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Vorbereitungen abgeschlossen

Oberleitungs-Hybrid-Lkw starten im Murgtal

Laut Verkehrsministerium Stuttgart kann der Regelbetrieb von Oberleitungs-Hybrid-Lkw im Murgtal nun beginnen. Der Start hatte sich zuletzt aus mehreren Gründen verzögert. Auch weitere alternative Antriebstechnologien für Lkw werden auf der B462 getestet.

Oberleitungs-Lkw auf Straße
Fast zwei Monate nach der offiziellen Eröffnung der Strecke startet der Regelbetrieb von Oberleitungs-Hybrid-Lkw auf der Versuchsstrecke eWayBW im Murgtal. Foto: Hans-Jürgen Collet

Fast zwei Monate nach der offiziellen Eröffnung der Strecke soll der Regelbetrieb von Oberleitungs-Hybrid-Lkw (OH-Lkw) auf der Versuchsstrecke eWayBW im Murgtal ins Rollen kommen. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gab am Dienstagnachmittag per Pressemitteilung bekannt, dass die „umfangreichen Vorbereitungen“ nunmehr erfolgreich abgeschlossen seien. Für den Start auf der B462 stehen wie berichtet zunächst zwei Lkw von Scania zur Verfügung, drei weitere Fahrzeuge sollen bis Mitte Oktober folgen.

Das für den Feldversuch eWayBW federführende Verkehrsministerium Stuttgart hat wiederholt daraufhin gewiesen, dass während des dreijährigen Realbetriebs auf der B462 nicht nur OH-Lkw eingesetzt werden, sondern noch weitere alternative Antriebstechnologien zum Einsatz kommen sollen.

Damit wird das Murgtal gewissermaßen zum Testlabor für einen klimafreundlichen Lkw-Verkehr der Zukunft, der Teilnehmerkreis ist im Laufe der Vorbereitungsphase stetig größer geworden.

Daimler schickt moderne eActros auf die Strecke

Bekannt war bereits, dass ein Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Lkw von Iveco Nikola zu einem späteren Zeitpunkt an den Start geht; jetzt wurde mitgeteilt, dass noch ein Bio-Methan-Lkw von Iveco hinzukommt. Außerdem werden noch ein batterieelektrischer Lkw mit Pantograph sowie rein batterieelektrische Lkw der Daimler AG und von Iveco getestet.

Die Daimler AG, die bekanntlich in der Oberleitungstechnologie für Lkw grundsätzlich keine Zukunft sieht, hatte bereits zu einem frühen Zeitpunkt eine Art Konzeptwettbewerb angekündigt, indem sie moderne eActros-Fahrzeuge auf die Strecke schickt. Laut Verkehrsministerium werde bei einem OH-Lkw temporär auch synthetischer Kraftstoff (reFuels) eingesetzt. Damit seien alle derzeit erfolgversprechenden Antriebstechnologien für einen klimaschonenderen Straßengüterverkehr vertreten.

Bereits am 28. Juni hatte Minister Winfried Hermann gemeinsam mit der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD), die eWayBW-Pilotstrecke feierlich in Betrieb genommen. Zu den vorbereitenden Arbeiten, die deutlich mehr Zeit in Anspruch nahmen als ursprünglich geplant, gehörten Test- und Einstellfahrten entlang der Strecke ebenso wie Schulungen von Feuerwehren, Rettungsdiensten, Betriebspersonal und Fahrern. Vor allem aber hatten Lieferschwierigkeiten bei Scania – wegen Corona und wegen des Bruchs bei den Lieferketten - spürbare Auswirkungen auf den Zeitplan.

Diesel-Lkw werden teilweise ersetzt

Minister Hermann wird in der aktuellen Mitteilung zum Beginn der Realfahrten so zitiert: „Nun können endlich die Transporte, die bisher noch von Diesel-Lkw durchgeführt wurden, durch die leiseren und schadstoffärmeren Oberleitungs-Hybrid-Lkw übernommen werden. Das kommt vor allem den Bürgerinnen und Bürgern des Murgtals unmittelbar zugute.“

Auf der Pilotstrecke werden von zwei Speditionen jährlich etwa 500.000 Tonnen Papier im 24-Stunden- und Sieben-Tage-Betrieb von drei Papierherstellern in Gernsbach (Casimir Kast Verpackung und Display, Mayr-Melnhof und Baden Board) in Logistikzentren nach Kuppenheim gebracht. Die OH-Lkw ersetzen mithin einen Teil der bisherigen Fahrten von Diesel-Lkw.

Auch Einzelheiten zur Betriebsführung der Oberleitungsanlage zwischen Kuppenheim und Gaggenau stehen nunmehr fest: Diese werde von der Netze BW übernommen; die elektrotechnische Überwachung erfolge über den Netzleitstand Nord in Heilbronn, die Instandhaltung und Wartung der Anlage vor Ort durch den Betriebsservice der Netze BW in Ötigheim.

Steffen Ringwald, Geschäftsführer bei der Netze BW: „Wir unterstützen das Land schon seit mehreren Jahren intensiv im Bereich der Elektromobilität durch den landesweiten Aufbau von Ladeinfrastruktur. Gerade vor diesem Hintergrund freut es uns ganz besonders, dass wir die Zusammenarbeit mit dem Land nun auch auf die Oberleitungsanlage für Schwerlastverkehr im Rahmen des Feldversuchs eWayBW ausweiten.“

Pool-Lösung für die Lkw

Die OH-Lkw werden nicht direkt von den beteiligten Speditionen angemietet. Stattdessen werden die Fahrzeuge im Rahmen einer Pool-Lösung zunächst von der Trapico GmbH, einer Tochter der SWEG (Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG, Sitz in Lahr) angemietet und dann innerhalb des Fahrzeugpools den Speditionen flexibel zur Verfügung gestellt. Ziel ist eine bestmögliche Auslastung der Versuchsfahrzeuge.

Diese Pool-Lösung hatte Spediteur Dieter Fahrner gegenüber den BNN in einem früheren Gespräch ausdrücklich begrüßt. Die Spedition Fahrner (Kuppenheim/Dornstetten) übernimmt zusammen mit der Spedition Huettemann (Kuppenheim) die Pendelfahrten zwischen den Papierfabriken in Gernsbach und den Lagerhallen in Kuppenheim.

Mit dem Feldversuch eWayBW sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welchen Beitrag Oberleitungs-Lkw für einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr der Zukunft liefern können. Eine wissenschaftliche Begleitforschung soll vor allem Aspekte der Energieversorgung sowie Auswirkungen auf Lärm, Luftschadstoffe und straßenplanerische Maßnahmen untersuchen. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung leitet das „Forschungskonsortium eWayBW“.

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