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Infektion durch Gesang

Nach Corona-Ausbruch durch Gottesdienst: Freikirchen im Murgtal reagieren mit strengen Regeln

Nach dem Corona-Ausbruch durch einen Gottesdienst in Frankfurt sind die Freikirchen im Murgtal gewarnt. Während der Gottesdienste gelten dort strenge Vorschriften: Mindestabstand, Gesangsverbot und begrenzter Zugang. Die Besucher müssen sich registrieren. Eine Maskenpflicht während der Gottesdienste gibt es aber nicht.

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Lichte Reihen: Maximal 37 Gläubige dürfen die Gottesdienste der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Gernsbach besuchen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Abstandsregeln in der Christuskirche befolgt werden. Foto: Bauer

Der Vorfall war alarmierend: In einer baptistischen Gemeinde in Frankfurt ist es zu einem Coronavirus-Ausbruch gekommen. Rund 200 Menschen infizierten sich bei einem Gottesdienst – weil offenbar nicht alle Corona-Vorschriften eingehalten wurden. In den Murgtäler Gemeinden gelten deshalb klare Regeln: Mindestabstand, Gesangsverbot und begrenzter Zugang. Eine Maskenpflicht während der Gottesdienste gibt es aber nicht.

Die Gläubigen in Frankfurt sangen, wie heute bekannt ist, teilweise ohne Maske. Dadurch konnten sich Luftpartikel mit den Viren ungehindert ausbreiten.

Hohe Infektionsgefahr in Freikirchen

In freien Gemeinden ist die Infektionsgefahr hoch, weil ihre Gebetsräume deutlich kleiner sind als die großen Kirchensäle. Dennoch empfiehlt das Land das Tragen der Masken in Gottesdiensten nur – vorgeschrieben ist es nicht.

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Gottesdienst-Besucher in der Gernsbacher Christuskirche müssen sich registrieren. Foto: Bauer

Berührte Flächen und Gegenstände müssen nach jeder Veranstaltung desinfiziert werden, ein Abstand von eineinhalb Metern muss eingehalten werden.

Gottesdienst mit vier Ordnern

Bei der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinschaft in Gernsbach sorgen vier ehrenamtliche Ordner dafür, dass die Vorschriften eingehalten werden.

In der Christuskirche müssen die Besucher während des gesamten Gottesdienstes eine Maske tragen: „Wir halten das für sinnvoll, damit man die Lieder wenigstens mitsummen kann“, erklärt Achim Fritz, Leitender Ältester der Gemeinde.

Wir tun, was wir können, um Infektionen zu vermeiden.
Achim Fritz, Leitender Ältester der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinschaft in Gernsbach

Eine Ausnahme gilt für Menschen mit gesundheitlichen Problemen, die keine Maske tragen können. Sie dürfen die Gottesdienste in einem Nebenzimmer verfolgen, das mit dem Hauptraum verbunden und durch Glas geschützt ist. Besucher müssen ihre Adresse hinterlassen. „Wir tun, was wir können, um Infektionen zu vermeiden“, betont Fritz.

Anmeldung zum Gottesdienst ist begrenzt

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Strenge Vorschriften: In Kirchen ist die Einhaltung des Mindestabstandes von eineinhalb Metern besonders wichtig. Foto: Bauer

Menschen mit Erkältungssymptomen werden angehalten, nicht zu kommen. Maximal 37 Gläubige pro Gottesdienst sind zugelassen, damit der Mindestabstand gewährleistet ist. Bei der Anmeldung gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. „Wir achten aber darauf, dass auch diejenigen zum Zug kommen, die bislang noch nicht hier waren“, sagt Fritz.

Seit dem 17. Mai finden in der Christuskirche wieder Gottesdienste statt. Fritz verfolgt sie mit gemischten Gefühlen: „Es ist nicht mehr wie früher, Gesang und Wortmeldungen fehlen“, sagt er. Dennoch überwiegt bei ihm die „Erleichterung, dass wir uns überhaupt treffen können“. Auch Dorothee Werner, die am Sonntag mit ihrem Mann für den Kirchendienst zuständig war, sieht den Neustart trotz der Auflagen positiv: „Die Leute sind dankbar, dass sie wieder ins Gotteshaus kommen können.“

Viele Besucher tragen die strengen Regeln mit. „Ich finde die Schutzmaßnahmen gut, weil wir sorgfältig miteinander umgehen sollten“, sagt Besucherin Beate Rieger aus Gaggenau.

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Käthe Fraric, auch sie kommt aus Gaggenau, muss sich an die neue Welt dagegen noch gewöhnen: „Mir fehlen die körperlichen Kontakte sehr, das vertraute Händeschütteln und die innige Umarmung.“

Video-Gottesdienste in der Krise

In der neuapostolischen Kirche in Gaggenau war am Sonntag der erste Gottesdienst seit Beginn der Pandemie. In der Zwangspause war man um Normalität bemüht. „Unsere Gebietskirche hat zentrale Video-Gottesdienste veranstaltet“, berichtet Gemeindemitglied Joachim Schweigert. Sie konnten die Gläubigen per Livestream auf YouTube oder über das Telefon verfolgen.

Es ist schön, sich wieder persönlich zu sehen.
Joachim Schweigert, Neuapostolische Kirche Gaggenau

Der Kontakt untereinander brach auch in dieser Zeit nicht ab. „Wir haben uns so gut es ging über WhatsApp ausgetauscht“, erzählt Schweigert.

Nun also versammeln sich die Gläubigen – auch hier gilt die Abstandsregel – wieder im Gotteshaus. „Auch wenn man sich nicht umarmen darf, ist es schön, sich wieder persönlich zu sehen“, findet Schweigert.

Gesang beim Gottesdienst ist verboten

Für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste kommen Orgel, E-Piano und Streicher zum Einsatz. Der Gesang ist verboten. Eine Maskenpflicht gilt nur auf dem Weg zum Platz und wieder zum Ausgang.

Wer sitzt, muss hingegen keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Schweigert: „Wir empfehlen allerdings, es trotzdem zu tun.“

Mitarbeit: Reinhold Bauer
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