Die Stadt Gaggenau treibt die Erweiterung des Bad Rotenfelser Industriegebiets „Holderwäldele” voran. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung am Montag damit, einen städtebaulichen Vertrag mit dem Recyclingbetrieb Lang abzuschließen. Das Unternehmen will sein Betriebsgelände vergrößern.
Das Vorhaben ist umstritten: Die Nachbargemeinden Bischweier und Kuppenheim lehnen es ab. Anwohner befürchten eine deutlich erhöhte Lärmbelastung.
Recycling-Betrieb will sich vergrößern
Die Firma Gerhard Lang Schrott- und Metallrecycling plant eine Erweiterung seiner Firmenfläche von 70.000 auf rund 117.000 Quadratmeter.
Sie erfasst und recycelt Metallabfälle der Industrie und liefert die dabei gewonnenen Rohstoffe an Schmelzbetriebe. Das neue Areal soll über den Hühnergraben hinweg in Richtung Bischweier entstehen.
Deshalb muss die dort befindliche städtische Annahmestelle für Grünschnitt weichen. Ihr neuer Standort ist laut Bürgermeister Michael Pfeiffer bislang noch unklar.
„Wir waren in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich und konnten neue Kunden gewinnen”, sagte Geschäftsführer Martin Lang gegenüber den BNN: „Die bestehenden Flächen sind ausgeschöpft.”
Vorgesehen sind eine Halle für Lkw, ein Abstellplatz für Container und eine Verladehalle mit zwei Bahngleisen. Darüber hinaus sind eine neues Betriebsgebäude und weitere Mitarbeiterparkplätze an der K3737 geplant.
Nachbargemeinden sorgen sich um Lärmschutz
In Gaggenau gibt es nur noch wenige unbebaute Gewerbe- und Industrieflächen. „Dem steht eine hohe Nachfrage gegenüber”, teilt die Verwaltung mit.
Zankapfel mit den Nachbargemeinden Bischweier und Kuppenheim ist vor allem der Lärmschutz. Sie kritisieren die hohe Belastung für die Bürger.
„Wenn morgens die Schrottschere das Metall in die Eisenbahnwaggons fallen lässt, stehst du in Bischweier senkrecht im Bett”, sagt Bürgermeister Robert Wein.
Mit Blick auf das Bebauungsplanverfahren bemängelt er, dass die von der Firma Lang schon jetzt ausgehende Lärmbelastung nicht ausreichend dargestellt werde. So seien die Werte bereits jetzt „an einigen Stellen im Grenzbereich.”
Auch 47 Bürger aus Kuppenheim-Oberndorf kritisieren das Vorhaben in einer gemeinsamen Stellungnahme. „Die Unterzeichner erheben Einspruch gegen die Erweiterung der Firma Lang Schrotthandel”, heißt es in den Anregungen zum Bebauungsplan.
Sie befürchten dadurch einen Verlust an Lebensqualität und Wohnwert - und rechnen mit gesundheitlichen Folgen für die Anwohner.
Stadt Gaggenau sieht kein Problem
Die Gaggenauer Stadtverwaltung verweist dagegen darauf, dass das nächste Wohngebiet „mehr als 300 Meter vom Plangebiet entfernt” liege.
Und weiter: „Aufgrund der Planung sind keine unzulässigen Beeinträchtigungen der Wohnlagen hinsichtlich Lärmschutz, Lebensqualität, Gesundheit und Wohnwert zu erwarten.”
Tatsächlich zeigten aktuelle Lärmprognosen, dass die Umsetzung der Baugebietsentwicklung „zu einer Verbesserung der Tag-Lärmwerte an den Immissionsorten führen würde.”
Auf dem neuen Areal sind geschlossene Hallenwände und der Einsatz von schalldämmenden Bauteilen vorgesehen. Robert Wein hatte sich für eine Beschränkung der lärmintensiven Betriebszeiten ausgesprochen.
Grüne stimmen gegen Bebauungsplan
Der nächste Schritt ist die Offenlage des Bebauungsplan-Entwurfs. Dann haben Bürger, Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, den Planentwurf einzusehen und Stellungnahmen dazu abzugeben.
„Die Stadt Gaggenau hat kaum noch freie Industrieflächen. Deshalb unterstützen wir das Vorhaben”, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Paul. Auch Freie Wähler, SPD, FDP und AfD stimmten dem Bebauungsplan zu. Die Grünen sprachen sich dagegen aus. „Es handelt sich um eines der ökologisch wertvollsten Gebiete in Gaggenau”, sagte Eric Peplau, „das sollten wir nicht opfern.”
Selbst wenn die Stadt Gaggenau das Bebauungsplanverfahren positiv abschließt, ist die Erweiterung des Industriegebiets noch nicht in trockenen Tüchern. Danach müsste die Firma Lang noch ein eigenes Genehmigungsverfahren einleiten, das möglichen Einwendern Rechtsmittel erlaubt.