungen bringen. Ich scheue keinen persönlichen Aufwand, um zwischen Eigentümer und potenziellen Investoren zu vermitteln.
Savas Turanci: Es überteuert dem Besitzer abkaufen? Ist das sinnvoll? Das muss man kalkulieren und abwägen. Ansonsten den Eigentümer auffordern zur Sanierung! Wenn es denn gekauft werden kann! Dann Investoren für ein Freizeit-Haus, keine Wohnungen. Ladenfläche mit Café, hochwertiges Restaurant, Tanzlokal – zum Park hinaus, wo man im Grünen sitzen kann. Die weiteren Etagen als Kinderfreizeitpark für alle Kinder und Jugendlichen.
Was wollen Sie tun, damit Gaggenau eine moderne Kinderbetreuung bekommt?
Christof Florus: Eine moderne Kinderbetreuung benötigt ein gemeinsames pädagogisches Konzept und weitere neue Betreuungsangebote. Zusätzliche Fachkräfte durch eine verstärkte Ausbildung und neue Wege der Personalakquise müssen geschaffen werden. Darüber hinaus werden die bezahlbaren Betreuungsangebote elterngerecht angepasst.
Sven Kimmig: Um eine gute Kinderbetreuung leisten zu können, benötigen wir Platz und ausreichend Personal. Das heißt schlussendlich Ausbau und Neubau der Kindergärten und Schulen. Gezielte Personalplanungen – und trotz allem muss der Kindergarten bezahlbar bleiben. Auch hier darf nicht gespart werden, die Eltern müssen ihr Kind gut betreut wissen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Ein Jugendzentrum muss entstehen.

Michael Pfeiffer: In der Kernstadt braucht es eine weitere Kita, in Sulzbach den Kindergartenneubau. Um genug qualifizierte Erziehende zu gewinnen, müssen wir optimale Arbeitsbedingungen bieten: Anständige Bezahlung, flexible Arbeitszeiten, Weiterbildung. Über den Eigenbetrieb Stadtwohnung könnte Gaggenau erschwingliche Personalwohnungen vorhalten – andere Städte machen das bereits vor. Kita-Öffnungszeiten müssen dem elterlichen Bedarf entsprechen.
Savas Turanci: Kinderbetreuung durch städtische Einrichtungen, Fördermöglichkeiten für neue Plätze in betrieblichen Kitas, Elternzusammenschluss, Nachmittagsangebote der Schulen. Wichtig ist Gruppengröße, die pädagogische Arbeit, die (fein-)motorischen Kompetenzen und kreativen Fähigkeiten fördern, besondere Bildungsangebote wie Sprachen, spannende Aktivitäten, Technik und Programme.
Sind Sie für höhere Steuern, Schulden oder muss gespart werden?
Christof Florus: Keins der Drei: Da keine Anzeichen für eine schwache Wirtschaftsstruktur bestehen und die Bevölkerung weiterhin stetig wächst, sehe ich keine Notwendigkeit, Steuern zu erhöhen, Schulden zu machen oder zu sparen.
Sven Kimmig: Eine Steuererhöhung kann ich mir nicht vorstellen. Die Frage ist, was hat Priorität und wird dringend benötigt? Dann muss es auch über Kredite finanziert werden können, falls keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung stehen.

Michael Pfeiffer: Gaggenau steht vor Herausforderungen, die eine vorübergehende Kreditaufnahme rechtfertigen. Zumal sich Zukunfts-Investitionen etwa in Schulsanierungen und die Belebung der City bezahlt machen. Keine höheren Steuern! Stattdessen würde ein Bauingenieur Pfeiffer künftig auf ein noch engeres Controlling setzen, um die Investitionen kostengünstig umzusetzen. Greifen wir jeweils maximale Fördergelder ab, um den städtischen Kostenanteil zu minimieren!
Savas Turanci: Nein, höhere Steuern sind – finde ich – kontraproduktiv (Abwanderung der Geschäfte). Schulden oder muss gespart werden? Ohne Investition und Neuerung kein Erfolg. Man kann nur zu einem gewissen Level sparen! Aber wenn gespart werden muss – eher sparen.
Ihre Vision: So sieht Gaggenau in acht Jahren aus.
Christof Florus: Gaggenau ist eine klimaneutrale Stadt, die zu 100 Prozent mit regenerativer Energie versorgt wird. Dachgärten in vielen Stadtwohnungen und generationenübergreifende Wohnangebote schaffen neue, wertige Lebensräume. Ein autonomes Stadtbussystem verbindet alle Stadtteile, und die autofreie Innenstadt trägt zur nachhaltigen Lebensqualität bei.
Sven Kimmig: Meine Vision 2031 von Gaggenau: Kinderfreundlichste und lebenswerteste Stadt von Baden. Genug bezahlbarer Wohnraum, wo Jung Alt miteinander ihr Leben gestalten.

Michael Pfeiffer: Mit mir als OB wird die Innenstadt viel grüner werden – pfiffige Gastronomie und Ladengeschäfte laden zum Shoppen, Bummeln und Verweilen ein. Für Senioren wird gesorgt. Die Jugend findet Gehör. Gaggenau will klimaneutrale Stadt werden. Florierende Betriebe bilden junge Menschen aus und bieten wohnortnah Beschäftigung. Nach getaner Arbeit locken 1.001 Sport, Kultur, Freizeitangebote, mal in den Vereinen, mal inmitten herrlicher Natur.
Savas Turanci: Zur Vision für Gaggenau möchte ich umsetzen, was in meiner To-do-Liste steht: die wichtigen Punkte für Kinder, Jugendliche und Senioren und Eltern – eng in Zusammenarbeit mit den Bürgern von Gaggenau.