Von 24. September bis 18. Oktober (außer am Wochenende vom 8. bis 11. Oktober), immer von Donnerstag bis Sonntag, soll der Rummel in Gaggenau öffnen. Vereine und Krämer werden sich zwar nicht beteiligen, aber zwei Dutzend Schausteller-Familien. Sie wollen bei der Jahnhalle ihre Buden und Attraktionen aufstellen: Karusselle, ein Spaßhaus, vielleicht auch ein Riesenrad. „Das volle Jahrmarktprogramm”, sagt Hugo Levy von der Interessengemeinschaft der Rastatter Schausteller.
Das wird uns nicht retten, aber es wird uns weiterhelfen.Hugo Levy, Schausteller aus Rastatt
Mit dabei ist beispielsweise Katja Fetscher, die auf Rummelplätzen einen Autoscooter und Kinderkarusselle betreibt. „Es ist zumindest ein Anfang”, sagt sie. „Man hat wieder eine Perspektive.” Das tue nicht nur dem Umsatz gut, sondern auch der Psyche.
„Es ist ein Lichtblick”, sagt auch Hugo Levy. „Das wird uns nicht retten, aber es wird uns weiterhelfen.” Er hofft auf regen Zulauf, denn die Betreiber tragen die Kosten der Veranstaltung. Doch er sieht in den Pop-Up-Parks, die nun in Gaggenau und der Umgebung angeboten werden, vor allem eine Chance. „Wir müssen ein Stück weit ins normale Leben zurückkommen”, sagt er.
Er ist zuversichtlich, dass die Besucher strömen: „Wir haben viele, viele treue Jahrmarkt-Kunden.” Auf dem Gelände dürfen sich zeitgleich höchstens 500 Gäste aufhalten. Sie müssen online oder vor Ort ein Ticket erwerben und ihre Daten hinterlassen. Der Eintritt kostet einen Euro für Besucher ab sieben Jahren. Eine zeitliche Beschränkung ist nicht geplant.
Die Einlasskontrollen, die Hygienestationen und Waschgelegenheiten sowie die Masken in den Warteschlangen und Fahrgeschäften dürften ein ungewohnter Anblick für die Jahrmarkt-Gäste sein. Aber die Betreiber wollen trotzdem für eine richtige Rummel-Stimmung sorgen. „Für Abwechslung und Freude sind wir zuständig”, sagt Levy. „Es ist schon ein bisschen Aufwand, aber wir sind froh, dass wir’s machen dürfen.”
Schausteller brauchen Einkünfte
Die Schausteller hatten es im Corona-Jahr schwer: Die Pandemie beendete die Jahrmarkts-Saison, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Alle Einnahmen brachen weg. Die Kosten laufen indes stetig weiter: der Lebensunterhalt, Wartungsarbeiten, Kredite. Der 51-Jährige weiß von baden-württembergischen Schaustellern, die ihr Geschäft bereits aufgeben mussten.
Schausteller kann man nur sein, wenn’s Herz dranhängt.Hugo Levy, Schausteller aus Rastatt
In Rastatt ist es bisher noch nicht so weit gekommen. Er hofft, dass es dabei bleibt. Zumal es für die Betreiber um mehr geht als finanzielle Fragen. „Schausteller kann man nur sein, wenn’s Herz dranhängt. Das ist kein Beruf, das ist eine Lebenseinstellung.” Er selbst und sein Sohn arbeiten bereits in der sechsten und siebten Generation in dieser Branche.
Die Finanzspritzen des Landes bringen seiner Ansicht nach keine Erleichterung. Die Soforthilfe, 9.000 Euro für kleine Unternehmen, bezeichnet Levy als „Tropfen auf dem heißen Stein”. Auch die jüngst angekündigten Zuschüsse zur Kredittilgung tragen seiner Ansicht nach kaum zum Überleben der Unternehmen bei.
„Wenn man hundert Prozent Verdienstausfall hat, was soll das helfen?” Auch das Arbeitslosengeld mit all seinen Auflagen ist keine Option. „Wir wollen keine Sozialhilfe, wir wollen unser Geld selbst verdienen und für unser Leben wieder selbst verantwortlich sein”, sagt er mit Nachdruck.
Neuer Termin
In einer früheren Version des Beitrags hieß es, dass der Pop-up-Freizeitpark vom 17. September bis 4. Oktober stattfinden würde. Das Datum musste seitens der Stadt geschoben werden.