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Pilgertag nach Baden-Baden geplant

Langjährige Pilger aus Gaggenau berichten: „Es tut der Seele gut und öffnet neue Horizonte“

Im Juni ist ein Pilgertag von Gaggenau nach Baden-Baden geplant. Im BNN-Gespräch schildern Pfarrer Tobias Merz und Ernst Kraft, Mitglied der Badischen Jakobusgesellschaft, warum sie für das Pilgern „brennen“.

Sechs Wanderer an einem Metallherz mit Bank und Tisch in Weingarten
Ernst Kraft (rotes T-Shirt) und Pfarrer Tobias Merz (Zweiter von rechts) sind seit Jahren passionierte Pilger. Foto: Ernst Kraft

Getreu dem Sprichwort „Der Weg ist das Ziel“ pilgern jährlich etwa 40 Millionen Christen zu einem heiligen Ort, um die Nähe Gottes auf besondere Weise zu erfahren. Pfarrer Tobias Merz von der Seelsorgeeinheit Gaggenau, 1994 erstmals auf dem Jakobsweg in Frankreich unterwegs, erinnert sich im BNN-Gespräch.

„Diese ersten Pilgertage waren das Intensivste, was ich je mit Menschen und Natur erlebte! Ich merkte, dass das Pilgern meine eigentliche Daseinsform ist: Gehen, immer weiter gehen, mit offenen Augen und Ohren, was der Weg – was Gott? – für einen vorbereitet hat“.

Der Theologiestudent ist damals alleine unterwegs, ist schlecht ausgerüstet, schleppt viel zu viel Gepäck. Er schwankt stetig zwischen „leichter Panik und unfassbarem Glück, wenn sich irgendwo wieder eine Tür öffnet“, er hilft Bauern bei der Heuernte.

Pilger erlebten Mäuse im Zimmer – was soll’s?

Unterwegs nimmt ihn ein Fahrer zu einem Bauernhof mit: „Ich wurde zum Essen auf der Veranda eingeladen, der Wein war hervorragend! Wir unterhielten uns lange über Gott und die Welt. In meinem Zimmer spazierten Mäuse die Wände auf und ab. Ob mir das was ausgemacht hat? Ich war müde, verkroch mich in meinem Schlafsack. Und – ich war glücklich!“

Jahre später stößt Tobias Merz auf eine französische Studentengruppe: „Es war ein unbeschwerter Sommer, einer, wie man ihn von französischen Filmen kennt.“ Die Pilger, darunter die Pianistin Sara Picavet, erfahren viel Gastfreundschaft bei den Mönchen von Conques.

Nach dem Gottesdienst in der wunderschönen romanischen Basilika spielt Sara Picavet auf einem Flügel Werke von Olivier Messiaen. „Der Raum war von wunderbaren Klängen erfüllt. Es war wohl kaum einer unter den Zuhörern, dem nicht Tränen in den Augen standen“, beschreibt Pfarrer Merz diesen Glücksmoment.

Pilgern brachte unvergessliche Erlebnisse

Auf dem Jakobsweg in Ungarn („Als Pilger ist man ja im Auftrag des Herrn unterwegs“) klopft Wallfahrer Merz an die Tür eines alten in den Berg hineingetriebenen Weinkellers – und wird hereingebeten. „Unverhofft saß ich in geselliger Weinrunde, bekam eine kurze Führung und unterhielt mich angeregt mit dem Winzer“. Aufgrund seiner vielfältigen positiven Pilger-Erfahrungen geht von Pfarrer Merz die Initiative aus, den Badischen Jakobusweg durch Gaggenau zu führen.

Pilgern beruhigt den Geist, tut der Seele gut, öffnet neue Horizonte.
Ernst Kraft, Mitglied der Badischen Jakobusgesellschaft

Ernst Kraft, Mitglied der Badischen Jakobusgesellschaft, „brennt“ für das Pilgern; er ist jährlich viermal unterwegs und hat erfahren: „Pilgern beruhigt den Geist, tut der Seele gut, öffnet neue Horizonte. Es bedeutet aber auch Strapazen, Müdigkeit, Regen, Hitze, Stürme. Pilgern nimmt dir die Kraft, gibt sie dir aber mehrfach zurück“. Ein Erlebnis bleibt ihm unvergesslich:

Einladung der Pilgergruppe in die Villa

„In Portugal beschloss unsere Pilgergruppe, mangels Quartier im Freien zu übernachten – und stieß auf ein sehr großes Grundstück, in dessen Mitte eine Villa stand“. Beherzt passierte Ernst Kraft das offene Eingangstor – und schon stürmte ein großer Hund auf ihn zu. Ein Pfiff – und der vierbeinige Wächter stoppte. Kritisch musterte der Hausherr die neun Pilger, die einen Schlafplatz suchten, willigte schließlich ein.

Nach Einkäufen, einem Bad in der Lagune der Hafenstadt und einem verlorenen Fußballmatch gegen technisch versierte Straßenfußballer stieg die Truppe wieder hinauf - und erlebte eine Überraschung: „Der Hausherr führte uns in seinem großen Weinkeller an einen langen reichhaltig mit Speisen und Getränken gedeckten Tisch, ermunterte uns, ‚ordentlich ‘reinzuhauen‘, er saß freudig dabei.

Zum Nachtisch erntete die Gruppe Orangen frisch vom Baum. Am Ende bot der Gastgeber eine Übernachtung im Haus an. „Wir aber lehnten dankend ab, schliefen direkt neben der Villa, bewacht von einem uns sehr wohl gesonnenen anderen Hund. Am nächsten Morgen verabschiedete uns der Gutsherr persönlich. Dankbar und froh gelaunt pilgerte unsere Truppe weiter auf dem Jakobsweg in Richtung Santiago“.

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