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Negative Schnelltests sind Voraussetzung

Trotz hoher Inzidenz: Gaggenau will Einzelhandel und Gastronomie schnellstmöglich mit Einschränkungen öffnen

Die Stadt Gaggenau will mit dem Gaggenauer Modell den Einzelhandel und die Gastronomie so schnell wie möglich mit Einschränkungen öffnen. Voraussetzung sind negative Corona-Schnelltests. Das neue Konzept stößt auch auf Kritik.

Menschen stehen in einer Fußgängerzone.
Großer Corona-Frust: Am Montag protestierten rund 25 Einzelhändler gegen den erneuten Lockdown. Die Stadt Gaggenau reagiert nun mit einem Konzept zur eingeschränkten Öffnung. Foto: Adrian Mahler

OB Christof Florus nennt es das Gaggenauer Modell: Die Stadt will die Gastronomie und den Einzelhandel schnellstmöglich mit Einschränkungen wie dem Modell „Click&Meet“ öffnen.

Wer einen tagesaktuellen negativen Corona-Test vorweisen kann, „darf überall in Gaggenau einkaufen und auch essen gehen“, sagt Florus am Montag bei der Vorstellung des Konzepts. Gaggenau komme dabei zugute, dass ab Montag das Testzentrum für kostenlose Schnelltests in der Jahnhalle den Betrieb aufnimmt.

Das Gaggenauer Modell gibt auch vor, dass alle Mitarbeiter der Firmen täglich getestet werden. Kleineren Betrieben will die Stadt dabei unter die Arme greifen.

Bereits Kontakt zu den Firmen aufgenommen

Die Verwaltung steht laut Florus schon im Kontakt mit den Firmen. Von größeren Unternehmen ab etwa 50 Mitarbeitern aufwärts erwarte die Stadt dagegen, dass sie selbst Tests für ihre Mitarbeiter anbieten – etwa durch die Betriebsärzte.

„Testen, testen, testen“, ist nach Florus Aussage die Devise beim Gaggenauer Modell. Das Konzept soll es Einzelhändlern ermöglichen, wieder Umsätze mit „Click&Meet“ zu generieren.

In der vergangenen Woche bis einschließlich Montag habe das Modell sehr gut funktioniert, erklärt Florus. Bei „Click&Meet“ vereinbaren Kunden vorab einen Termin und kommen dann in den Laden.

7-Tage-Inzidenz deutlich über 100

Weil die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Rastatt aber deutlich über 100 liegt, darf der Einzelhandel aktuell nur „Click&Collect“ – die Lieferung und Abholung der Waren – anbieten.

„Wir wollen jetzt einen ersten Schritt zur Normalität gehen. Die Betriebe brauchen eine Perspektive“, sagt Florus. Bei der Gastronomie sei eine Wiedereröffnung aber erst zeitversetzt zum Einzelhandel möglich, weil die Planungen noch Zeit brauchten. Wann genau das Gaggenauer Modell startet, vermag der OB nicht zu sagen.

Er hält es für realistisch, dass es bereits in ein bis zwei Wochen im Einzelhandel umgesetzt werden kann. Das neue Konzept hat die Stadtverwaltung laut Florus diese Woche bereits an sämtliche Gemeinden und Städte im Landkreis Rastatt geschickt sowie an mehrere Werbegemeinschaften.

Florus berichtet von positiven Rückmeldungen

Die Rückmeldungen seien durchweg positiv gewesen. „Der Druck auf die Politik muss von unten kommen“, sagt Florus. Das Konzept sei unter anderem an das Wirtschaftsministerium geschickt worden.

Nun bleibe zu hoffen, dass der Vorschlag in der Bund-Länder-Konferenz Anklang findet, sagt Ordnungsamtsleiter Dieter Spannagel. Anschließend bestimme die Landesregierung über das weitere Vorgehen. Spannagel und Florus halten das neue Konzept für machbar.

Es gebe ausreichend Kapazitäten, um sehr viele Bürger zu testen. Die Apothekerin Tatjana Zambo und ihr Team von der Vital-Apotheke könnten in der Jahnhalle pro Tag 1.000 Menschen auf eine Corona-Infektion überprüfen.

Florus will veranlassen, dass alle Getesteten mit Start des Gaggenauer Modells ihr Ergebnis als Ausdruck bekommen. Wenn dieses negativ ist, könnten die Menschen damit direkt zum Geschäft gehen.

Reaktionen fallen sehr unterschiedlich aus

Doch Harry Schneider, einer der beiden Geschäftsführer des City-Kaufhauses, äußert Bedenken: „Wie zuverlässig sind die Tests überhaupt? Da gibt es zum Teil eine hohe Fehlerquote“, sagt er.

Carmen Merkel, Leiterin des Amts für Gesellschaft und Familie in Gaggenau, antwortet: „In der Jahnhalle werden sehr hochwertige Tests genutzt.“ Spannagel erklärt, dass es zwar keine hundertprozentige, aber eine 98-prozentige Genauigkeit gebe.

Dominik Müller, Geschäftsführer des Modehauses Z. Müller in Gaggenau, befürwortet das Gaggenauer Modell. Click&Collect sei für die Einzelhändler nämlich ein „riesiger Rückschritt“.

Melitta Strack, Inhaberin der Jeans Box und Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Lebendiges Gaggenau“, pflichtet ihm bei. Das sei ein lang ersehnter Lichtblick für die Einzelhändler.

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