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Motto: „Solidarität gewinnt“

Maifest der IG Metall Gaggenau: Arbeitgeber mehr in die Verantwortung holen

Die IG Metall will ausloten, ob es neue Möglichkeiten gibt, Arbeitgeber in die Mitverantwortung zu holen und einen neuen Baustein für die betriebliche Altersversorgung auf den Weg zu bringen.

Zwei Personen auf Wagen, Leute an Tischen
Claudia Peter und Bodo Seiler sprachen beim Maifest der IG Metall Gaggenau auf dem Gaggenauer Marktplatz. Foto: Stefan Maue

Über dem Marktplatz mischt sich der Duft von Bratwurst, Cevapcici, Crepes und Flammkuchen. Eine Reihe von Verpflegungsständen umsäumen die Tische und Bänke. SPD, FDP, Bündnis90/Die Grünen und die Linke sind mit eigenen Info-Ständen vor Ort. Auch eine Abordnung von CDU-Repräsentanten aus der Region ist zu sehen. Erstmals seit drei Jahren bildet der Gaggenauer Marktplatz wieder die Kulisse für das traditionelle Maifest der IG Metall Gaggenau – ganz ohne Corona-Beschränkungen.

„Wir sind froh, dass es in dieser Form wieder stattfinden kann“, sagt Benjamin Girrbach, der das Fest unter dem Motto „Solidarität gewinnt“ in dieser Form zum ersten Mal organisiert hat. Zugleich räumt er ein, dass die Planungen wegen der unsicheren Lage erst relativ kurzfristig möglich gewesen seien.

„Die Leute wollen wieder raus“, bekräftigt auch Josef Luzeckas, dessen Tombolastand während des Festes meist dicht umlagert ist. Der erzielte Erlös komme diesmal den Murgtal-Sternchen und für einem mehrfach behinderten Menschen zugute, sagt er, während am anderen Ende des Platzes sich die kleinen Besucher auf der Rollbahn des Vereins „Kindgenau“ vergnügen dürfen.

Wir suchen nach neuen Möglichkeiten, Arbeitgeber in die Mitverantwortung zu holen.
Claudia Peter, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Gaggenau

Die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Gaggenau, Claudia Peter, charakterisiert das Maifest als „ein Tag für Begegnung, Reden und Genießen.“ Ausführlich geht sie in ihrer Rede auf die vielfältigen Belastungen durch die Corona-Krise ein. Und sie meint: „Gemeinschaft muss gepflegt werden. Dies gilt ganz besonders dann, wenn die Zeiten rauer sind.“

Peter appelliert daran, Verantwortung zu übernehmen und für Gerechtigkeit zu sorgen: „Wir suchen nach neuen Möglichkeiten, die Arbeitgeber in die Mitverantwortung zu holen und loten aktuell aus, ob es möglich ist, einen zusätzlichen neuen Baustein für betriebliche Altersversorgung auf den Weg zu bringen“, sagt sie. Zudem fordert Peter „Geschlossenheit und Stärke.“

Tarifrunde wird zur besonderen Herausforderung

Die Beschäftigten benötigten dringend nicht nur eine Entlastung, sondern zusätzlich eine angemessene Entgelterhöhung. Lieferkettenprobleme und Rationierung der Energie könnten dazu führen, dass „die Wirtschaft nicht mehr handlungsfähig ist.“ Monatelange Unterbrechungen der Produktion seien nicht unrealistisch. In diesen Krisenzeiten eine Tarifrunde vorzubereiten sei, so Peter, „eine echte Herausforderung.“

Wer Frieden will, muss Diplomatie betreiben.
Bodo Seiler, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Gaggenau

Bodo Seiler, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Gaggenau, verweist auf Mitgefühl und Empathie, die mit der Solidarität einher gehen müsse: „Wir fühlen uns den Menschen in der Ukraine tief im Herzen verbunden. Und für Seiler ist klar: „Das Ziel einer gerechten und gewaltfreien Gesellschaft kann man nicht mit militärischen Mitteln erreichen. Wer Frieden will, muss Diplomatie betreiben.“

Kurzfristig wirkende steuerliche Entlastungen, die Einführung eines Mobilitätsgeldes, die Unterstützung von Haushalten mit geringem Einkommen oder auch Maßnahmen gegen profitgetriebene Spekulationen und Preistreiberei sind Forderungen, die Seiler nennt.

Modernisierung der Mitbestimmung gefordert

Vor dem Hintergrund der sozialen Gerechtigkeit sei es zudem an der Zeit, die Aktualität des Betriebsverfassungsgesetzes zu überprüfen: „Bei vielen Herausforderungen können Betriebsräte dem Arbeitgeber nicht auf Augenhöhe begegnen.“ Deshalb sei eine umfassende Modernisierung der betrieblichen Mitbestimmung unverzichtbar.

Denis Davidovac, Sprecher der IG Metall Jugend Gaggenau, verweist in seiner Rede vor allem auf die schwierige Nachwuchssuche in den Betrieben: „Sie schrauben ihre Einstellzahlen massiv herunter. Erstmals in der Geschichte haben wir in Deutschland weniger als 500.000 abgeschlossene Ausbildungsverträge“.

Die Betriebe müssten allerdings begreifen, so Davidovac, dass „Azubis und dual Studierende die Zukunft sind.“ Gerechtigkeit sei nur zu erzielen, wenn bedarfsgerechte Lösungen für die Schwächeren und besonders Belasteten gefunden würden.

Akustik-Duo „2cool“ sorgt für musikalische Unterhaltung

Derweil blickt ein Mann, der am Rande die Reden auf dem Marktplatz verfolgt und namentlich nicht genannt werden will, eher wenig optimistisch, in die Zukunft: .„Ich bin Rentner und froh, dass ich mir um meinen Arbeitsplatz keine Sorgen mehr machen muss“.

Für stimmungsvolle musikalische Unterhaltung auf dem Fest sorgt im Hintergrund das Akustik-Duo „2cool“ mit Meike Oberle und Gerald Sänger.

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