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Sieben Kriterien

Tester von IHK und Stadt nehmen die Gaggenauer City unter die Lupe

Online-Handel, Corona und jetzt die Energiekrise: Die Herausforderungen für die Innenstädte nehmen nicht ab. Deshalb hat die Stadt Gaggenau das Angebot, einen Innenstadtcheck zu machen, gerne angenommen. 

Sabine Meißner, Inhaberin ToBee - EinFach dein Fach in Gaggenau
Mehr Grün in der Stadt: Sabine Meißner von „ToBee“ weiß, dass sich viele Kunden mehr Pflanzen in der City wünschen. Die Probleme der Innenstadt liegen aber woanders. Foto: Swantje Huse

Verhängte Schaufenster, eine Fußgängerzone, die nicht komplett autofrei ist, kein Spielzeugladen oder Kinderbekleidungsgeschäft – wer will, kann so manchen Kritikpunkt in der Gaggenauer City finden.

Doch so schlecht steht die Innenstadt gar nicht da: „Gaggenau ist schon mal ganz gut aufgestellt zwischen der Konkurrenz von Karlsruhe über Ettlingen und Rastatt bis Baden-Baden.“

Diese Worte sagt jemand, der es wissen muss: Christopher Woschek ist Innenstadtberaten bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Karlsruhe und nimmt derzeit nicht nur die Gaggenauer City unter die Lupe. Die IHK hat elf Kommunen zwischen 10.000 und 50.000 Einwohnern das Angebot für einen so genannten „Innenstadtcheck“ gemacht.

Alle elf haben angenommen. Gaggenau ist die dritte Kommune, die Woschek besucht hat. Er war schon in Ettlingen und Malsch unterwegs und nächste Woche steht Rastatt in seinem Terminkalender.

Tester nehmen Gaggenauer Innenstadt regelrecht auseinander

Sieben Kriterien hat Woschek gemeinsam mit einer Kollegin unter die Lupe genommen. Dabei waren die beiden nicht alleine: Auch Gaggenaus Citymanager Philipp Springer und Vertreter des Einzelhandels waren dabei.

Eine davon war Sabine Meißner, die Inhaberin des Kunsthandwerkladens „To Bee“ in der Hauptstraße und zugleich Mitglied der Werbegemeinschaft „Lebendiges Gaggenau“. „Wir haben die Stadt regelrecht auseinandergenommen für die IHK“, erzählt sie. „Das war sehr interessant.“

Christopher Woschek (Innenstadtberater der IHK Karlsruhe), Lisa Jüllig (Referentin Handel der IHK Karlsruhe), Sabine Meißner (Werbegemeinschaft, Inhaberin ToBee), Philipp Springer (City Manager der Stadt Gaggenau), Dominik Müller (Werbegemeinschaft, Inhaber Modehaus Z.Müller)
Die Innenstadtchecker: Christopher Woschek und Lisa Jüllig von der IHK Karlsruhe waren gemeinsam mit Einzelhändlerin Sabine Meißner, Citymanager Philipp Springer und Dominik Müller vom gleichnamigen Modehaus unterwegs. Foto: Angelika Schmied

Denn wie sich bei dem Treffen Ende August herausstellt, ist die Sicht vor Ort eine ganz andere als die von außen. Stichwort Begrünung. „Ich weiß, dass sich viele Kunden mehr Grün in der Innenstadt wünschen würden“, sagt Meißner. Darauf angesprochen sei die Reaktion des IHK-Innenstadtberaters aber eindeutig gewesen: „Er fand es total grün.“

Vielleicht guckt man ja doch ein bisschen kritischer auf die eigene Stadt?
Philipp Springer, Citymanager Gaggenau

Ähnliches hat auch der Citymanager beim Stichwort Leerstand festgestellt. „Das scheint im Vergleich zu anderen Städten gar nicht so problematisch“, freut sich Springer und räumt ein: „Vielleicht guckt man ja doch ein bisschen kritischer auf die eigene Stadt?“

Gaggenauer Innenstadt kann insgesamt punkten

Den Leerstand findet Innenstadtberater Woschek völlig unproblematisch. „Hier gibt es eine geringe Leerstandsquote und das Verhältnis zwischen Stadt und Eigentümern ist sehr gut.“

Und bei der Begrünung ist es ein ganz anderer Aspekt, der ihm aufgefallen ist: Wer sich vor Ort nicht auskenne, finde den Murgpark nicht. Dabei sei das ein echter Pluspunkt direkt neben der Innenstadt gelegen. Überhaupt sei die Aufenthaltsqualität einer der wenigen Minuspunkte, die ihm aufgefallen seien.

Leerstand in der Gaggenauer Innenstadt, Hauptstraße
Es gibt ihn doch: Leerstand ist auch in der Gaggenauer Hauptstraße zu sehen. Problematisch ist der Zustand nach Einschätzung der IHK Karlsruhe aber nicht. Foto: Swantje Huse

Auf der Seite der Pluspunkte sieht es dagegen richtig voll aus: Der Mix der Branchen sei „sehr gut“, alle öffentlichen Einrichtungen seien zentral gelegen, die Innenstadt sehr gut erreichbar, mit dem Auto genauso wie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, zudem gebe es viele Veranstaltungen, die die City beleben. „Das ist wirklich sehr, sehr gut“, lobt Woschek. Und auch die Vermarktung der Stadt sei insgesamt gut, „mit Potenzialen“.

Innenstadt-Passanten werden gezählt und befragt

Welche das genau sind, wird die Detailauswertung zeigen. „Bisher wissen wir noch nicht viel“, sagt Geschäftsfrau Sabine Meißner. Und auch Citymanager Philipp Springer ist gespannt, was am Ende des Checks herauskommen wird.

Denn neben dem Vor-Ort-Besuch sind noch weitere Schritte geplant: An ausgewählten Orten, so auch im Schaufenster von Meißner, wird die Passantenfrequenz in der Innenstadt gemessen.

Außerdem können die Geschäftsleute bei einem Schaufenstercheck mitmachen und sich Tipps von Dekorateuren holen – worauf sich Meißner schon freut. „Ich habe das ja nicht gelernt.“ Und am 24. September wird eine Meinungsforschungsinstitut eine Passanten-Befragung machen.

Sie kommen vielleicht nicht gleich morgen, aber dafür übermorgen.
Philipp Springer, Citymanager Gaggenau

Es gehe vor allem darum, „Visionen für die nächsten Jahre“ zu entwickeln, erklärt Woschek. Und Springer sagt: „Wir sind noch in der Sammelphase.“ Die Passanten-Befragung spiele am Ende eine große Rolle.

Konkrete Veränderungen werden Schaufensterbummler also voerst nur genau dort sehen: in den Schaufenstern. Kleinigkeiten wie Hinweisschilder auf den Murgpark werden noch auf sich Warten lassen. „Sie kommen vielleicht nicht gleich morgen, aber dafür übermorgen“, so Springer. Und damit, versichert er, sei nicht die ferne Zukunft gemeint.

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