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Re-Start der Salons im Murgtal

Friseur-Besuch in Zeiten von Corona: Strenge Vorschriften statt relaxen

Endlich, jetzt geht’s der Corona-Struwelmähne im Murgtal an den Kragen, ab diesem Montag dürfen die Friseure wieder öffnen. Aber nur unter strengen Hygiene-Bedingungen. Wir haben uns in Gaggenau, Gernsbach und bei der Innings-Obermeisterin umgehört.

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Haareschneiden in Zeiten von Corona: Beim Bedienen müssen Friseure, im Bild der Gaggenauer Norbert Enz, aber auch ihre Kunden Masken tragen. Foto: Jürgen Gerbig

Endlich, jetzt geht’s der Corona-Struwelmähne an den Kragen. Ab diesem Montag dürfen die Friseure wieder öffnen. Aber nur unter strengen Hygiene-Bedingungen – für die Haar-Profis und ihre Kunden. Denn ob waschen, schneiden, föhnen, legen: Vieles wird anders sein, als vor dem Ausbruch der Viren-Pandemie.

„Keine Tasse Kaffee, keine Zeitschriften, da ist nichts mit relaxen“, sagt die Obermeisterin der Friseur- und Kosmetik-Innung Mittelbaden , Petra Albrecht aus Bühl. „Die Kunden müssen dann wie beim Hausarzt draußen warten, bis sie herein gebeten werden.“

Wartezonen in den Salons gibt es nicht mehr, stattdessen Hygiene-Stationen im Eingangsbereich, wo die Hände zu waschen oder desinfizieren sind. „Diese Möglichkeit müssen wir den Kunden geben“, betont Friseurmeister Norbert Enz. Die Kasse seines Herrensalons in der Bad Rotenfelser Rathausstraße hat er vom Lotto-Shop und dem inzwischen verpachteten Damen-Bereich getrennt, „um die Leute im Gebäude möglichst getrennt zu halten“, wie er sagt. „Die Innung hat uns gut informiert, was zu tun ist.“

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Vieles ist anders: Der Friseurbesuch in Coran-Zeiten bedeutet vor allem eines, viele Regeln. Foto: None

Friseure und ihre Kunden müssen Mund-Nase-Schutz tragen

Herr Enz muss – wie seine Kunden – einen Mund-Nase-Schutz tragen, und von der Begrüßung bis zum Haarewaschen auch Einmalhandschuhe. Damit nicht genug mit den vorgeschriebenen Hygiene-Vorschriften. „Außerdem bekommen die Kunden Einwegumhänge“, erklärt der Gaggenauer. Weil beim Haareschneiden natürlich kein Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten werden kann, heißt es für Friseur und Kunde: Der Mund-Nase-Schutz bleibt auf.

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Beim Haareschneiden heißt es jetzt für Friseur und Kunde: Maske auf. Und das dürfte eine ganze Weile so bleiben. Foto: dpa

Die Maske stört beim Konturen schneiden. Gerade ums Ohr.
Friseurmeister Norbert Enz aus Gaggenau-Bad Rotenfels

„Die Maske stört beim Konturen schneiden. Gerade ums Ohr“, sagt Norbert Enz. Mit seinem Schwiegersohn als Proband habe er geprobt und „eine Strategie erarbeitet“, wie dennoch mit wenig Aufwand die Haare um die Ohren geschnitten werden können oder der Mundschutz beim Haarewaschen nicht nass wird, erzählt der 72-Jährige. Während er das mache, müsse der Kunde eben seine Maske mit der Hand vor dem Gesicht halten.

Ich weiß gar nicht, wie ich acht Stunden die Maske auflassen und arbeiten soll. Da bekommt man ja kaum Luft.
Nicole Seeger aus Gernsbach, Friseurmeisterin und Inhaberin von "Hairz As"

„Ich weiß gar nicht, wie ich acht, neun Stunden die Maske auflassen und damit arbeiten soll. Da bekommt man ja kaum Luft“, gibt Friseurmeisterin Nicole Seeger, die Inhaberin von „Hairz As Hairstyling“ in Gernsbach zu bedenken.

Einfach reinkommen in den Salon, um sich die Haare schneiden zu lassen ist nicht mehr. Doch vermutlich wäre es sowieso leichter, einen Sechser im Lotto zu erzielen, als spontan einen Haarschnitt zu bekommen. „Die erste Woche ist schon voll“, erklärt Nicole Seeger. Am Donnerstag vor dem 1. Mai hatte sie den Service angeboten, telefonisch Termine auszumachen. „Und ich kann Ihnen sagen, die Drähte haben geglüht“, so Seeger.

Schon bei der Terminvergabe werden sich die Kunden künftig nach Coronavirus-Symptomen und einem möglichen Kontakt zu Erkrankten befragen lassen müssen. Sowohl das Zeitfenster des Friseur-Besuchs als auch die Kontaktdaten werden dokumentiert, damit eine mögliche Infektionskette nachvollzogen werden kann. Bedient wird nur, wer in diese Dokumentation einwilligt.

Bartpflege und Augenbrauenzupfen sind tabu

Rasieren und Bartpflege ist ebenso tabu wie Augenbrauenzupfen oder Wimpernfärben. Es soll nur das Nötigste gesprochen werden und Haare waschen ist Pflicht – erst dann darf der Friseur Arbeitsutensilien wie Kämme, Bürsten oder Wickler am Kopf des Kunden benutzen.

Zudem müssen die Utensilien nach jeder Benutzung gereinigt werden, bevor sie wieder zum Einsatz kommen. „Ich habe mir deshalb für die Scheren und Messer ein Heißluft-Desinfektionsgerät zugelegt“, erklärt Norbert Enz. „Damit geht’s deutlich schneller.“

Vorgaben aufwendig und nicht billig

Nicht nur die Arbeitsgeräte, auch sämtliche Kontaktflächen wie Friseurstuhl und Ablagen müssen nach jedem Kunden gereinigt, sowie Mund-Nase-Schutz, Handschuhe und Umhänge gewechselt werden. „Die Vorgaben sind machbar, aber aufwendig und nicht billig“, sagt Petra Albrecht.

Friseur-Besuch wird teurer

Die Masken für die Beschäftigten müssen eine bestimmte Norm erfüllen, „für 50 Stück zahle ich 59 Euro plus Mehrwertsteuer“, so Albrecht. „Da kommt einiges an Mehrkosten auf uns zu“. Und das heißt: „Der Friseurbesuch wird teurer“, sagt sie.

Zumal wegen der Mindestabstände von eineinhalb Metern zwischen den Friseur-Arbeitsbereichen weniger Kunden gleichzeitig bedient werden können. Er habe sich darauf eingestellt, „in großen Salons könnte es aber schwierig sein“, meint Norbert Enz. „Die Leute rennen mir ja schon die Bude ein, wenn ich mal eine Woche im Urlaub war.“

Plätze bleiben frei

Im „Hairz As“ von Nicole Seeger bleibt in Zeiten von Corona immer ein Platz frei. Um die Abstandsregeln einzuhalten. Außerdem werde sie mit ihren beiden Angestellten und den zwei Azubis „ein bisschen in Schichten arbeiten“. An diesem Montag schließt Seeger ihren Salon in Gernsbach erstmals wieder auf. Nach sieben Wochen Corona-Zwangspause.

Wir werden jetzt viele Eigenkreationen richten müssen. Da kommt was auf uns zu.
Petra Albrecht, Obermeisterin der Friseur- und Kosmetik-Innung Mittelbaden

„Was glauben Sie, wie viele Ponys während dieser Zeit selbst geschnitten oder Haare selbst gefärbt worden sind“, sagt Innungs-Obermeisterin Petra Albrecht. „Wir werden jetzt viele Eigenkreationen richten müssen. Da kommt was auf uns zu.“

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