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Hoher Beratungsaufwand

Preisunterschiede an Corona-Teststellen im Murgtal führen zu Verwirrung

Die neue Testverordnung wirft bei Murgtälern nach wie vor einige Fragen auf: Wie viel muss ich zahlen? Warum bekomme ich den Corona-Test nicht gratis? Betreiber der Stationen müssen zurzeit viel beraten und erklären.

Ein Mann macht einen Corona-Abstrich.
Klare Tendenz: In den Corona-Teststellen zahlen nur wenige Kunden den vollen Betrag selbst. Foto: Swantje Huse

Wer sich in diesen Tagen ohne bestimmten Anlass auf Corona testen lassen will, muss den Betrag selbst zahlen. Und findet auch im Murgtal einen Flickenteppich an Preisen vor.

Zwischen acht und 15 Euro kosten die Tests bei den Stationen, die diese Redaktion befragt hat. Die meisten Betreiber berichten, dass nur wenige Menschen den vollen Preis selbst zahlen. Stattdessen nutzen sie die kostenlosen Tests oder die mit drei Euro Eigenbeteiligung – für die es jeweils klare Kriterien gibt.

Imad Yassin ist die derzeitige Regelung ein Dorn im Auge. Der Betreiber des Testhäuschens vor dem Lokal Miu Miu am Gaggenauer Bahnhof sagt: „Die Testverordnung nimmt keine Rücksicht auf die Menschen.“

Acht Euro für den Corona-Test schrecken Testwillige ab

Er habe es schon mehrmals erlebt, dass sich gerade ältere Menschen bei ihm ohne Anlass testen lassen wollten, aber dann wieder einen Rückzieher gemacht hätten. „Die acht Euro haben sie abgeschreckt.“ Zudem seien viele Leute nach wie vor verwundert, dass Testen nun etwas kostet. „Es wäre besser gewesen, alles beim Alten zu lassen“, betont Yassin.

Es wäre besser gewesen, alles beim Alten zu lassen.
Imad Yassin, Teststellen-Betreiber in Gaggenau

Im Testzentrum in der Forbacher Murghalle werden derzeit 15 Euro verlangt. Das berichtet Peter Kaiser, der in der Region mehrere Stationen betreibt – darunter auch die einzige in Forbach. „Ganz selten wird hier der volle Betrag gezahlt“, sagt Kaiser. Denn: „Die Preise stoßen bei den Menschen oft auf Unverständnis.“

Das führe regelmäßig zu Diskussionen. Etwa die Hälfte der Kunden stelle Fragen wie: Warum ist der Test nicht kostenlos? Wie kann ich ihn gratis bekommen? Teilweise bleibe den Mitarbeitern nichts anderes übrig, als Menschen wieder wegzuschicken. Zum Beispiel, wenn diese sich weigerten, den vollen Preis zu zahlen, für Gratis-Tests aber nicht berechtigt sind.

„Wir müssen uns eben an die Vorgaben halten, auch wenn wir sie nicht sinnvoll finden“, sagt Kaiser und fügt hinzu: „Das Testen ist mittlerweile ein riesiger Aufwand.“ Früher habe es eine Minute pro Person gedauert – nun etwa sieben. Denn neben der zeitintensiven Beratung müsse das Personal immer prüfen, welche Berechtigung vorliege. „Es ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter sehr genau arbeiten“, sagt Kaiser. Denn die Teststationen würden verstärkt von der Kassenärztlichen Vereinigung kontrolliert.

Wir bewahren jeden Nachweis auf.
Patrick Zittel, Teststellen-Betreiber in Gaggenau

Patrick Zittel, der die Teststelle in der Bahnhofspassage Gaggenau betreibt, findet das gut. „Jetzt wird es schwerer zu schummeln. Alle müssen transparent arbeiten.“ Dadurch steige aber auch bei ihm der bürokratische Aufwand: Seiner Aussage nach braucht er statt einem mittlerweile zweieinhalb Ordner, um 1.000 Tests zu dokumentieren. „Wir bewahren jeden Nachweis für die subventionierten Tests auf“, erklärt Zittel. Die seien auch am gefragtesten: 50 Prozent der Kunden zahle drei Euro, 40 Prozent nichts und nur zehn Prozent der Kunden den vollen Betrag von zwölf Euro.

Niemand lässt sich für 15 Euro in der Apotheke auf Corona testen

In der Wendelinus-Apotheke in Weisenbach, der zweiten Teststelle im oberen Murgtal, sieht es nochmal deutlicher aus: „Ich habe hier bisher niemanden gehabt, der 15 Euro für einen Test gezahlt hat“, sagt die Inhaberin Ninapar Nassiri.

Die Staffelung der Preise sieht sie deshalb weniger kritisch als andere Teststellen-Betreiber: Mit den Gratis- und Drei-Euro-Tests seien bereits viele Menschen abgedeckt. Die allermeisten kämen nämlich nicht auf die Idee, sich ohne Anlass testen zu lassen, sagt sie.

Es handle sich meist um die gleichen Leute, die immer wieder zum Testen vor Ort seien – etwa, weil sie Angehörige in Pflegeeinrichtungen besuchen wollen. „Viele kennen wir, das vereinfacht natürlich die Vorgänge“, betont Nassiri. „Der Beratungsaufwand hält sich demnach bei uns in Grenzen.“ Sorgen bereitet ihr dagegen, dass es immer mehr positive Tests gebe – von rund 40 täglich seien im Schnitt zehn positiv.

Tatjana Zambo, Eigentümerin der Vitalapotheke Gaggenau und Betreiberin des Testzentrums in der Jahnhalle, berichtet das Gleiche: „Wir haben im Schnitt 30 bis 50 Prozent positive Tests.“ Aber diejenigen, die sich aktuell testen lassen, hätten oft schon einen konkreten Verdacht. Nur ganz wenige ließen sich in der Jahnhalle ohne Anlass für zwölf Euro testen.

Peter Kaiser vom Testzentrum Forbach sieht das kritisch. Die Testverordnung motiviere die breite Bevölkerung „leider nicht, sich regelmäßig zu testen“. Dabei sei das angesichts der explodierenden Fallzahlen wichtig. „Stattdessen steuern wir im Blindflug durch diese kritische Zeit. Und das bewusst.“

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