Wenn Schulmöbel acht Jahre im Freien stehen und tagtäglich der Witterung ausgesetzt sind, ist ihre Nutzungsmöglichkeit irgendwann zu Ende. So war es bereits im letzten Jahr in einem Klassenzimmer der Ebersteingrundschule in Selbach abzu sehen, dass die Tische und Bänke nicht mehr lange ihren Zweck als Sitzgelegenheit während des Unterrichts erfüllen werden.
Halt, Tische und Stühle eines Klassenzimmers Tag und Nacht im Freien stehen lassen – wer macht den so etwas? Diese Frage stellt sich allerdings nicht, wenn es sich wie in unserem Fall um das sogenanntes Waldklassenzimmer handelt. Das seit 2012 im Wald beim Dorf stehende Inventar wurde in den letzten Monaten durch freiwillige Helfer zum Teil erneuert und erweitert.
Alles begann mit ein paar Ästen im Wald
In der Ebersteingrundschule in Selbach wird nicht nur im Schulgebäude unterrichtet. Nach der Einführung der offenen Ganztagesschule im Schuljahr 2009/2010 wird den Kindern seit 2011/12 im Rahmen der Ganztagsbetreuung angeboten, auch außerhalb des Schulgebäudes selbst die Vielfalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt kennen zu lernen und selbst zu erleben.
So wurde neben einem Schulaquarium auch ein Schulgarten und das bereits erwähnte Waldklassenzimmer eingerichtet. Wie die Schulleiterin Barbara-Uta von Nayhaus bei der Vorstellung der neuen Möblierung in ihrem Rückblick erwähnte, wurde bei den damaligen Spaziergängen durch den Wald ein schönes und einsames freies Plätzchen im Wald entdeckt. Die Kinder begannen mit eingesammelten Ästen ein „Klassenzimmer“ zu bauen, das dann in den nächsten Monaten mit halbierten Baumstämmen als Tische und Sitzbänke aufgerüstet wurde.
Da diese inzwischen wegen natürlicher Verwitterung nicht mehr ihren Zweck erfüllen konnten, organisierte der langjährige Vorsitzende des Kooperationspartners Obst- und Gartenbauverein Reinhold Künstle mit Mitgliedern des Vereins die Runderneuerung. „Unter Coronabedingungen haben die Brüder ganz schön geschuftet“, lobte er die große Einsatzbereitschaft.
Waldpädagogin betreut das Angebot
Jochen Müller organisierte aus dem Gemeindewald nicht benötigte, abgesägte Stammabschnitte von Douglasien und Johannes Braunnagel baute daraus drei neue Stehtische und neue Sitzflächen für die Bänke. Die jeweils rund 20 Kinder der beiden Gruppen haben sie inzwischen mit viel Begeisterung in Betrieb genommen, wie am Pressetermin deutlich zu sehen war.
Am meisten Spaß machte es aber wohl nach der Präsentation und der mit einem Vergrößerungsglas durchgeführten genauesten Untersuchung eines Fuchsbalges im umliegenden Wald auf Expedition zu gehen.
Betreut wird der zweimal am Nachmittag stattfindende Unterricht im Wald seit zehn Jahren von der staatlich zertifizierten Waldpädagogin Brigitte Nissen aus Selbach. Sie hat letztes Jahr für ein Projekt an drei Nachmittagen elf unterschiedliche sogenannte lebensgroße Pirschpfadtiere aus dem Infozentrum am Kaltenbronn ausgeliehen bekommen.
Nachdem sie erlebt hat, wie begeistert die Kinder die rund um das Waldklassenzimmer aufgestellten Tierfotos gesucht und erklärt haben, wünscht sie sich nun einen eigenen Satz für das Waldklassenzimmer. Da diese Tiere aus Fotos auf Aludibond-Platten allerdings rund 500 Euro kosten, können sie nur über Spenden an den Förderverein der Ebersteinschule finanziert werden.