Gut elf Jahre nach der Fusion der Sparkassen Baden-Baden und Gaggenau zu einem gemeinsamen Kreditinstitut wird jetzt ein nächster großer Schritt vorbereitet. Die Sparkasse plant, mittelfristig einen Großteil ihrer Abteilungs- und Beraterbüros in ihrem Gebäude am Bahnhof Gaggenau zu räumen und sie dem Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen. Zu entsprechenden BNN-Informationen wollte Vorstandsvorsitzender Lothar Volle am Dienstag unter Verweis auf die erst noch folgende Verwaltungsratssitzung zu diesem Thema keine Stellung nehmen.
Der Sparkassenchef betonte aber gegenüber dieser Zeitung, „dass wir als Sparkasse im Marktbereich vollumfänglich in Gaggenau bleiben werden“. Lothar Volle sagte auch, „dass wir uns in Gaggenau wohlfühlen“. Der Verwaltungsrat werde bald über eine Vorlage zu diesem Thema einen Beschluss fassen. Danach will das Kreditinstitut detaillierte Angaben zu seinem Vorhaben machen.
Hochhaus ist stadtbildprägend
Gut vorstellbar ist, dass das Erdgeschoss des großflächigen Gebäudes auch in Zukunft für Dienstleistungen der Sparkassen zur Verfügung stehen wird und damit für die Kunden zugänglich bleibt. Das einst von Christopf Kohlbecker geplante Sparkassen-Hochhaus, ohne Zweifel stadtbildprägend, umfasst sechs Geschosse und eine Art Penthouse.
Der Großteil des aktuellen „Beratungs-Center“, wie die Sparkasse ihre Immobilie nennt, besteht ab dem ersten Obergeschoss aufwärts aus Büros, die - nach einem entsprechenden Umbau - nach Informationen dieser Zeitung überwiegend in Wohnungen umgewandelt und vermarktet werden sollen. Zumal im Gefolge der Fusion, die am 1. Januar 2009 in Kraft trat, bereits Abteilungen in Baden-Baden konzentriert wurden und Mitarbeiter, die früher am Bahnhofsplatz in Gaggenau ihren Arbeitsplatz hatten, seitdem in die Kurstadt pendeln. Mithin wird längst nicht mehr die gesamte Fläche in Gaggenau benötigt.
„Filetstück“ der Stadtentwicklung
Das Areal, in dem sich die Sparkasse befindet, gilt als ein „Filetstück“ für die städtebauliche Entwicklung von Gaggenau. Das Gelände um Bahnhof und Sparkassendeck soll sich nach dem gemeinsamen Willen von Gemeinderat und Stadtverwaltung in der Zukunft deutlich attraktiver als heute präsentieren. „Wir wollen dort städtebaulich etwas Wertvolles bekommen“, sagte OB Christof Florus im Oktober 2018 vor dem Gemeinderat. Damals fasste das Gremium mit einstimmigem Votum den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan “Innenstadt-Bahnhof“. Dies im Wissen, dass es sich mit Blick auf die Größe der Aufgabe um ein mehrjähriges Verfahren handeln würde.
Nach diesem Planentwurf werden das Bahnhofsgebäude und das Parkdeck der Sparkasse abgerissen. Dann wäre Platz, um – so hieß es vor zwei Jahren – hochwertige und filigrane Gebäude mit maximal fünf Geschossen (plus Penthouse) schaffen zu können. Zur Erinnerung: Auch auf der anderen Seite der Gleise, nur wenige Meter entfernt in der Hildastraße, entstanden im Mehrgeschosswohnungsbau attraktive Wohnungen, die sehr schnell ihre Käufer fanden. Der auf den Weg gebrachte Bebauungsplan „Innenstadt-Bahnhof“ sieht auch Platz für Einzelhandel und – nicht zuletzt – Fläche für ein in Gaggenau dringend benötigtes Hotel vor; so lautete jedenfalls die Zielvorgabe im Oktober 2018.
Parkdeck wird abgerissen
Voraussetzung damals für die Planung war, dass sich die Sparkasse nach langem Zögern und Abwägen bereiterklärt hatte, auf ihr ohnehin in die Jahre gekommenes Parkdeck zu verzichten. Mit dem beschlossenen Abriss des sanierungsbedürftigen Betonklotzes erhielten die Stadtplaner neue Gestaltungsmöglichkeiten.
Die vom Geldinstitut benötigten Parkplätze für ihre Mitarbeiter und Kunden sollten dann in einer Tiefgarage Platz finden, die ohnehin im Zuge einer großflächigen Neugestaltung des Areals am Bahnhof geschaffen werden müsste. Diese Tiefgarage, die im Zuge des Bebauungsplans „Innenstadt – Bahnhof“ konkretisiert werden müsste, könnte zukünftig auch die Stellflächen für die Wohnungen im Sparkassengebäude bereithalten.