
Geplant habe er nichts. Aber seine Tür verschließe er natürlich auch nicht. „Wer kommt, ist da“, sagt Heinz Goll, der am Donnerstag 85 Jahre alt wird. Familie, Freunde, Abgeordnetenfreunde – „da sind in Nullkommanichts 40 Personen zusammen“, sagt das Gaggenauer SPD-Urgestein und ihm ist die Vorfreude zwei Tage vor seinem Geburtstag deutlich anzuhören.
Die Diamantene Hochzeit hat er fest im Blick
„Freu dich über jeden Geburtstag, je mehr du hast, desto älter wirst du“, zitiert Goll. Doch die Feier zum 85. soll die letzte in dieser Form sein. „Das machen wir noch ein Mal“, habe er mit seiner Frau besprochen. Nächstes Jahr stehe die Diamantene Hochzeit an, die soll dann im engsten Kreis begangen werden, „vielleicht fahren wir zwei, drei Tage weg“, sagt Goll.

Er ist dankbar dafür, überhaupt noch mit seiner Frau Ursula feiern zu können. Eine schwere Operation mit langer Reha habe die vergangenen Monate geprägt. „Aber sie lebt und das ist ein Wunder.“ Bei der Goldenen Hochzeit habe er noch gescherzt, sie feiere 50 Jahre Ehe, er dagegen nur 25, „weil ich so viel unterwegs war“.
Ein Leben für Gewerkschaft, Partei, Politik und Vereine
Es ist in der Tat ein bewegtes Leben, auf das Goll zurückblicken kann. 1962 tritt er in die SPD ein, ein Jahr später wird er Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gaggenau. 1972 rückt er in die Führungsriege auf, übernimmt das Amt des zweiten Bevollmächtigten, von 1980 bis 1996 steht er als erster Bevollmächtigter an der Gewerkschaftsspitze.

Ähnlich steil verläuft die politische Karriere. 1964 übernimmt er die Leitung des SPD-Ortsvereins, 1977 steht er schließlich für zehn Jahre an der Spitze des Kreisverbands. Bereits 1969 wird er in den Gemeinderat gewählt, bleibt bis 2011 Stadtrat, 26 Jahre lang ist er Fraktionsvorsitzender, über Jahre sitzt er auch im Rastatter Kreistag. 1984 wird Goll in den Landtag gewählt und bleibt hier vier Legislaturperioden Abgeordneter für den Wahlkreis Rastatt.
Goll will letzte Ämter abgeben
„Ich war viel auf Trab“, beschreibt Goll diese Zeit. „Unsere Wohnung war meine Durchgangsstation.“ Das Zuhause habe seine Frau gemanagt. „Sie hat eine ähnliche Energie wie ich.“ Das zeige sich auch jetzt im Genesungsprozess. Und doch sei klar: „Ich muss meine Frau jetzt stärker unterstützen.“ Aufgeben gebe es für ihn nicht. Nicht umsonst hätten die Gaggenauer gerne gesagt: „Da kommt das Stehaufmännchen.“
Auch deshalb, aber nicht nur deshalb, will Heinz Goll seine Ankündigung vom Frühsommer wahr machen und sich aus den letzten Funktionen zurückziehen. Noch immer ist er Vorsitzender der „Menschen für Sankt Laurentius“, die zuletzt Wolfgang Schäuble als Gast nach Gaggenau geholt haben. Auch bei der Organisation von zwei Konzerten und einem Vortrag hat Goll noch immer seine Finger im Spiel.
Zum einen, weil die Nachfolgesuche schwieriger ist, als erhofft. „Im Dezember, spätestens aber Februar oder März“ will er den Verein einem Nachfolger übergeben, „auch wenn es mir nicht leicht fällt“.
Wenn ich aufhöre etwas zu tun, höre ich auch auf zu existieren.Heinz Goll
über sein bewegtes Leben
Zum anderen könne er nun mal nicht stillsitzen. Gemütlich fernsehen? Nicht Heinz Goll. Er mache immer etwas nebenbei. Lesen, schreiben, Kreuzworträtsel lösen. Er sei von der Angst getrieben, „wenn ich aufhöre etwas zu tun, höre ich auch auf zu existieren“. Er sagt es nur halb im Scherz.
Auch er spüre das Alter. „Alles braucht mehr Zeit.“ Und die will er mit seiner Frau verbringen. Sein Wunsch: „Gesund beisammen bleiben zu können.“ Aber sollte er irgendwo gebraucht werden, helfe er natürlich gerne. „Aber nicht führend“, sagt Goll. „Irgendwann ist damit auch Schluss.“