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Täter lebte lange in der Stadt

Nach Amokfahrt in Volkmarsen: Frühere Nachbarn von Maurice P. in Gaggenau sind geschockt

Der Amokfahrer von Volkmarsen lebte viele Jahre in Gaggenau. Seine früheren Nachbarn sind von der Tat schockiert. Sie beschreiben Maurice P. als einen ruhigen Jugendlichen. Seine Mutter lebte offenbar sehr zurückgezogen. Ihr Haus soll sie den Nachbesitzern in einem verwahrlosten Zustand hinterlassen haben.

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Bild des Grauens: Bei seiner Amokfahrt in den Rosenmontagsumzug in Volkmarsen verletzte Maurice P. zahlreiche Menschen schwer. Foto: Zucchi

Die Amokfahrt von Volkmarsen hat auch in Gaggenau Spuren hinterlassen. Dort, wo der Täter Maurice P. viele Jahre gelebt hat, sitzt der Schock tief. Die früheren Nachbarn sind wenige Tage nach dem Anschlag in der hessischen Kleinstadt, bei dem mehr als 60 Menschen verletzt wurden, noch immer entsetzt: „Ich kann es einfach nicht glauben“, sagt eine Rentnerin im BNN-Gespräch.

Mit ihrem Ehemann wohnte sie direkt neben Familie P. Sie erinnert sich noch gut an ihre ehemaligen Nachbarn, eine Mutter und drei Kinder. Zwei Jungs, ein Mädchen. Maurice ist der Jüngste. „Die Mutter lebte sehr zurückgezogen“, sagt die ältere Frau, „man hat sie selten draußen gesehen.“

Maurice P. war ein ruhiger Junge

Die Kinder spielen viel im Garten, „allerdings nie mit anderen in der Nachbarschaft“. Auf der Straße grüßen sie. Maurice ist unauffällig, ein ruhiger Junge. Er geht in Gaggenau zur Schule, sein großer Bruder ist berufstätig. Im Haus leben unzählige Hunde und Katzen. „Manchmal hat es schlimm gerochen.“

Mutter hatte Probleme mit Männern und Geld

Wenn sich die beiden Frauen miteinander unterhalten, dann von Fenster zu Fenster. Die Mutter von Maurice P. bezeichnet die Nachbarin als „vom Leben gezeichnet“. Sie hat Probleme mit Männern und Geld, klagt immer wieder: „Euch geht es so gut.“

Es kann auch uns treffen.

Das ältere Ehepaar ist lebensfroh, liebt die Fastnacht. Einen Tag nach Volkmarsen besuchen die Beiden den Umzug in Ottenau, einem Gaggenauer Stadtteil. In diesem Jahr ist die Freude am Narrentreiben gedämpft. „Ein mulmiges Gefühl bleibt“, sagt sie, „es kann auch uns treffen.“

Plötzlicher Umzug nach Hessen

Mehr als zehn Jahre wohnt das Ehepaar neben Familie P. Bis die Nachbarn 2010 umziehen. Der Abschied kommt plötzlich. „Die Frau hat uns mitgeteilt, dass sie nach Hessen ziehen. Das war’s“, erinnert sich die damalige Nachbarin: „Kein Handschlag, nichts.“

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Früherer Wohnort: Als Jugendlicher lebte Maurice P. mehr als zehn Jahre lang mit seiner Familie in Gaggenau. Die einstigen Nachbarn sind über seine Tat entsetzt. Foto: Körner

In Volkmarsen will die Familie neu anfangen. Mal wieder. Ihr erstes Haus in Gaggenau hat sie aus finanziellen Gründen verkaufen müssen, nun auch das zweite. Der älteste Sohn bleibt zurück, um die Abwicklung zu regeln.

Sie hat das Haus völlig vermüllt hinterlassen.

„Er war sehr freundlich und hat uns das Grundstück gezeigt“, sagen die Nachbesitzer gegenüber den BNN. Die Unterhaltungen mit der Mutter sind weniger erfreulich.

„Sie hat das Haus völlig vermüllt hinterlassen“, erzählt die heutige Besitzerin: „Als ich sie am Telefon darauf angesprochen habe, hat sie den Hörer hingeknallt.“

Mit den Nerven am Ende

Die Tochter entschuldigt sich später. „Meine Mutter ist mit den Nerven am Ende“, habe sie gesagt. „Mein Eindruck war, dass sie das Haus dringend verkaufen musste“, schildert die Frau, die anonym bleiben will. „Das Problem war: Es wollte niemand haben, weil es völlig verwahrlost war.“

Terrorismus-Experte am Briefkasten

All das hatte sie längst vergessen, doch nach der Amokfahrt von Volkmarsen werden ihre Erinnerungen wieder wach. Beim Griff in den Briefkasten findet sie eine Visitenkarte. Der Terrorismus-Experte eines großen deutschen Mediums bittet um Rückruf. „Im ersten Moment war ich völlig geschockt.“ Sie habe gedacht: „Was ist denn hier los?“

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