Lange Bootsfahrten durch klares Meerwasser, feiner Kies unter den Füßen, ein kühles Bier in der Hand: Michael Schiel hat seinen dreiwöchigen Urlaub in Kroatien in vollen Zügen genossen. Mit seiner Frau ist er in ein abgelegenes Fischerdörfchen auf der Insel Hvar gefahren, inklusive ihrer beiden Hunde und der Hauskatze.
„Ich fühle mich hier brutal wohl“, sagt der Selbacher Ortsvorsteher. „Seit drei Jahren machen wir in dieser Traum-Bucht Urlaub.“ Die kleine Siedlung Dubac, Teil des Dorfs Zastražišće, liegt sehr abgeschieden. Steile, enge Wege führen hinab zu den Häusern am Strand; Wasser fließt nur dank Regenwasser-Tanks, Strom dank Solarpaneelen.
Touristisch unerschlossenes Gebiet mit aufgeschlossenen Einwohnern
Die Stadt Jelsa ist nicht weit, ein Restaurant, Bäckerei, Gemüsestand, Weinbauern und Fischer auch nicht. In Schiels Erzählungen klingt die Atmosphäre heimelig, die Einwohnerschaft herzlich und aufgeschlossen. „Wir gehören wirklich dazu.“
Ich hatte absolut keinen Bammel, dass da was ist.Michael Schiel, Selbach, über die Ansteckungsgefahr in seinem Ferienort
Dabei sind er und seine Frau durchaus eine Ausnahme im Ort: „Es kommen fast keine Touristen hin“, berichtet Schiel. In der Corona-Zeit ist das ein offenkundiger Vorteil. Eine Ansteckung mit dem gefürchteten Virus war für ihn kein Thema. „Ich hatte absolut keinen Bammel, dass da was ist.“ Auch bei den Nachbarn bemerkte er keine Sorge, er könne das Virus in den Ort tragen.
Als er am Mitte August einreiste, war seine Reiseregion Split-Dalmatien allerdings auch noch nicht zum Risikogebiet erklärt worden. Das geschah erst eine Woche später, am 20. August. Bei seinem ersten Wochenend-Besuch in der Stadt Jelsa herrschte deshalb noch reger Ferienbetrieb, wenn auch wie in Deutschland mit Abstand und Masken.
Allerdings: „Erschreckend waren die Sauf-Boote“, sagt Schiel. „Da waren hunderte Leute drauf“, dicht gedrängt und scheinbar sorglos. „Das war Chaos.“
Ein positiver Nebeneffekt: Weniger Plastikmüll am Strand
Schon eine Woche später sah es in Jelsa ganz anders aus. „Da war alles tot.“ Die Corona-Warnung habe viele Urlauber nach Hause getrieben, erfuhr Schiel von seinem Vermieter. Auch auf dem Meer waren die Auswirkungen zu sehen: Weniger Yachten und Boote zogen ihre Bahnen. Das hatte in Dubac einen positiven Nebeneffekt: Die Wellen spülten merklich weniger Plastikmüll am Strand an.
Dafür bemerkte Schiel Seesterne und kleine Rochen in der Bucht, die ihm bislang nicht unter die Augen gekommen waren. Also genoss er den Anblick und die Ruhe in seinem Feriendomizil.
Der einzige Wermutstropfen war der Coronatest nach der Rückkehr. Besser gesagt: Das Warten aufs Ergebnis. Die Schiels hatten zunächst damit gerechnet, es innerhalb von 48 Stunden zu erhalten und montags wieder ihrem Alltag nachgehen zu können.
Das war wirklich super durchorganisiert.Michael Schiel, Selbach, über die Corona-Teststation in Bayern
Direkt bei ihrer Einreise, mitten in der Nacht am vergangenen Freitag, machten sie in Bayern an einer Teststation Halt. „Das ging ratzfatz“, erinnert sich Schiel. Sie fuhren von der A8 auf die Rastanlage Hochfelln-Nord, wurden zu weißen Zelten gewiesen, füllten via QR-Code einen ausführlichen Fragebogen aus und ließen einen Rachenabstrich machen.
„Das hat uns alles in allem eine halbe Stunde gekostet. Das war wirklich super durchorganisiert.“ Anschließend begaben sie sich daheim in Quarantäne. Allein: Aus den angekündigten 48 Stunden wurde nichts. Einen Tag Arbeit musste Manuela Schiel deshalb kurzfristig absagen. Montagnacht kam dann glücklicherweise die Nachricht: Beide Tests waren negativ.