Skip to main content

Stirnrunzeln im Gemeinderat

Sozialunterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose in Gaggenau kostet bereits zwei Millionen Euro

In der Gaggenauer Eckenerstraße wird derzeit ein Haus abgerissen. Dort sollen Apartments für Flüchtlinge und Obdachlose entstehen. Die Kosten dafür liegen inzwischen aber bereits bei rund zwei Millionen Euro.

Haus wird abgerissen
Muss dem Neubau weichen: Das Haus an der Eckener Straße 16 wird abgerissen Foto: Michael Wessel

Mit dem Abbruch des alten Gebäudes wurde jetzt begonnen. Ende 2024 soll das neue „Wohngebäude für soziale Zwecke“ bezugsfertig sein: An der Ecke Obere Lessingstraße/Eckenerstraße baut die Stadt Gaggenau eine Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose.

Die neueste Kostenschätzung sorgte am Montagabend für Stirnrunzeln im Gaggenauer Gemeinderat. Letztlich wurden die Mehrausgaben aber gebilligt. Rund zwei Millionen Euro Gesamtkosten werden derzeit bilanziert. Die Erdarbeiten sollen im Herbst dieses Jahres beginnen.

An der Notwendigkeit des Baus besteht kein Zweifel

Insgesamt zehn Apartments entstehen an diesem Standort – direkt an der Unterführung der B462, gegenüber von Lidl. Bis zu 48 Personen sollen dort unterkommen können – je nach Auslastung der Stockbettzimmer. An der Notwendigkeit des Baus besteht im Gemeinderatsgremium kein Zweifel.

Das Haus, das gerade abgerissen wird, war in den 1970er Jahren von der Stadt Gaggenau aufgekauft worden. Damals dachte man an eine eventuelle vierspurige Erweiterung der B462, die direkt nebenan über die Eckenerstraße geführt wird. Das Haus stand zeitweise leer oder wurde für die Unterbringung von Obdachlosen genutzt.

Aufgrund von Einsprüchen der Angrenzer musste das Genehmigungsverfahren an das Regierungspräsidium abgegeben werden.
Jürgen Lauten, Hochbauamtsleiter

Der Abbruch soll bis Ostern abgeschlossen sein. Die Baugenehmigung liegt mittlerweile vor, informierte Jürgen Lauten den Gemeinderat. Auch über die neueste Entwicklung referierte der Hochbauamtsleiter. „Aufgrund von Einsprüchen der Angrenzer musste das Genehmigungsverfahren an das Regierungspräsidium abgegeben werden.“

Bei der Prüfung des Bauantrags habe das Regierungspräsidium weitere Auflagen für barrierefreie Wohnungen im Erdgeschoss gefordert. „Dies bedurfte einer Umplanung des gesamten Erdgeschosses inklusive barrierefreiem Zugang.“

Das Angebot lag somit circa 980.000 Euro oberhalb des kalkulierten Ansatzes, dies entspricht etwa 65,4 Prozent.
Jürgen Lauten, Hochbauamtsleiter

Für den Neubau war ursprünglich eine Vergabe an ein Generalunternehmen vorgesehen. Doch nur eine Firma hatte ein Angebot abgegeben: über brutto 2,47 Millionen Euro. „Das Angebot lag somit circa 980.000 Euro oberhalb des kalkulierten Ansatzes, dies entspricht etwa 65,4 Prozent“, bilanzierte Lauten.

Ausschreibung wurde wegen der Mehrkosten aufgehoben

Aufgrund dieser „gravierenden Mehrkosten“ wurde die Ausschreibung aus wirtschaftlichen Gründen aufgehoben. Nun soll eine Ausschreibung nach einzelnen Gewerken erfolgen.

Das bisher beauftragte Architekturbüro Luft GmbH hat die Kostenberechnung für die geänderte Planung angepasst. Dies führt zu einer rund zehnprozentigen Preissteigerung um 215.000 Euro gegenüber den im Haushalt angemeldeten Mitteln.

Die Mehrkosten werden im Etat für die Generalsanierung der Realschule „versteckt“. Der Deckungsnachweis könne also über die Generalsanierung Realschule erfolgen. Dafür sind für das Jahr 2024 vier Millionen Euro sowie für 2025 eine Verpflichtungsermächtigung von sechs Millionen Euro vorgesehen. „Der Baubeginn sowie Baufortschritt der Generalsanierung ist somit nicht gefährdet“, betont die Stadtverwaltung.

Große Birke auf dem Grundstück wird gefällt

Mit den weiteren Planungsphasen soll nun das bisherige Architekturbüro beauftragt werden. FWG-Stadtrat Martin Hahn wollte sich nicht mit den dafür aufgerufenen Honorarkosten von 130.000 Euro brutto abfinden. „Ich habe den Eindruck, dass hier der Architekt zweimal richtig zugeschlagen hat.“

Hochbauamtsleiter Lauten hingegen verwies auf die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI): „Man muss laut HOAI mit zehn bis 14 Prozent Architektenhonorar rechnen“, gab er zu bedenken. Die HOAI-Vorgaben dürften weder unter- noch überschritten werden.

Es handele sich nun um eine Ausschreibung nach Gewerken und nicht mehr um eine funktionale Ausschreibung. Im Zuge des Abbruchs wird auch die große Birke auf dem Grundstück gefällt. Dies sei aus Sicherheitsgründen unumgänglich, argumentierte Lauten. Denn durch das Ausheben der Baugrube nur wenige Meter entfernt sei die Standsicherheit des Baumes nicht mehr gewährleistet.

nach oben Zurück zum Seitenanfang