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Mehr als Spielen und Basteln

Kindergarten-Leiter in Bad Rotenfels berichtet über Arbeit: Kindern ist das Geschlecht des Erziehers egal

Seit knapp zwei Wochen wird der Kindergarten Sankt Laurentius in Bad Rotenfels von dem Erzieher und Fachwirt Adrian Groll geleitet. Im BNN-Gespräch spricht er über seine Arbeit und wie es ist, Erzieher zu sein. Dabei begegnet er einigen Vorurteilen.

Pädagogische Arbeit im Freien: Rings um Adrian Groll herum toben die Kinder. Der Erzieher ist zurzeit noch mit organisatorischen Dingen beschäftigt, wird demnächst aber selbst in den Gruppen mitarbeiten.
Pädagogische Arbeit im Freien: Rings um Adrian Groll herum toben die Kinder. Der Erzieher ist zurzeit noch mit organisatorischen Dingen beschäftigt, wird demnächst aber selbst in den Gruppen mitarbeiten. Foto: Müller

Seit knapp zwei Wochen wird der Kindergarten Sankt Laurentius in Bad Rotenfels von dem Erzieher und Fachwirt Adrian Groll geleitet. Im BNN-Gespräch spricht er über seine Arbeit und wie es ist, Erzieher zu sein. Für Adrian Groll ist die Sache klar. „Den Kindern ist das Geschlecht egal. Ihnen geht es um die Person“, erklärt der Kindergartenleiter. „Ihnen ist wichtig, ob die Person Gitarre spielt oder mit ihnen Drachen bastelt.“

Bei Eltern komme es dagegen vor, dass sie sich freuen, wenn plötzlich ein Erzieher im Kindergarten arbeitet. Sie würden dann denken, dass der Erzieher mit den Kindern handwerklich arbeite oder Fußball spiele. Groll spielt tatsächlich gerne Fußball mit den Kindern. „Damit bestätige ich dieses Vorurteil“, gibt er zu. Aber ansonsten geht er davon aus, dass es charakterabhängig ist, wie man mit den Kindern umgeht.

Empathie und Geduld

Dementsprechend sieht er Frauen und Männer gleichermaßen für den Beruf geeignet. Geduldig und empathisch müsse man unter anderem allerdings sein, gibt Groll zu. Schließlich sei die Arbeit mit Kindern nicht mit der bei Benz zu vergleichen. „Es gibt keinen Knopf, den man drücken kann damit das passende Kind herauskommt“, sagt Groll. Stattdessen müssten Erzieher sich überlegen, wie sie Lerninhalte spielerisch verpacken. So, dass die Kinder Spaß dabei haben. Um das zu schaffen, haben Erzieher laut Groll in ihrer Ausbildung unter anderem Entwicklungspsychologie und erfahren viel über die körperlichen Entwicklungsstufen eines Kindes.

Erzieher statt Kindergärtner

Denn einfach nur mit den Kindern herumtoben, das tun Erzieher Groll zufolge nicht. „Bei Kindergärtnern denken viele Leute an eine nette Tante mit einer Tasse Kaffee in der Hand, die nebenher mit den Kindern spielt“, erzählt Groll. Darum hört er lieber das Wort Erzieher.

Ich empfinde die Arbeit als Erzieher spannender als die des Lehrers.

Er selbst ist auf Umwegen zu diesem Beruf gekommen. Nach dem Lehramtsstudium arbeitete er zunächst zwei Jahre lang im Vertrieb einer Firma in Baden-Baden, bevor er sich dazu entschloss, eine Ausbildung als Erzieher zu machen. „Ich empfinde die Arbeit als Erzieher spannender als die des Lehrers, weil man Entwicklungen und Fortschritte viel mehr miterlebt“, erklärt Groll. Es sei schön, zu sehen, wie sich in den drei Jahren im Kindergarten die Persönlichkeit der Kinder entfalte.

Aufgaben im Kindergarten

Nach seinem Anerkennungsjahr in einem Kindergarten in Ottenau und einem Jahr Arbeit dort, machte er nebenher in den Abendstunden den Fachwirt für Organisation und Führung. Das sei zwar nicht notwendig für die Leitung eines Kindergartens, aber sehr hilfreich. Schließlich habe er zahlreiche Verwaltungsaufgaben in seinem Job, etwa die Einziehung der Kindergartenbeiträge. Dafür ist er zum Teil von seinen Aufgaben als Erzieher in der Gruppe freigestellt. Das sei aber nicht in allen Kindergärten der Fall, berichtet er. Manche Leiter müssten die Verwaltungstätigkeiten „nebenher“ erledigen.

Da mach ich lieber den Mechatroniker.

Weniger mit den Kindern arbeite man als Leiter auf jeden Fall, so Groll. Allerdings könne er die Richtung des Kindergartens vorgeben und so optimale Bedingungen für die Kinder schaffen, was ebenfalls reizvoll sei. Doch auch Kindergartenleiter verdienen oft weniger als Arbeiter in anderen Branchen. Das sieht Groll als einen Grund dafür, weshalb es so wenig männliche Erzieher gibt. „Wenn Leute erfahren, wie viel man netto als Erzieher verdient, denken sich bestimmt viele: ,Da mach ich lieber den Mechatroniker‘“, vermutet Groll.

Vorurteile gegenüber Männern

Zudem könne es vorkommen, dass Eltern männlichen Erziehern mit Vorurteilen begegnen. Groll sieht dann das Problem aber bei den Eltern, die sich fragen müssten, warum sie einem Erzieher etwas unterstellen. „Es ist nicht Sache des Mannes, sich zu rechtfertigen“, meint Groll. Ihm seien derartige Vorurteile nicht begegnet. Er habe mit den Kindern in Ottenau gearbeitet und sie auch gewickelt. „Ich hatte ein gutes Verhältnis zu den Eltern und ein tolles Team“, berichtet er.

In Bad Rotenfels muss er sich noch einfinden. Bisher war er vor allem mit organisatorischen Dingen beschäftigt und nur beim Mittagessen in den Gruppen. Sonderstatus hat er dort nicht. Es gibt im Kindergarten Sankt Laurentius noch einen weiteren männlichen Erzieher.

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