Sorgen äußerten auch Gaggenauer Stadträte, die befürchten, dass die Sanierungsarbeiten am Waldseebad aufgrund der Holzknappheit nicht rechtzeitig fertig werden. BNN-Mitarbeiter Joachim Kocher befragte zu der aktuellen Situation auf dem Holzmarkt Vertreter der Forstverwaltung, der Hördener Holzwerke sowie des Holzzentrums Rahner in Bad Rotenfels, welches das einzige Sägewerk im badischen Teil des Murgtal betreibt.
Rund 120.000 Kubikmeter Nadelholz werden bei den Hördener Holzwerken nach Aussage von Seniorchef Gerhard Strobel jährlich zu Holz für den Haus-, Hallen und Schalungsbau verarbeitet. 70 Prozent davon werden in Deutschland verkauft, die restlichen 30 Prozent gehen ins europäische Ausland. Das Unternehmen bezieht sein Holz zu 80 Prozent aus Deutschland und Österreich sowie 20 Prozent aus Finnland.
Für das mittelständische Unternehmen wird es laut Aussage von Juniorchef Dominik Strobel immer schwieriger, an das Holz heranzukommen. „Tägliche Gespräche mit den Lieferanten sind erforderlich und auch täglich ändern sich die Preise, wobei es aber stets nach oben geht“, berichtet er. „Schnittholz ist absolute Mangelware.“
Mehr Nachfrage aus USA und China
Ausschlaggebend hierfür ist, dass der Rohstoff Holz in großem Umfang in die USA und China verkauft wird. Dort werde mehr bezahlt. Gerhard Strobel sprach von Preissteigerung zwischen 200 und 300 Prozent. Er macht keinen Hehl daraus, dass der Holzpreis vor eineinhalb Jahren schlecht war. Aktuell herrsche aber Goldgräberstimmung.
Wer finanziell nicht gut aufgestellt ist, zieht den KürzerenDominik Strobel, Juniorchef Hördener Holzwerke
„Die Preiserhöhungen müssen wir weitergeben“, sagt Gerhard Strobel. Letztendlich landen sie beim Endverbraucher oder bei den Unternehmen, die mit ihren Käufern für ihr Produkte einen Festpreis vereinbarten. „Wer da finanziell nicht gut aufgestellt ist, zieht den Kürzeren“, sagt er.
Er selbst habe aber zum Glück seit Jahrzehnten gute Verbindungen zu seinem Lieferanten. „Wir haben volle Auftragsbücher bis zum Jahresende“, sagt Dominik Strobel. „Im Moment schaffen wir es noch unseren Kunden zu beliefern.“ Gerhard Strobel ist optimistisch, dass man 2021 gut über die Runden kommt.
Gravierende Waldschäden in Europa 2019 und 2020
Der Leiter der zuständigen Amtsbehörde des Landkreises, Thomas Nissen, betonte auf BNN-Anfrage, dass der Holzeinschlag der hiesigen Forstbehörde aktuell in etwa auf oder leicht unter dem Niveau der Vorjahre liege. Die Struktur des Einschlags weiche aber teilweise von den Vorjahren ab. Da man im Landkreis Rastatt die Borkenkäfer Massenvermehrung inzwischen in den Griff bekommen habe und deshalb deutlich weniger Käferholz anfalle, schlage man aktuell weniger Schadholz und mehr Frischholz als in den Vorjahren.
Thomas Nissen sagte auch, dass es 2019 und 2020 europaweit zu gravierenden Waldschäden kam. Davon betroffen waren in erster Linie Nadelbäume. Die hohen Schadholzanfälle führten am Holzmarkt zu einem massiven Preisverfall des Fichtenholzes. Seit einigen Monaten erholt sich der Markt wieder. Nachfrage und Preis des Fichtenholzes steigen dadurch an.
Aufgrund des schlechten Holzpreise, so Nissen, hielten sich Waldbesitzer in den vergangenen Jahren mit dem Einschlag von frischem Fichtenholz zurück. Der Holzeinbruch und die Einschlagszurückhaltung beim Fichtenholz habe bei vielen Forstbetrieben zu erheblichen Ertragseinbrüchen geführt. Der Holzpreis für frisches Fichtenstammholz, der Anfang 2018 bei etwa 95 Euro je Festmeter lag, sei aufgrund der hohen Schadholzanfälle in den Jahren 2019 und 2020 bis auf etwa 50 Euro je Festmeter gefallen. Allerdings habe er sich in den vergangenen Monaten wieder erholt. Aktuell liege er bei etwa 90 Euro je Festmeter.
Amtsleiter Nissen machte darauf aufmerksam, dass aufgrund der extremen Waldschäden der vergangenen Jahre die Bundesregierung den Fichteneinschlag im Forstwirtschaftsjahr 2021 per Rechtsverordnung auf maximal 85 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Einschlags beschränkt hat. Mehr Fichtenholz dürfen Waldbesitzer aktuell nicht einschlagen, sonst drohen Bußgelder.
„Wir sind mit Holz nach wie vor gut versorgt“, sagte Geschäftsführer Peter Weber vom Holzzentrum Rahner in Bad Rotenfels. Das Unternehmen betreibt ein Sägewerk. Zu den Kunden gehören holzverarbeitende Betriebe in ganz Europa. Nach China oder die USA liefert Weber nach eigener Aussage nicht. „Dies wäre eine logistische Herausforderung, dies macht keinen Sinn“, so Weber.