
Ein beliebtes Ausflugsziel für viele Familie war am Sonntag die Entsorgungsanlage „Hintere Dollert“ in Gaggenau-Oberweier, die ab 11 Uhr erstmals zu einem Tag der offenen Tür geladen hatte. Gleich am Eingang lockte der Verschenkmarkt, der gut frequentiert war. In den vergangenen Wochen konnten Kunden, die ihren Müll abladen wollten, auch funktionsfähige Gebrauchtwaren mitbringen, die gezielt für den Tag der offenen Tür gesammelt wurden.
Vom Spielzeug über Geschirr bis hin zum Christbaumständer gab es allerlei Nützliches und auch Dekoratives. Die Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) waren ständig dabei, das Angebot auf den Tischen nachzufüllen.
Kinder stehen Schlange am Müllwagen
Großen Andrang erfuhr auch Müllmann Matusewiz Maciek, der Kinder leere Tonnen per Knopfdruck in den Müllwagen kippen ließ. Der fünjährige Finn aus Bad Rotenfels bekam leuchtende Augen, als er Müllmann spielen durfte. Der dreijährige Jan aus Kuppenheim konnte gar nicht genug kriegen: „Er ist schon zum dritten Mal hier“, meinte seine Mutter schmunzelnd. Obwohl er sich auf die Zehenspitze stellte, kam er nicht an den Knopf ran. Maciek hob den Steppke hoch, der mit aller Kraft den Knopf drücken durfte.
Ein umweltfreundliches Elektrobähnle war für Deponierundfahrten vorgesehen, es gab allerdings bereits nach zwei, drei Fahrten den Geist auf. „Wir wissen nicht, woran es liegt, wir suchen noch den Fehler“, meinten die Techniker. Kurzerhand sprang ein AWB-Mitarbeiter mit einem Transporter als Ersatz ein. Kurz nach der Abfahrt sticht eine riesige Fläche mit schwarzer Folie ins Auge, insgesamt 14.000 Quadratmeter. „Das ist der Bereich der Zentraldeponie, die voraussichtlich ab November stillgelegt wird“, erläutert er. Der Transporter hält an der Umweltbildungsstation, die 2021 eingeweiht wurde.
Umweltbildungsstation unterrichtet 20 Schulklassen im Monat
Umweltpädagogin Kassandra Fleming leitet die Station, die auf einem ansprechenden Areal alle möglichen Themen rund um Müll und dessen Vermeidung thematisiert. Da gibt es beispielsweise Sitzgelegenheiten aus Altreifen, die Sitzfläche besteht aus einem Netz aus Nylonschnüren. Ein paar Meter weiter steht die Musikwand. An ihr hängen Töpfe, Pfannen, Schilder und andere Dinge aus Blech, auf denen die Kinder mit einem Kochlöffel draufschlagen können.

Ein Barfußpfad der etwas anderen Art schließt sich an: Die einzelnen Segmente bestehen aus Kronenkorken, Bruchbeton, Plastikflaschen, behandelten Glasscherben, Plastikdeckeln und Pfannen.
In einer Ecke steht das „Container-Kino“, in dem zwei selbst produzierte Kurzfilme zum Thema Entsorgung gezeigt werden. Diese sind auch auf der Homepage des AWB zu finden sowie auf Instagram und Facebook.
Kassandra Fleming betreut im Schnitt 20 Schulklassen im Monat, etwa eine Handvoll davon kommt direkt auf die Deponie. „Wenn eine Klasse mit dem Bus kommen möchte, dann gibt es von uns einen Zuschuss“, verdeutlicht Karin Zettner, die beim Abfallwirtschaftsbetrieb den Bereich Öffentlichkeitsarbeit leitet.
Über den ganzen Tag verteilt werden drei Führungen auf dem Deponiepfad angeboten. Schautafeln erläutern gut verständlich die Geschichte der Deponie. Auf ihr wurden seit 1966 Hausmüll und Bauschutt abgeladen, seit 1972 wird die 19 Hektar große Anlage vom Landkreis Rastatt betrieben.
In dem Bereich, in dem die Anlieferer ihren Müll ausladen, stehen ein großes Festzelt und eine Bühne, auf der die Stadtkapelle Gaggenau und die Musikschule Auftritte haben. In der im Vorjahr erneuerten Umladestation ist ein großer Greifbagger im Einsatz, der den Restmüll packt und in einen großen Transportcontainer wirft. Bereits seit 1999 wird kein Restmüll in Oberweier deponiert, sondern verbrannt, erklärt Landrat Christian Dusch.
Er freut sich über die vielen Besucher, die den Weg hierher finden. Im Jahr 2018 hat es auf der Deponie in Bühl einen Tag der offenen Tür gegeben, der auf großen Zuspruch gestoßen sei. „Wir wollen Abfallwirtschaft begreifbar machen und mit dem heutigen Tag auch die während der Corona-Pandemie in Betrieb genommene Umweltbildungsstation noch bekannter machen“, so der Landrat. Am späten Nachmittag zieht die kaufmännische Betriebsleiterin Claudia Gärtner eine positive Bilanz: „Wir schätzen, dass etwa 1.200 Besucher gekommen sind. Alle Führungen waren sehr gut nachgefragt, die Arbeit hat sich für uns gelohnt.“