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Engpass bei Glasflaschen

Kohlensäuremangel hat erste Auswirkungen auf Getränkesortiment im Murgtal

Kohlensäure ist in Deutschland derzeit Mangelware. Einige Getränkehersteller fahren deshalb ihre Produktion herunter. Wie ist die Situation im Murgtal? Sind Mineralwasser, Bier & Co. noch lieferbar?

Vom Kohlensäuremangel bislang verschont: CO2 wird beim Christophbräu nur zum Zapfen verwendet, erläutert Braumeister Christoph Werner.
Vom Kohlensäuremangel bislang verschont: CO2 wird beim Christophbräu nur zum Zapfen verwendet, erläutert Braumeister Christoph Werner. Foto: Nora Strupp

Mineralwasser, Softdrinks, Apfelschorle, Sekt und Bier, kaum ein Erfrischungsgetränk kommt ohne Kohlensäure aus. Aufgrund der aktuell herrschenden Energiekrise ist Kohlensäure derzeit Mangelware.

Die Folge: Deutsche Brauereien und Getränkehersteller fahren ihre Produktion herunter. Sind nun auch im Murgtal leere Regale zu befürchten? Wir haben bei der Hausbrauerei Christophbräu und Getränkemärkten nachgefragt.

Bei Gaggenauer Christophbräu wird Biervorrat nicht so schnell zu Neige gehen

Der Mangel an CO2 hängt zusammen mit den hohen Energiepreisen, insbesondere beim Erdgas. Aus diesem Grund haben einige Unternehmen ihre Düngemittelherstellung auf Eis gelegt, bei der Kohlensäure als Nebenprodukt entsteht.

Zumindest beim Gaggenauer Christophbräu wird der Vorrat des selbst gebrauten Bieres dennoch nicht so schnell zur Neige gehen, versichern Braumeister Christoph Werner und sein Sohn Patrick Raum.

„Die Kohlensäure wird bei uns nur zum Zapfen verwendet“, erläutert Werner. Üblicherweise benötigen Brauereien CO2 zum sogenannten „Vorspannen“ der Bierflaschen, -fässer und -tanks.

Hierbei wird vor dem Abfüllen des Bieres Kohlendioxid in den entsprechenden Behälter gepumpt, um zu vermeiden, dass der Gerstensaft mit Sauerstoff in Berührung kommt. Sauerstoff führt dazu, dass das Bier schäumt. Auch Haltbarkeit und Geschmack leiden.

Betreiber des Christophbräus sieht Probleme eher für kleiner Betriebe

Das Christophbräu, das neben 450 Hektolitern Bier im Jahr auch Sprudel, Apfelsaft, Cidre und Likör selbst herstellt, nutzt hingegen Druckluft zum Vorspannen. Zum Zapfen des Bieres benötigt das Vater-Sohn-Duo nur etwa 700-Kilogramm-Kohlensäuregasflaschen.

Vom CO2-Mangel sei die Gaggenauer Hausbrauerei laut Raum deshalb bis jetzt verschont geblieben. „Ein ernsthaftes Problem haben größere Betriebe, die keine eigene CO2-Gewinnung haben“, meint Werner.

Seit zwei Wochen bekomme ich keine Kohlensäureflaschen mehr.
Markus Schäfer, Geschäftsführer Schäfer + Schmitt Getränkevertriebsgesellschaft

Um das Bier möglichst lange haltbar zu machen, seien diese Betriebe deutlich stärker auf Kohlensäure angewiesen, denn „je größer der Betrieb, umso länger die Vertriebswege“.

Für Festservice musste Gaggenauer Getränkehändler bereits umplanen

Angewiesen auf das Gas ist auch die Schäfer + Schmitt Getränkevertriebsgesellschaft. Zwar gebe es bei den Abholmärkten, von denen einer in Gaggenau angesiedelt ist, noch keine Engpässe, wie Geschäftsführer Markus Schäfer betont. Beim Festservice musste Schäfer aufgrund des Kohlensäuremangels allerdings bereits umdisponieren.

„Seit zwei Wochen bekomme ich keine Kohlensäureflaschen mehr.“ Diese werden jedoch dringend für das Zapfen des Fassbieres vom Fass ins Glas benötigt.

„Im Moment habe ich noch 15 volle Kohlensäureflaschen, die reichen mir aber gerade noch über das Wochenende“, zeigt sich der Geschäftsführer besorgt. Für seine Kunden bedeutet das: „Die, die Fassbier bestellt haben, müssen auf Flaschenbier umsteigen.“

Solange Schäfer die Möglichkeit habe, auf Flaschenbier umzusteigen, sei zwar „noch alles im grünen Bereich. Ein Dauerzustand ist das aber nicht“.

In Loffenau waren bestimmte Mineralwassersorten nicht lieferbar

Harry Künstel vom Loffenauer Getränkevertrieb Möhrmann hat bereits ebenfalls seine Erfahrungen mit nicht lieferbaren Produkten gemacht: „Wir sind noch gut versorgt und vom Kohlensäuremangel noch nicht akut betroffen“, resümiert er.

Allerdings sei es kürzlich vorgekommen, dass eine Mineralwassersorte mal nicht lieferbar gewesen sei. Das Mineralwasser war für eine Festbelieferung angedacht, weshalb Künstel auf eine Alternative zurückgreifen musste.

Für kleinere Betriebe wie uns wird es dadurch nicht einfacher.
Harry Künstel, Getränkevertrieb Möhrmann

Andere Kunden und Endverbraucher seien davon allerdings nicht betroffen gewesen. „Aber ob die ausgebliebene Wasserlieferung auf den Kohlensäure- oder den Glasflaschenmangel zurückzuführen war, kann ich nicht sagen.“

Kleine Betriebe müssen abwarten, „wo die Reise hingeht“

Bei einem russischen Angriff auf Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, wurde eine Fabrik zerstört, die Glasflaschen produzierte, weshalb es bei einigen Getränkeherstellern wie etwa Coca-Cola zu Engpässen kam, wie die „Lebensmittelzeitung“ berichtet.

Davon war auch der Getränkevertrieb Möhrmann betroffen: „Was für eine Lieferung kommt, war ein Glückslos“, berichtet Künstel von der angespannten Situation im Juni und Juli, als der Bedarf besonders hoch war.

Mittlerweile habe sich die Situation aber wieder normalisiert. „Die Feste sind jetzt rum und wir brauchen nicht mehr diese Masse an Coca-Cola.“ Dennoch stimmt Künstel die derzeitige Situation nachdenklich.

„Am Ukraine-Krieg hängt so vieles dran. Alles wird teurer. Für kleinere Betriebe wie uns wird es dadurch nicht einfacher. Aber wir müssen abwarten, wo die Reise hingeht.“

Coca-Cola-Kästen sind seit Wochen nicht mehr zu bekommen

Auch Axel Blessing, Geschäftsführer der Getränke Blessing GmbH, die Märkte an den Standorten Ottenau, Weisenbach, Forbach und Schönmünzach betreibt, hatte durch den Glasflaschenmangel während der Festsaison von Frühjahr bis Herbst Probleme bei der Lieferung eines Softgetränks: Fanta in 0,33-Liter-Flaschen war in dieser Zeit nicht verfügbar.

Außerdem gebe es Schwierigkeiten bei Coca-Cola. „Die 20 x 0,5-Liter-Kästen sind seit Wochen nicht mehr zu bekommen“, beklagt Blessing, der deshalb auf Pepsi oder Sinalco umschwenken musste, um die Kundenwünsche weiterhin erfüllen zu können.

Wir bekommen derzeit nur die Menge an Kohlensäuregasflaschen, die wir als Leergut abgeben.
Axel Blessing, Geschäftsführer Getränke Blessing GmbH

Wie Coca-Cola Europacific Partners Deutschland auf Anfrage bestätigt, kann es in vereinzelten Fällen zu Lieferschwierigkeiten bei einigen Produkten kommen, da „Lieferketten, die bereits durch die Corona-Pandemie belastet waren, durch den Ukraine-Krieg noch einmal stärker unter Druck geraten sind“, erklärt Benedikt Gietmann, Manager Communications.

Getränkehandel im Murgtal ist bisher noch beruhigt

In Bezug auf die Kohlensäure sei die Situation bei Getränke Blessing aktuell zwar nicht prekär, erläutert Blessing. Gleichwohl gebe es Probleme bei der Bevorratung.

„Wir bekommen derzeit nur die Menge an Kohlensäuregasflaschen, die wir als Leergut abgeben.“ Für die lokalen Getränkehändler könnte eine weitere Zuspitzung der Situation gravierende Folgen haben, wie er zu bedenken gibt.

„Wenn es nichts mehr gibt, gibt es nichts mehr zu verkaufen. Dann können wir zu machen. Aber das ist der ,worst case‘. Im Moment sind wir noch gechillt.“

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