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Vielschichtige Gründe

Sport-Fischer schließt seine Filiale in Gaggenau

Seit 1954 in Gaggenau, seit zehn Jahren am Anfang der Fußgängerzone – in diesem Herbst kommt das Aus: Das Sporthaus Fischer schließt seinen Standort in Gaggenau.

Sport-Fischer Gaggenau. Mira Kevric (links), Beatrix Trust
Das Sporthaus Fischer schließt in Gaggenau. Auch für die Mitarbeiterinnen Mira Kevric (links) und Beatrix Trust geht damit eine Ära zu Ende. Foto: Lina Schmidt

Die Gründe für die Schließung sind vielschichtig, bestätigt Inhaber Ernst Fischer. Die Zukunft der Immobile an der Ecke Hauptstraße/Konrad-Adenauer-Straße ist ungewiss.

Die gute Nachricht immerhin: Das Stammhaus in Gernsbach sei von der Schließung nicht betroffen, betont Fischer. Dort sollen auch die drei festangestellten Mitarbeiter und die Aushilfskraft aus Gaggenau weiter beschäftigt werden.

Unübersehbar ist die Rabattwerbung an den Schaufenstern – der Ausverkauf läuft. Noch bis Ende Oktober werde das Geschäft in Gaggenau geöffnet sein. Leicht habe er sich die Entscheidung nicht gemacht, versichert Ernst Fischer. „Ich will nicht auf irgendetwas herumhacken. Viele Einzelfaktoren haben mich dazu bewogen, die Filiale zu schließen.“

Der Kundenzuspruch an sich sei nach wie vor in Ordnung, betont der Geschäftsmann. Ein Hauptgrund für das Aus: Zwei Hauptlieferanten, Adidas und Nike, würden den stationären Einzelhandel nicht mehr im erforderlichen Maß beliefern. Fischer: „Bisher konnte man sich durch manövrieren, um an die richtige Ware zu kommen. Mittlerweile geht das nur noch über Drittanbieter. Aber das ist in der Regel nicht die Ware, die ich brauche, sondern Ware, die schon geraume Zeit auf dem Markt ist. Die Industrie entscheidet immer mehr, welche Waren wir wann und wie bekommen.“

Sporthaus Fischer Gaggenau
Das Sporthaus ist derzeit noch im Gebäude des Gaggenauer Vereinsheims auf 349 Quadratmeter Verkaufsfläche vertreten. Foto: Lina Schmidt

Diese Entwicklung komme nicht von ungefähr. Schließlich habe sich der deutsche Einzelhandel zu sehr auf einige wenige Marken konzentriert: „Wir haben die groß gemacht und das ist nun die Folge“, sagt Fischer mit Blick auf Branchenführer wie Adidas oder Nike: „Wenn Sie 60 Prozent Umsatz mit diesen beiden machen, bislang immer gut gefahren sind und dann nicht mehr beliefert werden, dann tut das weh.“

Corona-Krise hat Sport-Fischer in Gaggenau Mitarbeiter gekostet

Den Ausfall zu kompensieren, dies sei schwer. Der Versuch, andere namhafte Hersteller, zum Beispiel Under Armour, Champion, Jako oder Erima, ähnlich populär zu machen, verlange einen langen Atem.

Als weitere Gründe für die Filialschließung nennt Fischer den Verlust von Mitarbeitern während der Corona-Krise. hinzu kommen kostspielige EDV-Probleme: Die immer wichtiger werdende Online-Präsenz binde viele Ressourcen. Auch die Tendenz, Verkaufsmessen virtuell auszurichten, erschwere kleinen Händlern das Geschäft: „Ich kaufe blind die Ware und weiß nicht, was ich kriege.“ Einige Male habe er so nicht verkäufliche Ware bekommen. „Ich kann die nicht zurückschicken, ohne fundiert zu reklamieren, das ist anders als bei den Endverbrauchern.“

Mit der Schließung von Sport-Fischer wird es in der Großen Kreisstadt kein Sport-Fachgeschäft mehr geben. Derzeit belegt das Unternehmen im Gebäude des städtischen Vereinsheims zwei Etagen mit insgesamt 453 Quadratmetern, davon 349 Quadratmetern Verkaufsfläche. Sport-Fischer hatte Ende 2012 seinen damaligen Standort in der nördlichen Hauptstraße an den Anfang der Fußgängerzone verlagert. Bis dahin firmierte dort 27 Jahre lang Intersport Schwend.

Wenn erneut ein Einzelhandelsgeschäft die Flächen belegt, würde er dem Inhaber seine Ladeneinrichtung günstig abgeben, sagt Ernst Fischer. Mit der Vermarktung der Flächen ist die Projektdata Immobilien AG betraut. Bislang gebe es keinen Nachfolger, sagt deren Vorstand Jürgen Schmidt. Kommentar

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